TONGA. KULTUR. PROJEKTE

Überblick 1996/97




1. HINTERGRUND

2. ZUSAMMENFASSUNG

3. TONGA. KOMPOSITION
Workshop Komposition November/Dezember 1996 Offenes Kulturhaus Linz
Präsentation als Installation April/Mai 1997 OK Linz u.a.Orte in Österreich
Präsentation und TONGA Encounter August 1997 Harare, Siachilaba / Zimbabwe

4. TONGA. EXHIBITION
TONGA Installation und Encounter August 1997 National Gallery, Harare
im Rahmen der TONGA Ausstellung des Choma Museum / Zambia

5. TONGA. EXPEDITION
Beitrag zu KUNST.ÜBER.LEBEN
Festival der Regionen September 1997 Totes Gebirge / OÖ

6. TONGA. KOOPERATION
Kleidersammlung der HAK Auhof Winter 96/97
Schulprojekt im Rahmen der TONGA Expedition

7. TONGA. DOKUMENTATION
Broschüre : "1957-1997 : Vierzig Jahre Überleben. Auf des Fortschritts Schneide"
Filmdokumentation der TONGA Begegnung Österreich / Zimbabwe


HINTERGRUND:

Mit europäischen Augen werden die Tonga gelegentlich als "einer der primitivsten Volksstämme Afrika's". (J.and F.Teede, in: The Zambezi) eingeschätzt. Auch im modernen Zimbabwe gelten sie bei vielen Landsleuten als rückständige Minderheit.

Das Bantu-Volk der Tonga siedelte über Jahrhunderte an den Ufern und in den fruchtbaren Flußniederungen des Sambesistromes; bis sie eines der ehrgeizigsten Energieprojekte der Fünfzigerjahre, der Bau des Kariba-Staudamms und die Flutung des Tales auf 280 km Länge in die Halbwüsten der neuen Ufergebiete vertrieb. Damals wurden vom weißen, rhodesischen Siedlerregime 57.000 Tonga zum Teil mit Waffengewalt umgesiedelt.

Trotz der traumatischen Erfahrung der Vertreibung, trotz Armut, Unterernährung und Vernachlässigung durch die Zentralbehörden ist der Lebenswille der Tonga nicht gebrochen.
Eher Opfer als Nutznießer von Entwicklung haben sie ihre kulturelle Eigenart, ihren Widerstandsgeist und Eigensinn bewahrt. Abgelegen und schwer zugänglich sind deshalb nicht nur geographische, sondern durchaus auch politische Kategorien um ihren aktuellen Standort zu beschreiben.

Geschichtlich waren die Tonga von marodierenden Ndebeles wie portugiesischen Kaufleuten als Bootbauer und Fährmänner geschätzt, solange der Sambesistrom noch eine der Hauptrouten für Gold, Elfenbein und Sklaven war.


ZUSAMMENFASSUNG

Die ARGE ZIMBABWE FREUNDSCHAFT hat im Rahmen ihres Kulturaustausch-Programms in Zusammenarbeit mit dem zimbabweschen Partner KUNZWANA TRUST die Tonga mehrfach mit österreichischen KünstlerInnen besucht. Ob Gotthard Wagner, Rudi Pfann oder Georg Ritter von der Stadtwerkstatt, ob Musiker der Wiener Tschuschenkapelle oder Komponisten wie Peter Androsch, alle waren tief beeindruckt. Es war nicht nur der fremde Reiz der komplexen Ngoma Bontibe Musik auf Antilopenhörnern und schweren Trommeln, sondern das zeremonielle Ereignis eines tanzenden und singenden Dorfes insgesamt, das seine Besucher weitgehend zu ignorieren scheint. Weit entfernt von den Klischees der Ethnomusik lag die spontane Assoziation mit der Avantgarde europäischer, zeitgenössischer Musik nahe. Und die Möglichkeit unvermittelter, spontaner Begegnung, wie es Keith Goddard als Augenzeuge beschreibt:

"When a 35-year old Austrian folk violinist meets a Tonga women and her friends in Siachilaba, Zimbabwe (as happened in December 1995), plays his violin and collectively they come up with a song together, this is communication in its most powerful form. The communication tools on this occasion were a four-stringed musical instrument made from wood and cat gut, a rattle, the human voice and a spontaneous dance.

This impromptu exchange came at the end of numerous e-mail and fax messages, timetabling, international phone calls, personal discussions, express mail deliveries and snail-mail letters. In the end, the real communication came from a magic spark of people conversing informally and directly using only the code of tonal frequences: two people from cultures in separate regions of the world, totally unconnected socially, totally unaware of the existence of each other until they met on the last day of 1995. ..True, there is more than one musical language but in music there is not the same pressure to understand every word."

Das TONGA PROJEKT soll diesen speziellen Kulturaustausch weiterentwickeln und besonders der Spannung zwischen Tonga Musik und zeitgenössischer, europäischer Avantgarde nachspüren. Eine erste Analyse und Bearbeitung von Tonga-Musikaufnahmen im Computerstudio des Offenen Kulturhauses Linz durch die Komponisten Keith Goddard und Klaus Hollinetz im Frühjahr 1996 war vielversprechend. Das OK wird nun einen workshop in residence der beiden Künstler vom 11.November bis 20.Dezember 1996 ermöglichen, zu dem auch Peter Androsch eine kompositorische Bearbeitung der Tonga- Musik beitragen wird. ARGE und OK gemeinsam werden dann im Frühjahr 1997 das Ergebnis öffentlich präsentieren. Dazu wird von Thomas Schneider eine Video-Installation zur Visualisierung der Begegnung mit den Tonga vorbereitet. Grundlage dafür bilden das reichhaltige SW-Fotomaterial des italienischen Fotografen Ilo Battigelli aus der Zeit des Baus des Kariba-Staudamms, sowie Foto und Video-Material von mehreren, aktuellen Besuchen bei den Tonga.

In einem zweiten Schritt soll 1997 eine weitere Begegnung mit den Tonga und ihrer Musik vor Ort in Zimbabwe erfolgen. Dabei geht es auch um das Erkunden von Mitteln und Wegen, wie solche Veranstaltungen zur Verbesserung der Lage der Tonga beitragen können: einerseits indem in Zimbabwe und international mehr öffentliche Aufmerksamkeit dafür erzeugt wird, andererseits durch konkrete Projekte der Unterstützung vor Ort. So soll der Kulturaustausch nicht nur den beteiligten MusikerInnen, sondern der ganzen Gemeinde zugute kommen.


TONGA. KOMPOSITION

Das Offene Kulturhaus (OK) Linz hat für einen workshop in residence der Komponisten Keith Goddard, Harare und Klaus Hollinetz, Linz im November/Dezember 1996 die räumlichen und technischen Voraussetzungen zur Verfügung gestellt. Dabei wurden die persönlichen Erfahrungen und die (Tonband) Materialien aus mehreren Begegnungen mit den Tonga, die im Rahmen des von der ARGE ZIMBABWE FREUNDSCHAFT organisierten Kulturaustauschs stattgefunden haben, im Computerstudio analysiert und in einer elektroakustischen Komposition bearbeitet.

Das Ergebnis dieses künstlerischen Nord-Süd-Dialogs, an dem sich auch Peter Androsch, Lukas Ligeti und Werner Puntigam mit eigenen Beiträgen - "five pieces on Tonga music" - beteiligen, wird am 6. Mai 1997 im Offenen Kulturhaus Linz (und später auch an anderen Orten Österreichs) präsentiert werden. Im Juli / August 1997 werden alle beteiligten Komponisten in Siachilaba im Tonga Gebiet Zimbabwe's zu einem mehrtägigen Workshop zusammentreffen, um gemeinsam an Ort und Stelle die Kultur und die Lebensumstände der Tonga künstlerisch zu reflektieren.


TONGA. EXHIBITION

Die Tonga Kompositionen "Five pieces" werden Ende Juli 1997 im Rahmen einer vom zambischen Choma Museum organisierten TONGA Ausstellung in den Nationalgalerien von Bulawayo und der zimbabweschen Hauptstadt Harare (und später auch in Johannesburg /Südafrika) aufgeführt. Die zentrale Präsentation wird vom 7. bis 9. August im Rahmen der Internationalen Buchmesse in Harare stattfinden, bei der die Tonga aus Siachilaba auch live auftreten werden.


TONGA. EXPEDITION

Als Beitrag zum Festival der Regionen 1997 (14. - 24. August 1997) von Gotthard Wagner / Sunnseitn und Georg Ritter / Stadtwerkstatt unter dem Generalthema KUNST.ÜBER.LEBEN werden 30 Tonga MusikerInnen gemeinsam mit österreichischen KünstlerInnen und einheimischen HelferInnen das Tote Gebirge vom Ursprung der Steyr bis zum Offensee /Ebensee durchqueren. Der Transport der Großen Trommel Ngoma Bontibe durch die Gebirgseinöde symbolisiert den öberlebenskampf und kulturellen Eigensinn der Tonga.


TONGA. KOOPERATION

Eine Klasse der Handelsakademie Auhof /Linz hat bereits das Projekt einer Kleidersammlung zur Unterstützung der Tonga gestartet. Die Tonga Expedition soll ebenfalls einen materiellen Beitrag zur Verbesserung des Schulwesens im Tonga Dorf Siachilaba aufbringen. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium unterstützt das Kulturaustausch-Projekt.


TONGA. DOKUMENTATION

Vierzig Jahre nach der Vertreibung der Tonga aus ihrem angestammten Lebensraum am Zambesi-Strom durch die Schaffung eines der größten Stauseen der Welt wird das Wechselverhältnis von Mensch und Natur, von Fortschritt und Tradition, von Dorf und Globalisierung, von ethnischer Minderheit und Zentralgewalt völlig anders diskutiert. Eine CD, eine Broschüre und eine Filmdokumentation, an der Tsitsi Dangarembga, Harare/Berlin, Thomas Schneider, Linz und Michael Pilz, Wien, zusammenarbeiten, sollen die Projekte einer Annäherung dokumentieren und die Fragen, die die Begegnung mit den Tonga aufwirft, künstlerisch bearbeiten.


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