Impulstopf Freie Szene 
  [download als rtf]  [mailto:offenes.forum@servus.at]
 
Vorschlag
Offenes Forum Freie Szene
18. November 1999
 

0. Perspektive
1. Einrichtung Impulstopf
2. Ziele der Förderung
3. Gegenstand der Förderung
    3.1. Aufbau neuer Strukturen
    3.2. Verstärkte Förderung der bestehenden Einrichtungen zur Erneuerung und Erweiterung
    3.3. Förderung innovativer Projekte
4. Durchführung der Förderung
    4.1. neuer Budgetansatz
    4.2. Beirat
 

Fördermaßnahme von Stadt Linz und Land Oberösterreich zur verstärkten und impulsgebenden Förderung innovativer Kunst und Kultur.

Ein neuer Akzent in der Kulturförderung als Beitrag zur Entwicklungen einer Gesellschaft im Wandel vom Industrie- zum Informationszeitalter.
 
 
 
 
 
 

».... Neue Medien, Zeit-, Basis- und Alltagskultur sind in einen zeitgemässen Kulturbegriff selbstverständlich eingeschlossen. Wichtige Anliegen der Kulturpolitik in Oberösterreich sind die Dezentralisierung des Kulturangebotes, Erleichterung des Zuganges, Zuwendung zu möglichst vielen Kunstsparten mit besonderer Betonung der Gegenwartskultur und Schaffung von Entwicklungsräumen und Podien für Künstler.«
Dr. Josef Pühringer (Kupfzeitung, Juli 1999)
 

"..Der Kulturbegriff läßt sich daher zum Ausgang des 20. Jahrhunderts nicht mehr auf einen engen Kunstbegriff beschränken, sondern umfaßt ebenso den sozialen, technologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Bereich. Gesamtgesellschaftliche Veränderungen und der Wandel von der Industrie- zur Kulturstadt Linz bringen einen Bedarf nach theoretischer Analyse und die Notwendigkeit von Handlungsanregungen für die Kulturpolitik mit sich."

Dr. Franz Dobusch, Dr. Reinhard Dyk (Vorwort Linzer Kulturentwicklungsplan)
 

up
 


Perspektive

Wenn es um die Zukunft geht, dann geht es um die Reinvention, Neufindung, Innovation des Kulturbegriffes. Zukunft heisst in diesem Sinne, nicht zu reproduzieren und zu repräsentieren oder kulturelles Erbe wiederzugeben, sondern aktiv und kreativ an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken.

Vorgegebene Felder der Kunst und Kultur müssen dementsprechend verlassen werden. Ein Agieren aus einem erweiterten Kunstbegriff heraus macht das Denken und Handeln zu einem Faktor gesellschaftlicher Innovation.

Der stattfindende gesellschaftliche Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft, ausgelöst auch durch die Entstehung neuer Kommunikations-technologien sowie von der Hardware zur immateriellen Produktion veränderte auch die Produktionsbedingungen. Neben traditionellen kulturellen Institutionen hat sich in Oberösterreich eine Szene herausgebildet, die sich durch ihre Eigenständigkeit, dezentralisiertes Handeln, Vernetzung, einen neuen Produktionsbegriff sowie die Schaffung neuer Strukturen auszeichnet und so zu einem gesellschafltichen Faktor in Linz und Oberösterreich geworden ist.

Offenes Forum Freie Szene, 18.11.1999
 
 

up
 


 1. Einrichtung des Impulstopfes
 

Der Impulstopf dient als Instrument, als förderpolitische Maßnahme, um dem erweiterten Kunst- und Kulturbegriff Rechnung zu tragen in der Förderung eines prozess-, kommunikations- und experimentorientierten künstlerischen Schaffens und trägt als strukturelle Massnahmen zur beständigen Erneuerung des kulturellen Selbstverständnisses der Region bei.

Der Impulstopf soll eigens eingerichtet werden und versteht sich als Erweiterung und Ergänzung zu den bestehenden Fördertöpfen, die durch die Einrichtung des Impulstopfes nicht in ihrer Höhe sowie ihrer Widmung und Aufgabe minimiert werden dürfen, weil sich sonst der Effekt der Innovation des Impulstopfes wieder aufheben würde.

Der Impulstopf hat im wesentlichen 2 Förderfelder, um die Komplexität und das Verhältnis zwischen Strukturen und Projekten zu gewährleisten, die es zu gleichen Teilen zu fördern gilt:
 

Förderung innovativer Projekte
Förderung Freier Strukturen
Förderung von innovativen, zeitbezogenen und experimentellen Kunst- und Kulturformen, soziokultureller Initiativen, Projekten aus den Bereichen neuer Technologien und Kommunikationsmedien. In diese Förderungskategorie sollen jene Kunst- und Kulturaktivitäten fallen, die zur Innovation im Sinne eines erweiterten Kunst- und Kulturbegriffes, mit Schwerpunktsetzung auf neue Technologien und Kommunikationsprojekten beitragen, unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung von neuen Themen in Kunst und Kultur. Kunst- und Kulturentwicklung, neue Technologien und Kommunikationsmedien, Unterstützung der Arbeit der KünstlerInnen, Initiativen und Einrichtungen durch diese Förderung.
 

Dotation
Land OÖ  20 Mio.
Stadt Linz: 20 Mio.

Der Impulstopf soll über Etappen im Jahre 2000 und 2001 aufgebaut werden.
Erste Stufe 2000:  je 10 Mio.
Zweite Stufe 2001:  je weitere 10 Mio.

 
Beirat
zur Vorbereitung der Förderentscheidung.

 up


2. Ziele der Förderung
 

Die Förderung der Kunst- und Kulturentwicklung, freier KünstlerInnen, Initiativen und Einrichtungen schließt an kulturelle Demokratisierungs- und Dezentralisierungskonzepte der 70er Jahre an, und greift aktuell die kunst- und kulturpolitischen Diskussionen wie im Weissbuch des BKA.Kunst und Klimawechsel der IG Kultur Österreich, sowie im Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz vorgezeichnet, auf.

Der Impulstopf dient als Instrument, dem neuen Kunst- und Kulturbegriff Rechnung zu tragen, in der Förderung eines prozess-, kommunikations- und experimentorientierten künstlerischen Schaffens.

Bei der Entwicklung regionaler Kultur hat es sich erwiesen, daß freie unabhängige Einrichtungen Dynamik und Diskurs erzeugen, die die Eigenproduktivität, das Experiment und die Fähigkeit zur Selbsorganisation fördern.

Diese Strukturen sollen im Hinblick auf Erneuerung und Erweiterung gestärkt werden unter dem Aspekt:
· Nachhaltigkeit
· Zugänglichkeit
· Synergieeffekte auf die gesamte Szene
der Förderung offener Strukturen und Orte mit regionalen Bezügen, wo Eigeninitiative, Eigenkreativität und Innovation stattfinden können. Schaffen von Dezentralen. Schaffung möglichst offener Strukturen.

Autonome Stukturen erhöhen die Unabhängigkeit der kulturellen und künstlerischen Entwicklung. Sie gewähren ein stärkeres Maß an Autonomie für die Verwirklichung kulturpolitischer Zielsetzungen, vor allem aber auch für das Schaffen der KünstlerInnen selbst, indem sie deren Abhängigkeit von kurzfristigen ökonomischen oder politischen Veränderungen mindern.

up

 
3. Gegenstand der Förderung


3.1. Aufbau neuer Strukturen
Für die Entwicklung und Professionalisierung der Freien Szene bedarf es eines Umfeldes von diversifizierten und kleinteiligen Strukturen. Das sind diverse Stationen unterschiedlichen Formats, die einerseits durch Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit, andererseits organisatorisch und produktionstechnisch eine Vielzahl von Projekten unterstützen sollen.
Das können aber ebenso auch Dokumentations- oder Koordinationsstellen sein.

Förderung neuer Strukturen und Arbeitsplätze, die das Umfeld der heimische Szene stärken, Förderungen der Produktivität der heimischen Szene, die zum Kunst und Kulturaustausch beitragen, und die Internationalisierung  heimischer Kunst und Kultur anregen.

Grundprämissen für diese Förderungen sind die Gewährleistung von dem Gemeinnutzen zugute kommenden unabhängigen Strukturen, besondere Berücksichtigung von Frauenprojekten und Nachwuchsförderung.

Unter dem Stichwort „public access" möglichst viele kleine Promotionseinheiten partizipativer Kultur, die Zugänge offen halten und die kulturelle und mediale Kompetenz weiter Bevölkerungskreise entwickeln.

Die Richtlinien bzw. Kriterien der Vergabe unterliegen entweder der Gemeinnützigkeit, oder der Innovation im Sinne eines erweiterten Kunst- und Kulturbegriffes. Gefördert werden sollen Strukturen, die durch ihren Modellcharakter folgende Schwerpunkte aufweisen:

-Innovationscharakter
-Kommunikationsstrukturen
-Produktionsstrukturen
-Vermittlungsstrukturen
-Vertriebs- und PR-Strukturen
-Forschungsorientierung

up

3.2. Verstärkte Förderung der bestehenden Einrichtungen im Hinblick auf Erneuerung und Erweiterung
Diese Förderung versteht sich als Erneuerung und Erweiterung zu eventuell bereits bestehenden Förderungen des Betriebs von Einrichtungen von unabhängigen freien Gruppen und Organisationen.
Zusätzliche Strukturförderungen sollen bei bereits bestehenden Gruppen Entwicklungmöglichkeiten bieten, Programmausweitungen, neue Aufgaben und Produktionsausweitungen sowie zur Behebung bestehender struktureller Mängel beitragen.

Aufgrund der schwierigen Budgetsituationen und dem Fehlen eigener Budgetansätze im Bereich neuer Medien gilt als vordringlichste Maßnahme, die in diesem Bereich vorhandenen Strukturen erstmals auf ein Förderungsniveau zu bringen, das eine Grundexistenzsicherung der Initiativen sicherstellt.

Zum anderen sind im Bereich des Internets bestehende Projekte ausreichend zu unterstützen bzw. Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Aufbau neuer Infrastrukturen ermöglichen.

Durch die Weiterentwicklung der oberösterreichischen Kulturszene - Professionalisierung, Internationalisierung, Medienaktivitäten, Kultur als Feld nachhaltiger Beschäftigung, Kunst und Kultur im Kontext von Orts- und Regionalentwicklung, etc. - muß sich ebenfalls die Beratungs- und Projektbegleitungstätigkeit qualitativ verändern. Stichworte sind hier beispielsweise EU-Förderungen für Kunst und Kultur, die weit über die eigentlichen Kulturförderschienen der Union hinausgehen oder die Aufarbeitung und Beratung im Zusammenhang Kultur und Beschäftigung.

up

3.3. Förderung innovativer Projekte
Dieser Topf soll die Erneuerung und Erweiterung von Kultur- und Kunstprojekten vorantreiben. Es geht darum, die Entwicklung der heimischen Innovation und Kreativität abseits des bestehenden Marktes zu fördern.

Schwerpunkte der Förderung:
• Produktionsorientierung (Schwerpunkte nicht Reproduktion oder Konsum)
• Schwerpunkt neue Technologien und Medien
• längerfristige, prozessorientierte Projekte (Projekte, die nicht der Logik medialer Verwertbarkeit folgen)
• Contentorientierung (Diskurs über gesellschaftliche und technologische Veränderungen, kritische Auseinandersetzung mit dem Stellenwert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft)
• Thematisierung marginalisierter Bereiche
• Forschungsorientierung (Auswertung jenseits der PR, Risikokapital für Experimente, Laborcharakter) - Projekte deren Auswertung nicht in Zuschauerzahlen erfassbar ist.

Zur Unterstützung der Kulturarbeit sollen auch Projekte gefördert werden, die einen Beitrag leisten
-zur Vernetzung und Qualifizierung der freien Einrichtungen und Initiativen
-zur Information über Finanzierungsmöglichkeiten

Die Arbeit der freien Szene soll dokumentiert und evaluiert werden, u.a. durch die Förderung von Veranstaltungen, Symposien und Seminaren, durch wissenschaftliche Begleitforschung und durch Studien.
 

up


4.Durchführung der Förderung


4.1. neuer Budgetansatz
Zur Durchführung der Förderung wird beim Land O.Ö. ein neuer Budgettopf für die
»Förderung innovativer Projekte und freier Strukturen« eingerichtet. Aufgaben im Rahmenn dieser Fördervergabe sind Förderung, Information, Evaluation.

Leistungen und Vorhaben einer natürlichen und von Einrichtungen öffentlicher Hand verschiedenen juristichen Person werden gefördert, die von überregionalem Interesse oder geeignet sind, beispielgebend zu wirken, oder innovatorischen Charakter haben.

up

4.2. Beirat:
Zur Vorbereitung und Vorberatung der Förderung ist ein Beirat einzusetzen, in den auch VertreterInnen  der Kulturinitiativen des Landes einbezogen werden sollen. Die Bestellung von Beiratsmitgliedern erfolgt auf der Grundlage einer Entscheidung durch den/die zuständigeN KulturpolitikerIn auf Vorschlag der jeweiligen Interessenvertretung bzw in Beratung mit SzenevertreterInnen. Bei der Besetzung ist nach dem Prinzip der Ausgewogenheit von Geschlechtern vorzugehen, sowie der Ausgewogenheit zwischen regionalen und überregionalen Personen. Ausgeschlossen sind Personen aus Einrichtungen der öffentlichen Hand. Der Beirat setzt sich zusammen aus Fachkräften, TheoretikerInnen, SzenekennerInnen sowie SzenevertreterInnen und KünstlerInnen.

Die Dauer der Tätigkeit einzelner Beiratsmitglieder darf drei Jahre nicht überschreiten und soll verzahnt rotieren. Insbesondere ist nach dem erprobten Prinzip des »Aktiv-Beirates« vorzugehen. Beiräte sind zu verpflichten, ihrer Arbeit eine Geschäftsordnung zugrunde zu legen. Der Beirat ist zur Führung eines Protokolls durch eines seiner Mitglieder zu verpflichten. Die konkreten Finanzierungsempfehlungen des Beirates haben vorentscheidenden Charakter. Eventuelle Abweichungen von Beiratsentscheidungen durch die/den KulturpolitikerIn bedürfen der schriftlichen Begründung.

up