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POSITIONSPAPIER FREIE SZENE LINZ
in Sachen Kunst- und Kulturentwicklung
(bzw. Kulturentwicklungsplan und Weissbuch)


Ergeht an:
Bürgermeister Dr. Franz Dobusch,
Stadtrat Dr. Reinhard Dyk,
Kulturdirektor Mag. Siegbert Janko,

weiters:
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer,
Landesrat DI Erich Haider,
Landeskulturdirektion,
Staatssekretär Dr. Peter Wittmann,
Sektionschef Dr. Andreas Mailath-Pokorny,


Index

UnterstützerInnen

Status Quo
Kurzer Abriß zur momentanen Situation in Sachen Kunst- und Kulturförderung:
   Europa
   Bund
   Land
   Stadt
Kulturentwicklungsplan Linz - Position der Freien Szene
   - Um WAS geht es
   - Netzwerkkultur
   - Unabhängigkeit der Freien Szene
   - Schaffung von Freiräumen
   - Symmetrie der Geschlechter
   - Strukturförderung
   - Förderung Freier Medienprojekte
   - Wider die Selbstausbeutung!
   - Prozeßorientiertes Schaffen
   - Internationalisierung der Linzer Kunstszene
   - Nachwuchsförderung, Einstiegsförderung
1.) IMPULSTOPF FREIE SZENE NEU - jährlich 20 Millionen
   1.1. Förderung innovativer Projekte
   - jährlich 10 Millionen
   1.2. Förderung freier Strukturen
   - jährlich 10 Millionen
      1.2.1. Aufbau von Neuen Strukturen
      1.2.2. Verstärkte Förderung bestehender Einrichtungen
Allgemeine Forderungen zur Verbesserung der Lage
   An die Subventionsgeber:
   Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz bereits bestehender Projekttöpfe:
   a - Verstärkte Berücksichtigung neuer Organisations- und Arbeitsformen
   b - zu den Ankaufsbudgets
   c - zu den Beiräten
   d - Kunst- und Kulturvermittlung
   e - Schaffung eines Kunst- und Kulturvermittlungsfonds
   An Institutionen und Subventionsgeber
   a - Schluß mit zentralistischer Strukturmegalomanie
   b - Kunst am Bau
   c - Bestellungen von Führungspositionen in öffentlichen Institutionen


Offenes Forum Freie Szene Linz

Die Fabrikanten, Gosh City, Kapu, Sobini, Kunstraum, Kupf, Moviemento, perspektiva, Radio Fro, Stadtwerkstatt, Theater Phönix, Time'sUP, Trainspotters Unlimited, Yuri(RR),

peter androsch, chris althaler, beni altmüller, sylvia amann, norbert artner, peter arlt, tina auer, sam auinger, alexander baratsits, alexander barth, astrid benzer, manfred berghammer, uli böker, anatol bogendorfer, tim boykett, didi bruckmayr, udo danielczyk, gerhard dirmoser, fadi dorninger, christine eder, bert estl, astrid esslinger, franz fend, paul fischnaller, ingo fuhrich, christoph fürst, harald gebhartl, martin greunz, markus gruber, wiltrud hackl, marlene haderer, doris haider, silke hametseder, gottfried hattinger, peter hauenschild, didi hochhauser, regina-eva-hofbauer, klaus hollinetz, kurt holzinger, petra hopfgartner, patrick huber, andrea hummer, claudia hutterer, monika jaksch, susi jirkuff, eugenie kain, gabriele kepplinger, erich klinger, martina kornfehl, attila kosa, eva maria kosa, alexander kraus, michaela kritzinger, phillip kroll, hans kropshofer, stefan kurowski, thomas lehner, martin lengauer, andi liebl, georg lindorfer, marc 9, ion maier, karl heinz maier, patricia maier, pepi maier, andrea mayer-edoloeyi, just merit, david moises, klaus mosbauer, vinzenz naderer, dieter niederhumer, markus panholzer, tassilo pellegrini, gerti plöchl, reinhard pohl, wolfgang preisinger, doris prenn, franz primetzhofer, werner puntigam, ella raidel, uschi reiter, harald renner, maria richle, maren richter, priska riedl, georg ritter, otto sachsinger, helga schager, herbert schager, manuel schilcher, michaela schoissengeier, harald schmutzhard, olivia schütz, mexx seidl, elfi sonnberger, johannes staudinger, daniel steiner, renée stieger, andreas strauss, klaus taschler, christoph tautscher, gert trautner, gitti vasicek, marc vojka, andi wahl, martin wassermair, anja westerfrölke, ursula witzany, alois wohlmuther, andi wolf, rainer zendron, berthold zettelmeier, petra zöpnek

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Status Quo

Die Politik unternimmt zusehends Anstrengungen, sich über den Faktor "Kultur" Identität und ein unverwechselbares Profil zu verschaffen. Kunst und Kultur werden bemüht, Image-Bildung zu leisten. Wie die Politik dabei vorgeht ist mehr als fragwürdig.

In Linz zum Beispiel setzt man am Ende des 20. Jahrhunderts verstärkt auf den Neubau repräsentativer Kulturbauten. Man muß vermuten, daß diese überholten Konzepte keine Antwort auf die Herausforderungen des Informationszeitalters und schließlich eines neuen Jahrtausends sein können. Gleichzeitig kommen die nach wie vor steigenden Kulturbudgets in erster Linie den größeren Kultureinrichtungen der öffentlichen Hand zugute, während bei mehr oder weniger gleichbleibender Dotierung der zuständigen Ressorts im freien Kunst- und Kulturbereich die Förderungen stagnieren.1

De facto bedeutet das eine Kürzung der Mittel, da Anzahl und Aufkommen von Förderansuchen zunehmen, und sich nicht nur die Indexsteigerung, sondern auch steigende Belastungen, wie z. B. Werkvertragsregelung, Sozialversicherungspflicht geringfügig Beschäftigter, Sicherheitsgebühren und der gleichen zu Buche schlagen. Kompensiert wird die Misere durch maximale Selbstausbeutung, und freie KünstlerInnen und Kulturschaffende bewegen sich am Rande des Existenzminimums.

Geht die Förderung der Hochkultur zu Lasten der freien Kultur? Wenn auch seitens der Kulturpolitik oft dementiert, muß diese Frage eindeutig mit "Ja!" beantwortet werden. Neubauten von Musiktheater und "Neue Galerie neu" bis hin zum "Kulturpark" werden durch ihren erhöhten Bedarf an laufenden Kosten zwangsläufig Engpässe in den Kuturbudgets verursachen — unter Hintansetzung der Bed¨rfnisse der Freien Szene. Daraus läßt sich ein neuer, aber auch alter "Kulturkampf" erkennen. Nicht vom Kulturkampf der FPö, dem Kampf gegen die Kultur, ist hier die Rede, sondern von einem Verteilungskampf um Ressourcen, der das Ungleichgewicht zwischen traditioneller "Hochkultur" und neuen Kunst- und Kulturströmungen thematisiert.

Unter der Annahme, daß vor allem aus der Freien Kunst- und Kulturszene, die sich mehr produktiv und weniger reproduzierend mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinandersetzt, wesentliche Impulse und Innovationen für neue Entwicklungen in der Kultur kommen, kann eine Reduzierung oder ein Gleichbleiben zugunsten "Repräsentativer Kultur" nicht akzeptiert werden.

Ein gewichtiges Argument für die verstärkte Förderung freier Kunst und Kultur kommt von der Politik selbst mit der Verlagerung des gesellschaftlichen Managements in Richtung "zivile Gesellschaft". Die Freie Szene hat über die Jahre hinweg immer wieder vorexerziert, wie eine politisch und innovativ denkende und handelnde "zivile Gesellschaft" funktionieren kann: Selbstbestimmtes Handeln, kritische Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Gesellschaft und öffentliches Agieren. Wenn nun die "zivile Gesellschaft" forciert wird, so sind die Rahmenbedingungen für eine solche herzustellen, und zwar - unserer Meinung nach - durch den Staat und nicht durch die Wirtschaft. Und dies bedeutet einen Appell an die Politik, die Bedürfnisse und Anregungen einer Szene mit jahrelangen Erfahrungen in diesem Feld ernst zu nehmen.

Die öffentliche Hand strengt dementsprechend auch Diskussionsprozesse an. Als österreichische Kommune beispielhaft, arbeitet die Stadt Linz an einem Kulturentwicklungsplan, die Sektion Kunst im Bundeskanzleramt erstellt ein Weiszbuch zur Reform der Kulturpolitik in österreich, und auf Ebene des Landes Oberösterreich wurde schon vor Jahren der Landeskulturbeirat eingerichtet. Demokratische Prozesse, die jedoch bei genauerem Hinsehen Skepsis hinterlassen. Letztlich entscheidet die Politik.

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Kurzer Abriß zur momentanen Situation in Sachen Kunst- und Kulturförderung:

Europa:

Die Kulturförderungen der Europäischen Union tragen nur zu einem kleinen Teil zur Realisierung von Kulturprojekten bei. Geringe Budgetausstattung und komplizierte Einreichverfahren führen dazu, daß nur rund 15 % der eingereichten Projekte zum Zug kommen. Der vorliegende Vorschlag für ein neues Förderprogramm "Kultur 2000" wird dem vom kulturellen Sektor dringend artikulierten Korrekturbedarf der EU-Kulturförderung bei weitem nicht gerecht.

Die KUPF fordert deshalb gemeinsam mit dem kulturellen Sektor und dem European Forum for the Arts and Heritage (EFAH): im Rahmen des neuen Kultur 2000 - Programms für mehrjährige Kooperationsabkommen und innovative Projekte ein Budget von mindestens 250 MECU bis zum Jahr 2004 zur Verfügung zu stellen, sowie durch die Strukturfonds der Union die Förderung des Zusatznutzens (Beschäftigung, soziale Integration, Kooperation mit den osteuropäischen Staaten, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, etc) der von Kulturprojekten ausgehen kann. Letzteres in enger Kooperation mit den zuständigen Stellen bei Bund, Land und Stadt.2

Bund:

Der Bund hat bereits Anfang der 90er Jahre im Hinblick auf die Bedeutung der freien Initiativen in der Kunst- Kultur- und Medienentwicklung bewußt adäquate neue Abteilungen und Fördertöpfe eingerichtet. Jetzt überdenkt der Bund seine Kulturförderpolitik. Beabsichtigt ist von Gießkannenprinzip und Strukturförderung ausschließlich zur Projektförderung überzugehen. Mit dem derzeit in Diskussion befindlichen Weiszbuch strebt die Kunstsektion eine Reform der Kulturpolitik in österreich an.

Die IG Kultur reagierte darauf mit der Herausgabe von "Klimawechsel - Für eine neue Politik kultureller Differenz", in dem der schon zwei Jahre andauernde Prozeß innerhalb der Szene der autonomen Kulturarbeit in einen kulturpolitischen Forderungskatalog mündete. Die IG-Kultur österreich fordert für den Budgetvoranschlag des Jahres 2000 eine Anhebung des operativen Budgets der Kunstsektion, das für zeitgenössische Kunst und Kultur gewidmet ist, auf öS 2 Mrd.

Land:

Das Kulturbudget 99 des Landes Oberösterreich verdeutlicht ebenso den Trend: es setzt verstärkt auf Hochkultur, bzw. Repräsentationskultur. Die Erhöhung des Budgets geht zu Gunsten der Finanzierung von Umbauten des Offenen Kulturhauses, des geplanten Musiktheaters und des Landesmusikschulwerks.3 Die steigenden Kosten bei landeseigenen Einrichtungen beeinflussen den Finanzierungsspielraum unabhängiger Einrichtungen, Initiativen und direkte Kunstförderung.

Stadt:

Die Stadt Linz ist dabei, einen Kulturentwicklungsplan zu erarbeiten, der die Leitlinien der städtischen Kulturpolitik fÜr die nächsten 10-15 Jahre festlegen soll. Darin wird erklärt: "Bei selbstverständlicher Wahrung des kulturellen Erbes und seiner qualitativ hochstehenden Pflege gilt es also, die Kreativität und das Innovationspotential der lokalen und regionalen Initiativen, Gruppen und Institutionen zu fördern, sich mit allen zeitgenössischen Ausdrucksformen von Kunst und Kultur sowie mit internationalen Erfahrungen und Tendenzen offen auseinanderzusetzen."

Mitten im Entstehungsprozeß des 'Kulturentwicklungsplans' stellt die Stadt Linz mit dem Beschluß der Bauten "Musiktheater" und der „Neuen Galerie neu" die Sinnhaftigkeit des von ihr in Auftrag gegebenen 'Kulturentwicklungsplanes' inhaltlich in Frage (siehe Zitat oben).

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Kulturentwicklungsplan Linz
Position der freien Szene Linz

"Der Kulturentwicklungsplan soll vor allem der "Entwicklung einer linz-spezifischen kulturellen 'Corporate Identity' und der Ermunterung und Förderung von kulturellen und künstlerischen Ideen dienen. "Die zunehmende Städtekonkurrenz im Europa der Regionen erfordert die Herausarbeitung und Stärkung einer unverwechselbaren Identität".4

DER KULTURENTWICKLUNGSPLAN ERÖFFNET FÜR DIE STADT LINZ DIE EINMALIGE CHANCE, NEUE AKZENTE ZU SETZEN UND SICH AUCH NATIONAL UND INTERNATIONAL KLAR UNTERSCHEIDBAR ZU POSITIONIEREN. NUN GILT ES, DIE GESETZTEN SCHRITTE MIT ARS ELECTRONICA, DEM EUROPÄISCHEN KULTURMONAT UND DER FÖRDERUNG DER STÄDTISCHEN FREIEN SZENE KONSEQUENT WEITER ZU ENTWICKELN.

Wenn die Stadt Linz ihre bisherige Kulturpolitik ernsthaft überdenken und sie schließlich neu positionieren will, muß sie vor allem auch neue Akzente bei der Vergabe von Förderungen setzen, d.h. Überarbeitung der Förderrichtlinien, und Erhöhung der Mittel.

Es gilt, einen erweiterten Kunst- und Kulturbegriff umzusetzen. Prozeßorientierte Entwicklungen und die dafür notwenigen Strukturen, Kunst und Kultur im Bereich der neuen Medien sowie die Eigenkreativität und -produktivität der Freien Szene sind zu fördern. Weiters sind der internationale Austausch sowie der "Export" von Linzer Kunst und Kultur zu unterstützen.

Die Freie Szene richtet ihren Appell an die Stadtpolitik, die Förderung in diesem Bereich der freien Produktion und der freien Einrichtungen zu verstärken. Linz kann sein Profil am ehesten unterscheidbar von anderen Kulturstädten machen, indem es auf das eigenschöpferische Potential dieser Stadt setzt.

Das Reservoir an KünstlerInnen in dieser Stadt scheint mehr als ausreichend, um Linz tatsächlich über die Kunst eine eigene, unverwechselbare Identität zu geben, im Sinne eines Profils der Vielfalt, fernab der Hoch- und Prestige- ist gleich Event-Kultur, welche im übrigen - da von anderen Städten nicht unterscheidbar - eine Nivellierung und damit Abwertung zum Ergebnis hätte. Es gilt, Freiräume zu schaffen, in denen Entwicklung und Umsetzung des kreativen Potentials ohne Druck von außen möglich ist, in denen ein Diskurs um Kunst sich aus der Kunst heraus entwickeln kann, ohne, daß die lähmende Wirkung des kulturpolitische Dilemmas in diesem Land, in dieser Zeit diesen nicht nur hemmt, sondern von vornherein verhindert. Es gilt, die oft zitierten "Freiräume" nicht nur mit großen (politisch wirkungsvollen) Worten in den Raum zu stellen und damit deren Vorhandensein zu behaupten, sondern solche tatsächlich zu schaffen und ideell aber vor allem materiell, also finanziell, zu fördern.5

Daß Förderung der Freien Szene Früchte trägt, davon hat die Stadt Linz schon selbst profitiert. Man denke nur an die gelungenen Einbindungen heimischer KünstlerInnen beim internationalen Festival Ars Electronica, LinzKunst KunstLinz und zuletzt bei Job Net Gen Fun beim Europäischen Kulturmonat.

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Um WAS geht es?

Es geht um einen klaren Auftrag an die öffentliche Hand, entsprechende Produktions- und Rahmenbedingungen für die Freie Szene herzustellen und sie nachhaltig zu fördern. Bedingungen, die es ermöglichen, daß kreative Kräfte in Linz arbeiten und sich verwirklichen können.

Für die Freie Szene geht es darum, daß die in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse im Kulturentwicklungsplan berücksichtigt werden, um die notwendigen grundlegenden Voraussetzungen zu schaffen, die den Fortbestand und ein konstruktives, ein kreatives und aktives Arbeiten sichern. Dazu gilt es folgender Punkte:

Netzwerkkultur
Nur ein gewisses Maß an infrastruktureller Peripherie d.h. diverse selbstverwaltete Produktionseinheiten, wird in Zukunft entwicklerische Akzente setzen. Dieser Weg führt weg vom Zentrumsgedanken - alles ist an ein Haus gebunden - zur Schaffung vieler Dezentralen, bzw. autonomen Einheiten. Die Netzwerkkultur, wie sie im Internet beispielhaft vollzogen ist, zeigt auf, wie sich Positionen verschieben. Die Vielfalt des Schaffens entsteht in den dezentralen Einheiten.

Das Internet zeigt auch noch eine andere Tendenz in der Kulturentwicklung auf. Der BenÜtzer kann aktiv und passiv die virtuelle Bühne betreten. Die Aktionsräume verlagern sich bis in die Privatheit der Wohnung. Andererseits verlagert sich in der städtischen Kultur die Bühne zunehmend aus den klassischen Zentren, Präsentationsstätten in den öffentlichen Raum. Bühne und Publikumsbereich verschmelzen auf einer Ebene, und nicht selten wird das Publikum zur Akteurin. Sowohl Bühne als auch Zentrum, Akteure und Publikum befinden sich in einem Auflösungsprozeß. Kunstwerke werden zu Kommunikationsanleitungen. Ein Begriff wie "Kultur für alle" verwandelt sich in "Kultur von allen".

Unabhängigkeit der Freien Szene,
um die Entwicklung einer eigenständigen und unverwechselbaren Kunst und Kultur in der Region zu ermöglichen. Es hat sich erwiesen, daß freie unabhängige Einrichtungen Dynamik und Diskurs erzeugen, die die Eigenproduktivität, das Experiment und die Fähigkeit zur Selbsorganisation fördern.

Schaffung von Freiräumen,
offene Strukturen und Orten, wo Eigeninitiative, Eigenkreativität und Innovation stattfinden können. Schaffen von Dezentralen. Schaffung möglichst offener Strukturen, wobei diese Offenheit sich auch in den Betreuungsaufwand und in Wartungskosten niederschlagen kann. Keine "Zwangsbeglückung", keine Verordnungen von oben. Ein gesellschaftliches Segment abseits von Mainstream und Kommerzialität.

Symmetrie der Geschlechter
Paritätische Besetzung aller Gremien, Jurys, Beiräte, Kuratorien. Bei Preisvergaben, Förderungen und Stipendien sind Frauen mit jedenfalls 50% zu berücksichtigen. Die Parität muß auch in finanzieller Hinsicht (betreffend die Gesamtsumme der ausgeschütteten Gelder) gewahrt werden.

Strukturförderung
Ohne Struktur ist kein kontinuierliches Arbeiten möglich. Sie ist operative Basis und nötige Voraussetzung, um projektorientiert handeln zu können. Verbesserte Arbeitsbedingungen für die Freie Szene durch Unterstützung (laufender) Strukturkosten für freie Gruppen.

Förderung freier Medienprojekte
Im Hinblick auf die Informationsgesellschaft der Zukunft ist die Förderung Freier Medien als Artikulationsforum für aktive BürgerInnen Voraussetzung. Das Bekenntnis zur Medienstadt nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern durch Gewährleistung gleichberechtigter Zugänge zu freien Radiostationen, Kulturservern, Zeitungs- und TV-Projekten.

Wider die Selbstausbeutung!
Im Gegensatz zur stabilen Basis etablierter Institutionen der öffentlichen Hand, stützt sich die Freie Szene auf ein sehr fragiles Netz, da die materielle Absicherung unzureichend ist. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse gefährden die Kulturarbeit. Völlig ungeklärt und widersprüchlich diskutiert werden derzeit die für die Arbeitsbedingungen entscheidenden Fragen nach der Künstlersozialversicherung sowie des steuerrechtlichen Status der KünstlerInnen.

Prozeßorientiertes Schaffen
Möglichkeiten für prozeßorientiertes Schaffen, Laborcharakter, Forschungscharakter durch Förderung von Strukturen, nicht unmittelbar ergebnisorientierter Projekte, längerfristigen Arbeitens, die zur Entwicklung beitragen.

Internationalisierung der Linzer Kunstszene
Internationalisieren: öffnen/Vernetzen/Austauschen. Stipendien, Forschungsreisen, Kontakte. Zudem muß investiert werden, um internationale Multiplikatoren der Kunstszene an Linz zu binden.

Nachwuchsförderung Einstiegsförderung
Starthilfe für Einzelpersonen (z.B. für Kunstuni-Abgänger), für neue Gruppen, neue Projekte, neue Eigeninitiativen.

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1. IMPULSTOPF FREIE SZENE NEU

jährlich 20 Millionen

Förderung neuer Projekte, Strukturen und Arbeitsplätze, die das Umfeld der heimische Szene stärken, Förderungen der Produktivität der heimischen Szene, die zum Kunst und Kulturaustausch beitragen, und die Internationalisierung und den Export heimischer Kunst und Kultur anregen.

Dieser Topf soll die Erneuerung und Erweiterung von Kultur- und Kunstprojekten vorantreiben. Es geht darum, die Entwicklung der heimischen Innovation und Kreativität abseits des bestehenden Marktes zu fördern.

Die Richtlinien bzw. Kriterien zur Vergabe von Förderungen unterliegen entweder der Gemeinnützigkeit, oder der Innovation im Sinne eines erweiterten Kunst- und Kulturbegriffes, mit Schwerpunktsetzung auf Medienprojekte sowie Maßnahmen zur Internationalisierung der unabhängigen Kunstszene.

Grundprämissen für diese Förderungen sind die Gewährleistung von selbstverwalteten Strukturen, besondere Berücksichtigung von Frauenprojekten und Nachwuchsförderung.

Dazu ist die Einrichtung zweier neuer Töpfe vorzunehmen, die insgesamt mit 20 Millionen Schilling dotiert sind. Das sind die Töpfe "Förderung innovativer Projekte" und "Förderung Freier Strukturen" mit einer verstärkten Förderung der bestehenden Einrichtungen der Freien Szene. Diese beiden Töpfe sollen öffentlich ausgeschrieben, und die eingereichten Projekte durch einen Beirat 6 empfohlen werden.

1.1 Förderung innovativer Projekte

jährlich 10 Mio.

PROZEß - PROJEKT - PRODUKTION - ENTWICKLUNG

Schwerpunkte der Förderung:

* Produktionsorientierung (Schwerpunkt nicht Reproduktion oder Konsum) längerfristige, prozeßorientierte Projekte, Projekte die nicht der Logik medialer Verwertbarkeit folgen.

* Contentorientierung (Diskurs über gesellschaftliche und technologische Veränderungen, kritische Auseinandersetzung mit dem Stellenwert von Kunst und Kultur in der Gesellschaft, Thematisierung marginalisierter Bereiche).

* Forschungsorientierung (Auswertung jenseits der PR, Risikokapital für Experimente, Laborcharakter) Projekte deren Auswertung nicht in Zuschauerzahlen erfaßbar ist.

1.2 Förderung freier Strukturen

jährlich 10 Mio.

RAUM - PERSONAL - PRODUKTIONSMITTEL - WARTUNG - OVERHEAD

1.2.1 AUFBAU VON NEUEN STRUKTUREN

Schwerpunkte der Förderung:

* Innovationscharakter (Technologie Medien,....)
* Stationen für unabhängige Projekte: Produktion + Vermittlung
          Produktionsstrukturen
          Informations-, Koordinationsstellen
          Projektbüros
          Vertriebsstrukturen
          PR- Strukturen
          Vermittlungsbüros
* Personalförderungen für 20 bis 30 Halb- bzw. Volltagsarbeitsplätze

Für die Entwicklung und Professionalisierung der Freien Szene bedarf es eines Umfeldes. Das sind diverse Stationen unterschiedlichen Formats, die einerseits durch Vermittlung und öffentlichkeitsarbeit, andererseits organisatorisch und produktionstechnisch eine Vielzahl von Projekten unterstützen sollen. Das können aber ebenso auch Dokumentations-, oder Koordinationstellen sein.

Diese Projektbüros, die sich unterschiedliche Aufgaben stellen, bilden Kristallisationspunkte innerhalb der Freien Szene. Einzelne KünstlerInnen oder Künstlergruppen kooperieren mit diesen Einrichtungen. Dadurch wird auch der Diskurs gefördert und zur Auseinandersetzung innerhalb der Szene angeregt.

1.2.2 VERSTÄRKTE FÖRDERUNG DER BESTEHENDER EINRICHTUNGEN

Diese Förderung versteht sich als Aufstockung zu den bereits bestehenden Föderungen des laufenden Betriebs dieser Einrichtungen und Organisationen.

Die Fabrikanten 0,2 Mio.
Wir fordern von der Stadt Linz als Subventionsgeber kurzfristig eine Verdoppelung unseres jährlichen Projektbudgets auf öS 200.000,- und mittelfristig eine Verdoppelung dieses Budgets. Weiters die Möglichkeit, anteilige Personalkosten und Infrastrukturkosten bei Subventionsabrechnungen geltend machen zu können. Für die Richtigkeit der Angaben der aliquoten Strukturkosten wird die Steuer- und Wirtschhaftsprüfungskanzlei "Leitner und Leitner "garantieren. Mit diesem Usus soll ebenso für andere Subventionsempfänger, die auch kommerzielle Auftragsarbeiten abwickeln, ein Argument der wettbewerbsverzerrendenden Subventionierung entkräftet werden.

KV Kapu 0,5 Mio.
Das Tätigkeitsfeld des KV KAPU hat sich in den letzten Jahren dramatisch vergrössert. Internet, Radio, Zeitschriftenpublikation, Studiobetrieb, Förderung junger Bands, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und diverse andere Projekte (Talkvideo, 11 Jahre KAPU etc.) gehören untrennbar zum Aufgabenbereich.
Momentan beträgt die Höhe, der von der Stadt für 3 Jahre zugesagten Subvention 250.000.- Um strukturell und personell (das Selbstausbeutungsniveau auf ein erträgliches Maß reduzieren) sinnvoll arbeiten zu können, würden wir 750.000.- benötigen.

perspektiva kulturservice 0,45 Mio.
perspektiva beschäftigt sich seit 1995 professionell mit Kunst- und Kulturvermittlung. Betreut Museen und Ausstellungen und entwickelt freie Projekte im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung. Bis zum heutigen Tag völlig ohne Subventionen. Als einzige freie Kunst- und Kulturvermittlungsgruppe in Linz und Oberösterreich erlaubt die ausschließlich projektbezogene Finanzierung weder, Mittel für die notwendige Infrastruktur des Büros einzuplanen, noch die Entwicklung von experimentellen Langzeitprojekten und Evaluationen im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung. Laufende Jahreskostren ca ATS 450000,- für Personalkosten, Bürosachkosten, Miete, Telefon, Internet, Bibliothek, Infrastruktur, Computer,...

Radio FRO 0,85 Mio.
Für 98 wurden seitens der Stadt für den laufenden Betrieb eine Million Ats in Aussicht gestellt. Tatsächlich hat Radio FRO 0,55 Mill bekommen, da die weiteren Fördergeber wie das BKA, Sektion Kunst ebenso nur 0,5 Mill zur Verfügung stellten. Dieser Umstand führte dazu, daß mit einem extremen Sparbudget nur mit ach und krach der Sendestart anfangs September glücklich über die Runden gebracht werden konnte.
Da 1999 jedoch nicht nur 4 Monate, sondern 12 Monate Programm ausgesrahlt wird, erhöht sich natürlich der finanziellen Bedarf. Für den Ausbau der öffentlich zugänglichen Studios und für die Gewährleistung eines stabilen Stereosignal im Sendgebiet Linz benötigt Radio FRO eine einmalig Investitionsförderung. Doch auch etwa das quasi fehlende PR-Budget und eine Reihe anderer Posten wie für Redaktion, Senderformat und dergleichen machen dringend eine Erhöhung der Jahresförderung für den laufenden Betrieb auf 1,4 Mio ATS notwendig.

servus.at 0,7 Mio.
Das 1996 gestartete Projekt eines Kunst- und Kulturservers für Oberösterreich benötigt Förderungen für Personal zur redaktionellen Betreuung des Contents, Webmastering, für die Betreuung des Clubraums, Schulungen, sowie für die Ausstattung des Clubraums mit genügend Public Access Terminals.servus.at stellt eine Schnittstelle in einem internationalen kulturellen Netzverbund dar. Als lokaler Access Point und Public Acess Produktionsstätte für die regionale Kunst und Kultur agiert servus.at als Teil des im Entstehen begriffenen Austrian Cultural Backbones, der in einen European Cultural Backbone eingegliedert werden soll.

Stadtwerkstatt 0,6 Mio
- Das vielfältige Betätigungsfeld der Stadtwerkstatt im Spannungsbogen zwischen Struktur/Vermittlung/Kunst/Entwicklung kann nur aufgrund der vorhandenen Struktur (Haus Kirchengasse 4) und dem für die diversen Aufgabenbereiche angestellten Personal getragen und weiterentwickelt werden.
Die Gehaltssituation in der Stadtwerkstatt stagniert nun seit 1994. Für die Kulturvereinigung Stadtwerkstatt ist daher eine dringende Verbesserung der Gehaltssituation der Angestellten notwendig. Der Grad der Selbstausbeutung hat das Maß der Erträglichkeit überstiegen.
- Darüber hinaus benötigt die Stadtwerkstatt eine Erhöhung des operativen Budgets für Entwicklungsarbeit und für Programmgestaltung.

Theater Phönix 1,2 Mio
Die seit 1.1.96 gültige Werkvertragsregelung hat dem Theater Phönix einen Mehraufwand von durchschnittlich ca. 1,2 Millionen Schilling pro Jahr verursacht; diese Tatsache führte zu einer nicht unwesentlichen Verschuldung, deren Tilgung in keinster Weise geklärt ist. Nachdem zum Ausgleich dafür keine Subventionserhöhungen in den Jahren 1996-98 einhergingen, mußte das Theater Phönix innerhalb des Budgets personell, sozial, strukturell usw. radikal kürzen/einsparen. Trotzdem war bis Ende 1998 eine Schuldenlast von ca. S 2,0 Mio nicht zu vermeiden, im Gegenteil, das Ansteigen der Schulden ist von unserer Seite nicht vermeidbar und scheint unausweichlich. Somit ist eine starke existentielle Gefährdung des Theater Phönix gegeben. Andere Gesetzesänderungen, wie beispielsweise die Sozialversicherungspflicht geringfügig Beschäftigter verursachen ebenso zusätzliche Ausgaben, die im Budget nicht vorgesehen sind und auch nicht sein können.

Das Theater Phönix fordert eine adäquate Erhöhung der Jahressubvention, um vor allem im personellen und strukturellen Bereich seit Jahren dringend notwendige und immer noch ausstehende Verbesserungen vornehmen zu können und den o.e. Mehraufwand durch Werkvertragsregelung etc. in Zukunft von vornherein ausgleichen zu können; um die Unabhängigkeit hinsichtlich der Gestaltung des Spielplans und letztendlich die Freiheit der Kunst und damit der KünstlerInnen im Theater zu schaffen, ist es dringend notwendig, daß die öffentliche Hand ein Künstlerisches Budget mit integrierter Ausfallshaftung schafft.

Fazit: Der Bund, das Land Oö und die Stadt Linz werden um Sonderfördermittel ersucht, die dazu beitragen, die Altlasten aus der Werkvertrags- und Dienstvertragsituation abzubauen und ein Künstlerisches Budget einzurichten. Aus oben geschilderten Gründen ist das Theater Phönix dazu nicht aus eigener Kraft in der Lage.

Time'sUP 0,75 Mio
Eine zunehmende Zahl junger KünstlerInnen findet die Realisierungsmöglichkeiten für ihre medienübergreifenden Projekte nicht in den traditionellen Institutionen und stößt auf das Labor von Time´s Up zur Realisierung, Entwicklung oder technischen Hilfestellung.

Für die strukturelle Aufrechterhaltung der Homebase im Hafen für 2 Halbtagsjobs, für 150m2 großen Veranstaltungraum, Digitales Ton- und Videostudio, Grafikstudio, Elektronikwerkstätte, Fotolabor, die Mechanische Werkstätte, 1 Gastatelier, 1 Schlafkoje laufen die Infrastrukturkosten derzeit auf ca 900.000 ATS, die ausschließlich über Projekte aus dem In- und Ausland finanziert werden. Die Projektsubvention der Stadt Linz betrug im Jahr ´98 150.000 ATS

Kindercirkus Sobini 0.4 Mio
Der Verein SOBINI "Kulturprojekt DER ERSTE LINZER KINDERZIRKUS" hat sich zum Ziel gesetzt, als "Cirkusschule" die Circuskünste und Cirkuskultur zu fördern und dazu ein Cirkuszentrum in Linz zu errichten. Die Arbeit wurde bisher ausschließlich ehrenamtlich geleistet. Für die Finanzierung der erhöhten Miete und Personalkosten ist eine Erhöhung der Förderung um 0.4 Millionen nötig.

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Allgemeine Forderungen zur Verbesserung der Lage

AN DIE SUBVENTIONSGEBER:

Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz bereits bestehender Projekttöpfe:

"Die Anzahl und das Aufkommen der Förderansuchen im Kulturbereich erhöht sich zunehmend bei mehr oder weniger gleichbleibender Dotierung der zuständigen Ressorts. Gleichzeitig gibt es teilweise drastische Reduzierungen des operativen Budgets der Abteilungen der Kunstsektoren und der Kulturämter, auch auf Gund der nachvollziehbaren Verpflichtungen zu steigender Kontinuität der Förderung von mittleren und größeren Einrichtungen."7

a) Verstärkte Berücksichtigung neuer Organisations- und Arbeitsformen
i.e.: die bevorzugte Unterstützung des Organisationsmodells „KulturVerein" ist ad acta zu legen, den entstehenden Koproduktionsmodellen wie OEG oder loser Gruppierungen von EinzelkünstlerInnen bei wirtschaftlicher Eigenständigkeit ist Rechnung zu tragen. Im Konkreten: Subventionsmaßnahmen die sich auf Materialleistungen in der Abrechnung beschränken wirken bei den heutigen wirtschaftlichen Gegebenheiten (Sponsoring besteht in erster Linie aus Materialsponsoring) kontraproduktiv.

Daher erscheint es auch absurd, daß sich der Subventionsgeber hartnäckig dagegen wehrt, mit seiner Subvention auch Künstlerhonorare zu unterstützen; (wohingegen er diese bei der Organisationsform des Kulturvereines akzeptiert).

b) zu den Ankaufsbudgets
Das Kuratorenmodell der Stadt Linz hat durch die zusätzlich nötige Ausstellung bei gleich hohem Budget den Selbstausbeutungsgrad der KünstlerInnen erhöht. Der Evaluationsgedanke erscheint zwar verständlich, die finanzielle Gestaltung ist jedoch der Realität anzupassen durch Erhöhung des Budgets oder Minimierung der Ankaufsleistung. I.e.: der Ankauf immaterieller Produktionen (Websites auf Zeit e.a.)

c) zu den Beiräten
Die Stadt Linz plant in Hinkunft verstärkt das Beiratsmodell als Instrumentarium zur Entscheidungsfindung einzusetzen.

Wenn Beirat, dann Transparenz: bei der Bestellung der Beiratsmitglieder und bei der Entscheidung über Realisierung oder Ablehnung von Projekten, weiters öffentliche Beiratssitzungen und Rotationsprinzip bei Beiratsmitgliedern. Beiräte haben nach dem Prinzip des "Aktivbeirats" (analog zu den Beiräten der Kulturinitiativen-Abteilung, Kunstsektion) vorzugehen. 8

d) Kunst- und Kulturvermittlung:
Informationsstelle und Kontaktbörse: Sämtliche Kunst- und Kulturvermittlungsangebote von Institutionen sowie Angebote der freien Kunst- und Kulturvermittlungsszene werden gesammelt und interessiertem Publikum weitergeleitet. Anlegen einer Datenbank, um Kontakte zwischen KünstlerInnen, Kunst- und KulturvermittlerInnen und Institutionen zu ermöglichen.

e) Schaffung eines Kunst- und Kulturvermittlungsfonds:
Projektgeldvergabe (Beirat) an innovative und experimentelle, freie und langfristig angelegte Kunst- und Kulturvermittlungsprojekte, bzw. Initiierung von derartigen Projekten. Im Hinblick auf die Neuentwicklungen der gesamten Vermittlungspraxis sind unbedingt Gelder für die Evaluierung der Projekte vorzusehen.

AN INSTITUTIONEN UND SUBVENTIONSGEBER:

a) Schluß mit zentralistischer Strukturmegalomanie
– Entbindung der städtischen Institutionen vom Auftrag, Strukturgeber für die Freie Szene zu sein. Mit den dadurch ersparten Geldern sollen eigene Strukturen der Freien Gruppen/ Zusammenschlüssen von Gruppen oder Einzelpersonen/ Büro- Werkstatt- Technikgemeinschaften gefördert werden.

– Zusammenarbeit der Institutionen mit der Freien Szene nur in Form von Auftragsarbeiten. Offene Zusammenarbeit auf Projektebene

– Offene Darlegung der mittelfristigen Ziele der Institutionen, sowie der beabsichtigten Planungen (inhaltliche Schwerpunkte, die gesetzt werden sollen)

b) Kunst am Bau
Die derzeitige Handhabung von Kunst am Bau in Linz ist grundlegend zu überdenken, da man andernorts, wie in Niederösterreich oder Steiermark sowie — im Städtevergleich — Hamburg oder Den Haag 9 längstens davon abgekommen ist.

Aktuelle Formen öffentlicher Kunstäußerungen machen auch in diesem Bereich der Kunstförderung und Kunstvermittlung neue Organisationsmodelle notwendig. Ziel ist die Lösung dieser Kunstformen von den räumlichen und zeitlichen Kriterien der Baugebundenheit.

In der Folge ist das Hochbauamt der Stadt Linz von seiner Verantwortung für Kunst am Bau zu entbinden.

Die für Kunst am Bau vorgesehenen Budgets (2% der jährlichen Baukosten der Stadt) können stattdessen in einem Pool verwaltet werden. Aus dem heraus können sowohl Kunst-und-Bau-Arbeiten, aber gerade auch interventionistische, politische und prozessuale Projektkunst in öffentlichen Räumen, jenseits der Vorgabe der Bauverträglichkeit und Ortsgebundenheit, finanziert werden.

Neben Transparenz der Entscheidungsverfahren, wie Kommissionsentscheidungen und offenen Wettbewerben, ist auch sicherzustellen, daß die Kunst-am-Bau-Budgets in diesen Pool gelangen. Wobei auch "halböffentliche" Institutionen wie SBL oder öBB etc ihren Verpflichtungen nachzukommen haben.

c) Bestellungen von Führungspositionen in öffentlichen Institutionen
Die leitenden Positionen in den öffentlichen Kultureinrichtungen sind nur auf Zeit zu vergeben, um diese Strukturen auch nur annähernd an die nötige Flexibilität zu binden. Es erweist sich als inneffizient, wenn diese Institutionen manchmal bis zu 13 Jahre unter der gleichen Führung stehen, wo sie sich doch der Innovation verschreiben sollten. Bei allen Ausschreibungen hat das Prinzip zu gelten, daß bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt einzustellen sind.


Linz, 21. Jän. 1999 in Zusammenarbeit mit den Beteiligten verfaßt von Gabi Kepplinger, Just Merit, G. Huber
[mailto:gabi@servus.at]


1 vgl. Seite 34, Klimawechsel. Für eine neue Politik kultureller Differenzen, Hrsg: Gerald Raunig, IG Kultur österreich, Dez 98. (back)
2 Syivia Ammann, EU-Beauftragte KUPF (back)
3 vgl. Oö Landeskorrespondenz, PK "Kulturbudget 1999" (back)
4 Kulturentwicklungsplan, Grundlagenentwurf, Vorwort Dr. Reinhard Dyk und Dr. Franz Dobusch (back)
5 Harald Gebhartl und Alexander Kraus, Theater Phönix (back)
6 siehe Positionspapier: Allgemeine Forderungen… c)zu den Beiräten (back)
7 siehe dazu: Klimawechsel. Für eine neue Politik kultureller Differenz S. 34 (back)
8 siehe dazu: Klimawechsel. Für eine neue Politik kultureller Differenz S. 41 f. (back)
9 nachzulesen in o.k. ortsbezug: konstruktion oder prozeß? - Materialien, Recherchen und Projekte zum Problemfeld "öffentliche Kunst", hrsg. von Hedwig Saxenhuber/Georg Schöllhammer; 1998 edition selene, Wien (back)