FREIRAUM RAUBEN! - FRAUEN*LESBEN*TRANSGENDER-AKTIONSTAG
EIN RÜCKBLICK...
Die Freiraumräuber*innen luden alle Frauen*Lesben*Transgender am 19.9.2008 zum
"Freiraum rauben! - Aktionstag"/ Kundgebung mit anschließendem Fest.
Im Vorfeld entstanden neben der Organisation des Aktionstags viele Diskussionen, Auseinandersetzungen
und eine Homepage: freiraumrauben.servus.at, die in der Folge auch als Projektdokumentation und
Anlaufstelle für Neues dienen soll.
Am Nachmittag wurde am Taubenmarkt Platz gemacht für mehr Frauen*Lesben*Transgender bezogene
Straßen- und Platzbenennungen. In Linz gibt es 30 Plätze, davon sind lediglich 18 nach Männern/
männlich und von 1121 Straßen spärliche 35 nach Frauen benannt (3,1%). Anregung zum Namen
finden boten verschiedene Bücher und Ausdrucke mit Frauen*Lesben*Transgender-Biographien wie z.b.
die Linzer Stadtführerin, Verbotene Frauen, Women Artists,... Passant*innen waren dazu aufgefordert
mit Hilfe von Post-its auf einen Stadtplan ihre eigenen Bennenungen zu platzieren, dabei rausgekommen
sind die wunderbaren Bezeichnungen: Assatastraße, Transstraße, Queerstraße,
Jüdinnengasse, Zala-Partisaninnenlände, Persson-Straße, Devi-Platz, Goldmann-Straße,
Harriet Tubman, Judith Butler-Straße, Nadine Gordimer, Adrian Piper Platz, uvm.
Außerdem gab es Einsicht in das Positionspapier der Freiraumräuber*innen, vieles zum schmökern
und durchschauen am Infotisch und "Hybride Körper" sorgten für gehörige Verwirrungen.
Am Taubenmarkt begegneten uns neben positiv Interessierten leider auch aggressiv-verbale Aussagen und
hitzige Debatten. Themen wie Abtreibung oder feministische Themen im allgemeinen sind nach wie vor,
vor allem im öffentlichen Raum, hart umkämpftes Gebiet.
Anschließend lärmte als Überleitung vom öffentlichen Raum in einen von den Freiraumräuber*innen
vordefinierten halb-öffentlichen Raum ein kleiner, aber lautstarker Wechsel ins Variete Theater Chamäleon,
wo sich die Besucher*innen des Aktionstags erst einmal am Büffet und bei einem Willkommenstrunk
stärken konnten.
Das Abendprogramm startete die bereits am Taubenmarkt begonnene Modenschau "Hybride Körper".
"Hybride Körper ist ein Projekt von Forum Interkulturalität. Eine Schnittstelle von Mode, Ethik,
globalem Denken, Wirtschaftsordnung und Handel, Fairtrade (Arbeitsbedingungen in der Produktion),
Körper, Sexualität, Rassismus, Begehren und Erotitüde. Mit Migrantinnen als Protagonist*innen."
Danach wurde das Video #1:<common.places> von Fiona Rukschcio gezeigt, "das 27 Frauen und ihre Erzählungen
über den "normalen" Bel6auml;stigungsalltag vereint, dem jede Frau in jeder Situation ausgesetzt sein kann.
Das Video erzeugt eine unmittelbare Konfrontation mit dem alltäglichen Sexismus, beschreibt Situationen der
Belästigung ohne jegliche Stilisierung und Überzeichnung - fortlaufende Grenzüberschreitungen an
allen Pl6auml;tzen zu jeder Zeit, die Frauen in ihrem Privaträumen, an äffentlichen Orten, in
Arbeitsverhältnissen wiederfahren. ..." (Harriet Leischko). Trotz der Schwere der Thematik hielt das
Video auch einige Schmunzler bereit.
Zu späterer Stunde entzückten die Liveacts Signorina Alos mit "one girl sewing music", die Spicy Tigers On Speed mit ihrer
Queer-Pop-Performance die Gemüter und DJ Tomke (von "Quote", ein Kollektiv, "das bereits seit 2001 die Schieflage
im Geschlechterverhältnis der vielgerühmten DJ-Kultur verrückt" (www.myspace.com/quotistinnen)) heizte
ordentlich mit tanzbaren Beats ein.
Zwischendurch konnte das Positionspapier des Aktionstages immer wieder, je nach Lust und Laune aufgesucht und selber
weitergedacht, verändert/ ergänzt werden und es durfte sich bei den Identitäswürfeln in
Definition(s)mach(t) ich! geübt werden. Definition(s)mach(t) ich! spielt mit dem Gedanken, dass Identitäten
keiner gesellschaftlichen, globalen Definitionsmacht unterliegen, sonder selbstgewählt, veränderbar und
permanent inkonstant sind. Um dieses inhaltliche Thema der Selbstdefinition oder bewusster Nichtdefinition aufzugreifen,
wurden an diesem Aktionstag sogenannte Identitätswürfeln zu Verfügung gestellt, die verschiedene Begriffe
aus sozio-kulturalisierten, sexualisierten,... Zuschreibungen enthielten oder zur Selbstbeschriftung leer waren. Die
Besucher*innen des Aktionstages konnten sich so ihre*seine eigene(n) Identitäts - (Nicht)Definition(en) basteln, um
auf diesem Wege eine Selbstreflexion mit dem Thema zu forcieren und zu zeigen, dass eine Identität als Kategorisierung
nicht zulässig ist.
Außerdem hielten weitere Infostände Lektüre, Anziebares, Aufnähbares, Anhörbares und Alltägliches
wie Pissanelles und Mooncups für Zuhause bereit und letztlich bleibt nur eins zu sagen:
Freiraum rauben statt Wohnung saugen - leben, lieben, lachen - Party machen!
DIE FREIRAUMRÄUBER*INNEN
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