Meeting "Freie Szene" - Sonntag, 29.11.1998

anwesend: Just, ?, Udo Danielczyk, Kurt Holzinger, Alex Baratsits, Andi Wahl, Harald Schmutzhard, Georg Ritter, Gerhard Dirmoser, ? Wolfgang Preisinger, Harry Gebhartl, Maren Richter, Stefan Kurowski, Wolfgang Dorninger,

zunächst Fragen von Preisinger in punkto "Kunst Allianz". Anläßlich des Artikels in den OÖN.

Kurzes Referat von Ritter über Problematik der Freien Szene (FSZ):

Freie Szene ist komplex: es gibt:
- Einrichtungen, die Kulturstätten betreiben: Kapu, Phönix, STWST
- Büros, Werkstätte (z.B.: TimesUp, Fabrikanten)
- individuelle Künstler

Alles, was von der freien Szene erarbeitet wird (wurde), wird früher oder später von den etablierten Häusern abgezockt. FSZ = Vorfeld, Frühadopter, Ausprobierfeld

Jetzt aber wird es immer deutlicher, daß es einen neuen "Kulturkampf" gibt. Kulturkrieg ist nicht mehr F gegen alle, sondern etablierte bürgerliche Kultur gegen freie Gesellschaft.

Land:
Will sich von der FSZ verabschieden und setzt auf elitäre/bürgerliche Kultur Z.B.: FRO bekommt partout keine Strukturförderung, nur Projektförderung. Im Grunde genommen geht es hier um einen Versuch der ÖVP, Einfluß auf das Programm -> die Kultur zu bekommen. Der liberale Anstrich ist ihnen mittlerweile egal. Das hat weitläufige Konsequenzen. Wiederum z.B. Radio FRO: Wenn Pühringer nicht zahlt, dann zahlt Dobusch auch nicht.

Bund:
Will nur Projektförderung machen.

Stadt:
Bekennt sich halbherzig zur Freien Szene. Hintenrum werden die Bauten (elitäre Kultur) durchgezogen. Halbherzig deswegen, weil die strukturellen Voraussetzungen nicht existieren, die Kontinuität garantieren. In diesem Sinne kann das EU-Kultur-Monat kann entweder verstanden werden als das, wof¸r es die Stadt immer verkauft, n‰mlich "neue Akzente" setzen. Andere Sichtweise: "Die Bettelarmee wurde in die Schlacht geschickt". Die Politiker wollen Spektakel und Tourismuskultur. Das Musiktheater ist nicht einmal eine Vision. Die Stadt Linz schmückt sich mit Künstlern, die am KEP mitgearbeitet haben. Während der laufenden Diskussion werden die großen Kulturschiffe (Kunsthalle, Musiktheater) vom Stapel gelassen.

Lippenbekenntnisse des Staates zur zivilen Gesellschaft, aber im Prinzip macht er das Gegenteil. Die SPÖ praktiziert Mitspracheformen, aber keine Mitbestimmungsformen.

Freie Szene ist eine Angelegenheit der Initiative. Es geht um gesellschaftliche Bezüge. Wenn die zivile Gesellschaft in aller Munde ist, dann muß sie auch ermöglicht werden.

Innovation heißt: neue Wege bestreiten.
Initiative einer Region fördern -> strukturelle Voraussetzungen sind notwendig. -> freie Mittel, freie gesellschaftliche Selbstbestimmung.

Mögliche Vorgangsweise für die Freie Szene:
Die strukturellen Voraussetzungen müssen vehement eingefordert werden.
Linz muss gezwungen werden:
1.) sich zur Freien Szene zu bekennen
2.) gegen die etablierten Kultureinrichtungen muss geschossen werden.<

Es gilt, Positionen und Forderungen zu sammeln, um ein Grundsatzpapier zu verfassen und Strategien zu entwickeln. Nicht für den KEP arbeiten, sondern für eine klare Position, die auch in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit getragen werden soll. Zeitpunkt ist günstig. Gegen Musiktheater schießen, z.B. bringt die Stadt sicher ins Schwitzen.

Als Ausgangspunkt sollen die Initiativen einmal selbst ihre Bedürfnisse (Cash) und Vorstellungen formulieren. Bis Sonntag sollte jeder ein solches Papier anfertigen: Fragen, die berücksichtigt werden sollen:

- Bedarf an Eigenbudget.
- Bedarf an eigener Struktur und Struktur von aussen (z.B.: Personalproblematik: es braucht fixe Anstellungen. Eventuell ein Sekretär, den sich mehrere Gruppen teilen können, .....)
- Wünsche für die Zukunft
- Wie haben sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert (z.B.: EU-Kult oder FDR, "jeder ist selbst Veranstalter".)
- Wie will man mit bestehenden Institutionen zusammenarbeiten bzw. welche Forderungen stellt man an sie. (Just:"Die Institutionen müssen von der Aufgabe, die freie Szene auch strukturell zu unterstützen, entbunden werden")

Vorschlag von Just: Richtlinien festlegen, unter denen man nicht arbeiten darf. Just empfiehlt eigenes "Kartell" für Freie Szene.