geschichte veranstaltungen 85-96 statements


208 Jahre KAPU

Die Geschichte des Hauses Kapuzinerstr. 36
Die örtliche Nähe des Hauses zur Kapuzinerkirche bzw. zum Kapuzinerkloster deutet auf eine historische Verbindung der Gebäude hin.
1606 wurde hier das Kloster gegründet, das sich im Laufe der Zeit immer weiter ausbreitete bzw. um Gebäude erweitert wurde.
1785 wurde mit der Gründung der Pfarre St. Mathias auch eine Schule eingerichtet, für die in den damaligen Räumlichkeiten zu wenig Platz bestand. Weiters erschien die Errichtung eines Pfarrhofes als notwendig.
Da aber beide Bauten von der Stadtgemeinde nicht bewilligt wurden, einigte man sich auf ein Gebäude, kaufte den nahe der Pfarre gelegenen Stadel eines gewissen Herrn Nasinger an und baute diesen im Herbst 1788 zum Pfarrhof um, in dem auch die Kapuzinerschule untergebracht wurde. Nachdem die Schule 1871 in ein anderes Gebäude übersiedelte, fand die KAPU als Landwehrkaserne, als Handarbeitsschule und als Suppenanstalt Verwendung. Als das Schulwesen in die Hände des Staates übertragen wurde, ging das Gebäude in den Besitz der Stadtgemeinde Linz über, die es 1926 der Sozialdemokratischen Partei übergab. Als die Partei nach den Februarunruhen 1934 aufgelöst wurde, kam die KAPU wieder in den Besitz der Pfarre, die ein Heim des "Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend", des Mädchenvereins "Franziskuslärchen" und der Kindergruppe "Frohe Kindheit" einrichtete. Nach dem "Anschluß" Österreichs an Deutschland im Jahr 38 wurden diese Organisationen aufgelöst und die nächste Jugendorganisation, die dieses Haus nutzte, hieß HJ (Hitlerjugend).
Nach Kriegsende wurde die KAPU wieder der SPÖ zur Verfügung gestellt und von der SJ (Sozialistischen Jugend) als Jugendzentrum sowie Büro verwendet.
vorraum der kapuDie SJ nutzte das Haus lange Zeit als Jugendzentrum im klassischen Sinne, ein Konzept, das anscheinend immer weniger griff, denn in den frühen 80ern wurde ein Konzept der offenen Jugendarbeit entwickelt, es kam es zur Gründung des Kulturvereins KAPU. Die Aktivitäten im Jugendzentrum und der Veranstaltungsbetrieb wurden auch damals schon von der "Betriebsgruppe" sowie einiger Zivildiener getragen. Mit der Gründung des Kulturvereins begann ein sehr reger Veranstaltungsbetrieb, der am 22.9.84 mit einem Konzert von "LOGIC" eröffnet wurde. Das Programm wurde sehr vielschichtig angelegt, neben Konzerten fanden auch viele Diskussionen, Ausstellungen, Vorträge oder Filmvorführungen statt. Ab da beginnt auch die Geschichte des Punk in der KAPU, die ab jetzt zur Geschichte "11 jahre KAPU" wird. Die "Szene" findet hier ihren Platz, veranstaltet ihre eigenen Konzerte und übernimmt Verantwortung für ein Haus, das schon seit seiner Gründung ein Haus für die Jugend war.

Die Anfänge

punkPUNK! (Lokal)
"Punk-Rock changed our lives!"
The Minutemen, "History Lesson Pt. II"
"Wir" waren Punx, was sicher für jeden von uns eine ureigene Bedeutung und Geschichte hatte und hat, aber auch einen großen Haufen Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte: Die geile Musik, das Outfit mit Versatzstücken wie gespikten und gefärbten Haaren, Iros, Army-Boots, Lederjacken, mit diversen Gruppennamen und Slogans verziert, Nieten und was weiß der Geier mehr, dazu etwas, was sich mit "ausgeprägtem Exzeßgeist" wohl am Besten beschreiben läßt. Punk war/ist ein verdammt aufregendes und weitreichendes Angebot: anders zu sein als deine Schul/Lehrkollegen, die gelegten Bahnen und Schienen um dich herum zu verlassen, für einen Tag, eine Woche, ein paar Jahre, ein Leben. Ein "anders sein", das damals (so 82/83) viele liebe Mitmenschen schlecht bis gar nicht packten und so versuchten, ihrer Irritation mit Gewalt (von verbal bis körperlich) Herr/Dame zu werden . "Wir" punkten zwischen Landgraf, E-Schmid, dem Anderen Kino, Donaulände und der alten Stadtwerkstatt, zwischen kleinen, total verschissenen Polizeischikanen, Vollsuff, Trips, Lokalverboten und hatten eine verdammt großartige Zeit. Punk war auch eine Forderung: sprich (schrei!) dich, take action! Erste Anläufe zu einer Band aus "unserem" (Punk-)Umfeld nannten sich (unter anderem) "Johnny & The Four Ois" mit Baua, Johnny Pichler, Schweden-Tommy und einem vierten Punk, dessen Name mir jetzt ums Verrecken nicht einfällt und passierten noch in der Stadtwerkstatt. Es gab ein erstes Fanzine (Fan-Magazin), mit dessen Namen es mir so geht, wie mit dem des vierten Bandmitglieds. Ich bastelte dann meinen "Kanaldeckel" und Andi Ehrenberger seinen "Verfolger", später glorreich fusioniert zu "Der Verfolgte Kanaldeckel", kurz "VKD". Die KAPU kommt als troublefreier Hangout ins Spiel, als mehr oder minder selbstbestimmte "Spielwiese". Johnny Pichler machte 85 seinen Zivildienst im Haus in der Kapuzinerstraße 36 und endlich war auch ein Platz gefunden, wo "wir" "unsere" Bands spielen lassen konnten. Kontakte gab es durch die Fanzinegeschichte mehr als genug, damals entstand etwa der Draht zu Dolf Hermanstädter, der als "Manager" der Augsburger Band INFERNO in der süddeutschen Punkszene (am Übergang zum Hardcore) umrührte und bis heute das TRUST herausgibt. "Wir" machten "uns" in der KAPU breit, dominierten/"übernahmen" bald die Betriebsgruppe und das Programm, wobei nach Konzerten der Linzer "H.G.W." (quasi das Proto-Punkkonzert, mit Albino, später STAND TO FALL) und den Wienern EXTREM, Andi Bands wie die NEUROTIC ARSEHOLES, die IDIOTS oder die schon erwähnten INFERNO nach Linz holte. Die KAPU Punkkonzerte waren bald ein Begriff in der "Szene" und Punx aus allen Himmelsrichtungen reisten dazu an, was Irene Judmayer (heute OÖN), sensibel wie immer, zu der sprichwörtlichen Schlagzeile von der "Punkerhochburg Kapu" anregte. 85 formierten Andi "Mops" Breitwieser, Peter Fuchs, Harald "Huckey" Renner (vorher/parallel JUGO & DIE GASTARBEITER) und ich DIE FEUERLÖSCHER, eine Punkband reinsten Wassers: Der Wille, zu spielen, sich auszudrücken, besiegte/überragte die technischen (Un-)fähigkeiten. Wir spielten falsch aber beherzt und das Publikum war auch Band. Das oft bei Konzerten gemeinsam mit den DEAD SOULS, die zwar keine Punkband in dem Sinn waren, sich aber im selben (KAPU-)Umfeld bewegten.
(Links: Als Einstieg zur "weiterführenden" Beschäftigung mit PUNK als "globales" Phänomen möchte ich die Bücher "England's Dreaming" von Jon Savage und "Lipstick Traces" von Greil Marcus empfehlen)
... wird HARDCORE wird ...
Von der geilen Musik und vom Outfit war schon die Schreibe: beides erfuhr um 86 eine gewaltige Veränderung. Die musikalisch ziemlich degenerierten britischen Viert-ff.-Generationspunkbands und/oder auch die meisten Deutschpunkbands, denen unsere Ohren neben den Genre-Gründern (PISTOLS, CLASH, RAMONES ...) gehörten, sahen im frischen Wind in Form des Ami-Hardcore ziemlich alt aus. Verkürzt geschrieben, differenzierte "Hardcore" die Ansprüche von "Punk" aus oder formulierte sie neu, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Die Punkuniform blieb nach und nach ­p; sowohl im übertragenen als auch im tatsächlichen kleidungsmäßigen Sinne - zuhause im Schrank. "Der humanistische Kern" (Vic Bondi) von Hardcore suchte sich neue, radikalere und offenere Formen, es ging tatsächlich um Utopien und musikalisch um das denkbar aufregendste ­p; zuerst per Geschwindigkeitsrekorden, danach zunehmend um ein subtileres, sich mehr und mehr Musik aneignendes - Vermeiden von Rock. Die Vision eines weitverzweigten Netzes, einer sich austauschenden, anti-kapitalistischen Subkultur stand zumindest kurze Zeit wirklich im Raum. Das real vorhandene Punk-Netzwerk (Bands, Vertriebe, Fanzines ...) an das die KAPU via Süddeutschland angedockt hatte, machte/trug diese Entwicklung diskussionsintensiv mit. "Bandana-Deppen versus Nieten-Affen"-Leserbriefschlachten tobten in den entsprechenden Fanzines. negazione plakatAndi holte Bands wie CHEETAH CHROME MOTHERFUCKERS und NEGAZIONE aus Italien, B.G.K. aus Holland, EVERYTHING FALLS APART und die SPERMBIRDS, die (süd)deutsche Hc-Urgesteine, die norwegischen KAFKA PROCESS ... STAND TO FALL formierten sich mit Albino, Andi, Heli und Joschi und aus den FEUERLÖSCHERN wurde mit Johnny am Baß TARGET OF DEMAND. Gleichzeitig waren die Verhältnisse in der KAPU aber alles andere als rosig. Die Öffnungszeiten/tage des KAPU-Beisls wurden immer weniger und im Sommer 87 wurden Betrieb und Veranstaltungen ganz eingestellt, auch das Verhältnis/Unverhältnis zur SJ war ein problematisches geworden. Vor dem Live-Debüt von STAND TO FALL mit der ersten wirklich relevanten Us-Band SOCIAL UNREST, die in diesen Zusammenhängen Europa betourte (ARTLESS zuvor hatten die Gelegenheit einfach zum richtigen Zeitpunkt genutzt) am 5. Oktober 87 übersiedelten "wir" in die STADTWERKSTATT, wo in der Folge einige großartige Gigs stattfanden, etwa mit den famosen VERBAL ASSAULT, die mit "More than music" der Hc-Szene eine ihrer definitiven "Hymnen" schrieben. Durch die Beteiligung von T.O.D. und STAND TO FALL an den von Wolfgang "Fadi" Dorninger herausgegebenen Fadi-Samplern und deren Präsentationen hatte sich Hc als einer der vitalsten Bestandteile des (musikalisch) "lebendigen" Linz etabliert. Martin Winkler von der SJ sprach Andi bei einem blendend besuchten Konzert von den DEAD SOULS, STAND TO FALL und T.O.D. an, und langsam nahm die "Rückkehr" in die KAPU Gestalt an, begleitet von hitzigen Diskussionen - von wegen "fuck the SJ" - in der Alten Welt, dem damaligen (Haupt-)Treffpunkt. Andi wurde angestellt und mit der Party zur Veröffentlichung der Split-Lp von T.O.D. und S.T.F., die auf einem norwegischen Label erschien, begann eine ziemlich großartige und sehr aktive Zeit in der KAPU. Fast alle "großen" Hc-Bands spielten hier, aber auch zunehmend Bands aus dem schwieriger zu definierenden "Indie"-Bereich, wobei hier viele Bands über Christian Wöginger kamen, der seinerseits mit der "Brotherhood" schon früh wegweisende Bands wie JESUS LIZARD oder URGE OVERKILL in Vöcklabruck veranstaltete. Neben FUGAZI und NO MEANS NO möchte ich hier nur NIRVANA und GREEN DAY als weitere Beispiele nennen, wegen der Signifikanz die diese Bands für die weiteren Entwicklungen hatten/haben. Die ersten beiden sprengten bald die Besucher-Kapazitäten der KAPU und sind bis heute Beispiele für Bands, die immer noch auf unabhängigen Labels und ohne den ganzen Rock- und Marketing/Promotion­p;Bullshit touren und agieren. Die beiden anderen wurden ­p; wie willig, sei dahingestellt ­p; Bestandteile eines ganz anderen Mechanismus: aus "Hardcore" wurde "Crossover" und zuletzt wieder "Punk", aus "Indie" "Grunge" und "Alternative", sprich der Markt hatte Blut geleckt. Aus Hc-Utopien wurden (klein- und groß-)wirtschaftliche Realitäten, wenigstens partizipierten zumindest einige wenige, die die Utopien (infrastrukturell und/oder künstlerisch) mitformuliert hatten, auch am "Boom": History repeats itself! In Linz/im KAPU-Umfeld gelang es einigen wenigen ­p; vielleicht tatsächlich dem "harten Kern" - sich ihre Brötchen über eine gewisse "Umwegrentabilität" in Musik/Kultur nahen Bereichen zu verdienen. Bis diese Abläufe griffen, tobten allerdings die sauguten Tage in der KAPU. so much hateDurch die Punk/Hc-Kontakte und dadurch, daß viele von "uns" selber in Bands spielten (parallel zu T.O.D. spielten Huckey und ich seit 88 mit Horst Buttinger, Peter(l) Hofstätter und Alex Reidl als SEVEN SIOUX, aus denen sich später - ohne Alex - SCHWESTER formierten, seit etwa 90 gab es auch DER PANIKTREIBRIEGEL; alle "unsere" Bands tourten/gigten regelmäßig und veröffentlichten Tapes, LPs oder später CDs) und "uns" Musik tatsächlich Lebensmittel war, war in der KAPU sehr viel möglich. Wir waren an Dingen unmittelbar "dran", die "professionelle Veranstalter" erst viel später via Medien - die "uns", bestätigt durch eine eher unangenehme Erfahrung mit X-Large (die damalige Jugendsendung des ORF), mit Ausnahme der "Musicbox" und "unserer" eigenen (Fanzines ...) herzlichst wurscht waren - und anderen Verwertungszusammenhängen wahrnehmen und nutzen konnten. Diese Qualität sollte später wieder beim "Lokalismus" (siehe 7INCH12) und HipHop greifen. Über/von Bert Estl und Andreas Feichtner wurde mit Video (APRISE Video-Zine) und später - in Connection mit den Radiopiraten und dem "Boiler" in Wien - begonnen, mit dem Medium Radio zu arbeiten.
Durch all diese Entwicklungen verlor Hardcore nach und nach seine "Hegemonie" im KAPU-Programm und wohl auch im (Er-)Leben der meisten Beteiligten. INFERNODie erwähnten Bands lösten sich früher oder später auf, wobei manche der Mitglieder heute immer noch Hc-Musik machen, etwa bei TRÜMMER SIND STEINE DER HOFFNUNG und THOSE WHO SURVIVED THE PLAGUE. All das hinderte die nächsten KAPU-Generationen nicht daran Hardcore für sich neu zu entdecken - DEADZIBEL, EX MACHINA, GROOVE, TOM'S LESION ...
Die Hc-Unmittelbarkeit und -Aufgeregtheit im Sinne von sich unprätentiös an Bestehendem zu reiben, sich gegen einen wie auch immer gearteten "Mainstream" abzugrenzen, bleibt ein Eckpfeiler des KAPU-Selbstverständnisses.
(Links: Die meisten Platten Linzer Bands von "damals" sind heute schwer bis unmöglich zu bekommen. Von TARGET OF DEMAND ist eine CD mit allen Studioaufnahmen in Vorbereitung, eventuell sind auch die SEVEN SIOUX-CD "Kind" (X-MIST) und STAND TO FALL's "Fear"-CD noch zu bekommen, wobei letztere nicht unbedingt charakteristisch für STAND TO FALL war/ist. Von der mittlerweile "mittleren" Hc-Generation finden sich einige Tracks auf der "DICHTMACHEN"-CD von 7INCH12. Weiters: EX MACHINA "Von Vögeln, Fischen und Engeln", STRAHLER 80/TOM'S LESION Split­p;Lp auf BREFKAS READY RECORDS, GROOVE "Nickel 5", Mini-Album-CD und DEADZIBEL "Me Puis-Ne" (ANGRY SUN/TROST). Zum Checken des State-Of-The-Hc (im ursprünglichen Sinne) 1996 empfiehlt sich das Studium der Mailorder-Kataloge und Label-Programme von SACRO EGOISMO und TROST, sowie natürlich der KAPU BANDPOOL-Sampler und die aktuellen Alben von DEADZIBEL und TRÜMMER ...)

7INCH12

7INCH12-logo 7INCH12 ist daraus entstanden, daß Linzer Musiker begannen, sich ­p; ursprünglich in defense der alten STADTWERKSTATT, die vom Abriß bedroht war ­p; zu organisieren/treffen. Die so formulierte "Verteidigung" der STADTWERKSTATT enthielt auch Kritik am Posthof ­p; nämlich die, daß dieser eine seiner festgeschriebenen Funktionen, nämlich die Förderung lokaler Musik, nicht ausreichend wahrnahm/wahrnehmen konnte. Bürgermeister Dobusch fühlte sich auf den Schlips getreten und führte Gespräche mit dem POSTHOF­p;Musikmanager Werner Ponesch und mit Wolfgang "Fadi" Dorninger und Kurt Holzinger, als Vertreter der Musiker. Eines der Ergebnisse war, daß Werner Ponesch Musiker zu Sitzungen einlud, aus denen das HEIMSPIEL, ein Programmschwerpunkt lokaler Musik im POSTHOF, entstand. Wobei die Gruppe, die sich schon vorher getroffen hatte, als "Sektion Spartakus" einforderte, daß das HEIMSPIEL nicht allein auf den POSTHOF bezogen bleiben durfte, sondern auch Plätze miteinbezogen wurden, die für die lokale Musik mindestens genauso wichtig waren. Wie eben KANAL, KAPU, LANDGRAF und STADTWERKSTATT. Diese "Basis", eine quasi lockere Verlängerung der Kontakte unter den lokalen Musikern, die Fadi alljährlich mit seinen Fadi-Samplern bündelte, trat nochmals und vehementer auf den Plan, als anläßlich des Jubiläums der Stadt Linz ein CD­p;Sampler produziert wurde, der ­p; mit einiger Kohle ­p; total präzise an der real existierenden Musikszene vorbei produziert wurde. Gustav "Just" Dornetshuber initiierte als Reaktion den Tape­p;Sampler "Linz schlägt zurück" samt Präsentation in der mittlerweile übersiedelten STADTWERKSTATT, bei der sich die beteiligten Bands ­p; nach vorhergehender Auslosung ­p; gegenseitig coverten. Der Magistrat war defeated, gestand seine popmusikalische Blöße ein und streckte seine Fühler aus, wie man denn "die Szene" sinnvoller fördern könnte. Just und Fadi entwickelten die Idee von 7INCH12, einer Bestandsaufnahme des lokalen Musikgeschehens in 7"­p;Singles, die monatlich mit dazugehöriger Präsentation erscheinen sollten. Im Abo zu beziehen, Belegexemplaren für die Bands und mit umfangreicher Bemusterung einer gemeinsam erstellten Presse/Medien-Datei. Das Kulturamt stellte eine Basisfinanzierung, das Land OÖ steuerte auch etwas bei, der Rest kam aus Verkäufen und den Präsentationsgagen. Tatsächlich stellte das wohl den Beginn einer breiteren Popmusikförderung in Linz/OÖ dar. Wobei das Gießkannenprinzip, das ob der Inkompetenz der vergebenden Stellen und in Ermangelung eines entsprechenden Beirats zum Tragen kam, vor allem in den folgenden/letzten Jahren leider immer mehr Schrott mitermöglichte. 7INCH12 brachte es dann, beginnend mit/im Jänner 91 und SEVEN SIOUX, tatsächlich auf 13 7"­p;Singles, ein 4 x 7"-Set und als abschließendes Statement die CD "Dichtmachen", allesamt mit wunderbaren Covern von Herbert Schager. Präsentationen fanden in Linz, Wien, Budapest (!!!) und München statt. Einige der beteiligten Bands (wobei mit der 3. Single auf Split-Singles umgestiegen wurde): CLOUDS OVER CHRYSLER, DIE GOASS, DYNAMO URFAHR, FUCKHEAD, KRÜPPELSCHLAG, MC GREGORYS, MONOCHROME BLEU, SHY, STAND TO FALL ... Die KAPU hatte logischerweise allein über die beteiligten Bands/"Aktivisten" keinen kleinen Anteil, auch als Infrastruktur, an der ganzen Geschichte. Andi Ehrenberger "designte" ein paar wunderbare Flyer/Textblätter dafür, Peter(l) Hofstätter war fleißig am Hackeln für 7INCH12 (wir liebten vor allem das Verschicken der Singles ...) und nicht zuletzt entstanden beim "7INCH12 KRAMPUS & NIKOLO-Fest" in der KAPU eigentlich WIPEOUT. Gleichzeitig markierte 7INCH12 einen "überschrittenen Höhepunkt" dessen, wie es Didi Neidhardt im SKUG formulierte. Die Szene machte in der Folge tatsächlich "dicht", veränderte sich: Viele Bands lösten sich auf, verfolgten mehr oder minder ihr "eigenes Ding", andererseits, auch im Beginn mit "Dichtmachen" dokumentiert, neue Bands entstanden, für die, gerade wenn sie aus dem KAPU-Umfeld kamen, der "subkulturelle Urmeter", den laut Andi Kump, T.O.D. und STAND TO FALL in und um die KAPU definiert hatten, eine Selbstverständlichkeit/Ausgangsbasis war.
In meinen Liner Notes zu "Dichtmachen" habe ich Stani/EX MACHINA mit "Es muß was geben" zitiert ­p; und tatsächlich, es hat auch nach 7INCH12 immer wieder was gegeben, nicht zuletzt dank der KAPU.


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Oktober 96


wir lesen hören schauen linz