MASCHINE BRENNT - Stellungnahme der Freien Szene zur aktuellen
kulturpolitischen Situation in Linz
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Was braucht die Kultur?
STIMMUNG
FREIE SZENE Die Rolle und die große Bedeutung der Freien Szene läßt sich in diesem Zusammenhang nicht durch einfaches Stadtmarketing festschreiben. Durch die kontinuierliche kulturelle und künstlerische Arbeit in den letzten Jahrzehnten hat die Freie Szene wichtige Impulse für die Entwicklung der Stadt Linz geleistet, die weit über bloß oberflächliche Repräsentanz und Imageeffekte hinausgehen. Ohne diese qualitativ hochwertige Arbeit der Linzer Kulturszene hätte auch die Bewerbung für Linz als Europäische Kulturhauptstadt mit Sicherheit viel von ihrer Schlagkraft verloren. Der Stellenwert der Freien Szene wurde nicht zuletzt aus diesen Gründen auch im Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz (KEP) entsprechend verankert:- "Die Stadt Linz bekennt sich als Kulturstadt für alle und zu kulturpolitischen Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Technologie und Neue Medien, Offene Räume und Freie Szene." (KEP, S. 9) - "Die Stadt Linz bekennt sich als Kulturstadt zu einer materiellen Absicherung von Kunst und Kultur durch eine entsprechende, den jeweiligen Rahmenbedingungen angepasste Erhöhung des Kulturbudgets." (KEP, S. 20) - "Um das große künstlerische Potenzial der Freien Szene auch in Zukunft in Linz zu halten, muss die Förderung der Freien Szene konsequent und nachhaltig wirksam weitergeführt und ausgebaut werden." (KEP, S. 10) - "Die Stadt Linz sieht die Schaffung von Freiräumen und effektiven, offenen Strukturen im Bereich der Kunst- und Kulturszene als ein wichtiges Ziel ihrer Förderpolitik." (KEP, S. 17) - "Bereitstellung von 'Risikokapital' für innovative Kunst- und Kulturprojekte (Ermöglichung von Experimenten und kreativen Weiterentwicklungen)." (KEP, S. 17) - "Als Ergänzung zu den bereits bestehenden Förderstellen wird vorgeschlagen, dass von der Stadt Linz und dem Land OÖ gemeinsam ein Fond zur Förderung von besonders innovativen und experimentellen Kunstprojekten eingerichtet wird." (KEP, S. 18) - "Ausbau von Artists- und Scientists-in-Residence-Programmen" (KEP, S. 18) - "Konsequente und nachhaltige Förderung der kulturellen Schwerpunkte Technologie und Neue Medien, Offene Räume und Kultur für alle und Freie Szene." (KEP, S. 9) Es geht also nicht zuletzt um:
NACHHALTIGKEIT Von der Hoffnung einer nachhaltigen Ausrichtung von Linz09 haben sich große Teile der in Linz aktiven Kunst- und Kulturschaffenden verabschiedet. Freilich: Spuren von Linz09 sind 2010 im ganzen Stadtgebiet zu finden -- die Baustellen und Bauten. Es hat den Anschein, dass die Linzer Politik das Jahr 2009 als singuläres, aus der Zeit gekipptes Jahr betrachtet, das kein Vorher und kein Nachher kennt. Nur so kann erklärt werden, dass Nachhaltigkeit offenbar durch Bauten hergestellt werden soll: Kulturpolitik wird in Linz in Kubikmeter Beton gemessen. Die Politik erfüllt (sich) damit einen Gutteil der im Kulturentwicklungsplan verankerten Neubauten. Abgesehen davon, dass von Seiten der Politik klare Nutzungs- und Finanzierungskonzepte für die "Bespielung" der Kultursarkophage nach 2009 nicht vorliegen, wird eine weitere Säule des Kulturentwicklungsplanes, die Freie Szene, weder als tragend noch unterstützenswert anerkannt. Linz09 könnte demnach auch als strukturell nachhaltiges Stadtentwicklungsprojekt gesehen werden. Der Rahmen, der jedoch von seiten der Politik gesetzt und sowohl im Bewerbungspapier zur Kulturhauptstadt als auch im Kulturentwicklungsplan festgeschrieben wurde, ist durch die Entwicklung der letzten Jahre verfehlt worden. Sowohl in der Ausrichtung von Linz09 als auch in der kulturpolitischen Entwicklung finden sich klare Verfehlungen dieses Rahmens. Dies stellt einen Affront gegenüber den lokalen Kunst- und Kulturschaffenden dar, aber auch gegenüber dem Linzer Gemeinderat selbst, wurde doch der Kulturentwicklungsplan einstimmig durch dieses Gremium beschlossen. Es sind zur Zeit keine Anzeichen sichtbar, dass die Linzer Kulturpolitik das Kulturhauptstadtjahr dafür nutzt, die prekäre Situation der lokalen Kultur- und KunstarbeiterInnen strukturell abzusichern, geschweige denn zu verbessern. Im Vorfeld der Kulturhauptstadt ist das schon gänzlich mißlungen. Wie sich das Jahr 2010 gestalten wird, ist nicht absehbar. Anhand der Fehlentwicklungen wird aber deutlich, dass das Kulturhauptstadtjahr die Situation der Linzer Szene nachhaltig schädigt anstatt sie zu stärken.
VERANTWORTUNG Eine Basis für ernst zu nehmendes Schaffen besteht bereits in den motivierten und talentierten Menschen mit kreativen und guten Ideen. Doch die erforderlichen Mittel, um auf dieser Basis aufzubauen und Ideen verwirklichen zu können, fehlen. Dazu gehören: -- Absicherung des Budgets für die Freie Szene in den Jahren 2010ff -- Strukturfinanzierung statt Projektförderung -- Verdoppelung der Dotierung des Förderprogramms "LINZimPULS" -- Verdoppelung der Dotierung des Förderprogramms "LinzEXPOrt" -- Schaffung eines neuen Förderprogramms "LinzIMPORT" -- Eruierung der Projekteinreichungen zu Linz09 nach paritätischen Kriterien Linz, April 2008 Ergeht an: Bgm. Dr. Franz Dobusch Vzbgm. Stadtrat Dr. Erich Watzl Stadtsenat und Gemeinderat der Stadt Linz Büro Linz Kultur Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer Mitglieder der Landesregierung Oberösterreich Landeskulturabteilung Linz 2009 -- Kulturhauptstadt Europas OrganisationsGmbH Mitglieder des Aufsichtsrats der Linz 2009 GmbH Zur Information an: Stadtkulturbeirat Linz Landeskulturbeirat Oberösterreich Diese Stellungnahme wurde vom Offenen Forum Freie Szene verfasst und wird von folgenden Initiativen mitgetragen: Art Base M Bühne04 Crossing Europe Filmfestival Donauschule Linz FIFTITU% - Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur OÖ IFEK - Institut für erweiterte Kunst KAPU Kulturplattform OÖ KV sunnseitn KV Treibsand lin_c Linzer Frühling - Literatur und so maiz - Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen Medea Moviemento Pangea qujOchÖ Radio FRO servus.at Social Impact SPACEfemFM Frauenradio Stadtwerkstatt Theater Phönix Time's Up Transpublic Wunderkinder KG Neben den genannten Initiativen und den in ihnen tätigen, zahlreichen Personen unterstützen auch noch weitere einzelne Kunst- und Kulturschaffende diese Stellungnahme. Stellvertretend hierfür werden angeführt: Franz Fend, Gerhard Dirmoser, Astrid Esslinger, Andi Wahl, Petar Radisavljevic, Rudolf Pointinger. |