Cordt Berneburger: Wasserfarben. Dtv 1991, S. 58 f.
Meine Eltern waren zum Glück nicht da. Ich wollte
keinen Menschen sehen, der mich nicht trösten konnte.
Ich knallte mich auf mein Bett und war leider nicht
müde genug, um zu schlafen. Ich versuchte nur eine
Sekunde lang zu schlafen. Als es nichts wurde, legte
ich eine Kassette ein, setzte mir Kopfhörer auf und legte
mich wieder hin. Ich wollte dieses Lied vom ollen Bob
Dylan hören, wo er von dieser Frau singt, die ihn mal
fallenließ. Er kommt mir da immer so mutterseelenallein
vor. Und so enttäuscht. Es ist nicht gerade erfreulich
zu singen: „Wenn wir uns mal wiedersehen und uns als
alte Freunde ausgeben, dann laß dir nicht anmerken,
daß du mich zu einer Zeit gekannt hast, als ich hungrig
war und dir die Welt gehörte."
Dieses Lied ist gleich das erste auf meiner Dylan-Kassette,
und ich mußte ziemlich lange warten, bis es endlich anfing.
Es fing partout nicht an. Erst dachte ich, daß ich mich in
meinem Zustand ohnehin auf kein Zeitgefühl verlassen kann,
aber als einfach keine Musik kam, sah ich doch noch einmal
nach.
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