BONJOUR DEZEMBER 1996


Hallo, Grüße. Es tut mir echt und aufrichtig leid, aber durch eine Verbindung von Mißverständnissen und Krankheitsfällen geriet das letzte BONJOUR! etwas sehr kurz. Das, liebe Leser und lieber Layouter, hatte nicht, wie fälschlicher Weise behauptet, mit "zu viel Fußball schauen" zu tun (hätte aber durchaus sein können, na und), sondern mit kaputten Bandbussen und eitriger Angina. ´Tschuldigung. Sehr erfreut bin ich als BONJOUR!-Redakteur ja natürlich über das KAPU-Dezemberprogramm, wo Größen österreichischer Indie-Pop-Rock-Dancesonstwas-Musik bei uns gastieren. Dies ist natürlich ein Wink mit der Zaunlatte. Man kann sich ab jetzt nicht mehr leisten bei Heiland/Skizze, Sugar&Spice oder Lebel/Moebius(Play the tracks of) zu fehlen. Ein lustiges und in letzter Zeit auch fruchtendes Spiel ist das "neue Beisln suchen". Wo wir fündig geworden sind sage ich hier nicht (keine Schleichwerbung! Die können ja im Hillinger inserieren), wer´s weiß der weiß´s, und wer nicht, kann ja nachfragen. Viel Spaß, und kümmert euch um eure Stadt und ihre Musik, Ha!
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KAPU, Kennwort: BONJOUR!, Kapuzinerstr. 36, 4020 Linz.
Huckey

SANS SECOURS

need
Tape, Tricom Music

Da sich die Informationsflut auf diesem Teil in Grenzen hält, nehme ich einfach mal an, daß es sich hierbei um ein Vorabtape eines bald folgenden Tonträgers handelt.
Die Band, die mich beim letztjährigen O-Heim Open air mit einem Bombenset überraschte, dürfte irgendwo in der Steiermark ihr (Un)wesen treiben und hat in unserer Gegend wohl noch den Status eines unbeschriebenen Blattes. Daß sollte sich aber spätestens bei Veröffentlichung dieser Aufnahmen ändern.
SANS SECOURS scheinen eine ähnliche (Sound)Philosophie wie die Wellheimer NOTWIST, nachzuhören auf ihrem Meisterwerk "Nook", zu verfolgen. Ruhige Momente wechseln mit gezielt wütenden Ausbrüchen, dadurch wird eine derart intensive Spannung erzeugt, daß mensch erst einmal tief Luft holen muß, um das zu bewältigen.
Die Steirer kommen dabei, nicht etwa wie die Wellheimer aus Hardcore Zusammenhängen, sondern nähern sich ihrer Musik eher aus der Noise-Rock/Grunge-Ecke, besitzen aber genügend Biß und Brachialität um nicht als sudernde & jammernde Hardrock-Kapelle entlarvt zu werden.
Ihre ausgereiften, variationsreichen Songstrukturen, die fast schon epische Breite besitzen, und ihr goldenes Händchen für die richtigen Melodien, rücken sie gefährlich nahe an die LoFi-Meister MOTORPSYCHO aus Norwegen heran. Mit LoFi haben SANS SECOURS zwar merklich weniger am Hut, doch ist der Melancholie-Faktor auf "need" ähnlich hoch anzusetzen, wie auf MOTORPSYCHO`s 95 Werk "Timothy`s Monster", was in folge einige astreine Bombenhits zutage fördert. Soweit, sogut.
Wenn ihr Jungs von der Band uns dann noch den fertigen Tonträger zukommen läßt, sind alle glücklich und es gibt eine fette Titelstory im Hillinger, gelle! pezzy
P.S.: Die werden groß.

BCSB

CHANGE OF WAYS
Split 7", Trost records

Trost goes 7" und versüßt uns den Herbst mit dieser interessanten Split-Angelegenheit, die von jungem Nachwuchsblut aus Niederösterreich und Kärnten! bestritten wird.
Die Hollabrunner BCSB, die bereits im Rahmen eines bonjour!-Konzertes die Kapu bespielten, rotzen uns eine ungemein zähe, dreckige Grungeperle namens "Spacegum" vor die Boxen und vergessen dabei nicht die Gitarren auf Ansclag zu drehen.
Das Info spricht von unglaublich reduziertem, unschuldigen Extremgrunge mit lätschertem Gesang, dem eigentlich nichts hinzuzufügen wäre. Wer mit frühen Werken von SOUNDGARDEN, KYUSS oder NIRVANA zurechtkommt, ist hiermit bestens bedient.
Auch in Kärnten scheint es noch vernünftige Menschen zu geben, und wenn sie dann noch lässige Musik machen ist die Verwirrung perfekt.
Die Nummer von CHANGE OF WAYS fängt zwar als hippiesker CRANBERRIES-Verschnitt an, steigert sich jedoch in ein, mit einem dichten Noise-Teppich zugedecktes, Hardcore-Stück, welches seine Vorbilder NOTWIST oder LIFE...BUT HOW TO LIVE IT? nicht leugnet.
Wer 7 SIOUX`s "Firesioux" covert, gesehen bei einem Open air in Wolfsberg, kann sowieso kein Böser sein.
Nettes Lebenszeichen aus der Provinz. pezzy

RABID DOG

Tape, Eigenvertrieb

Die Linzer präsentieren uns auf ihrem Debut-Demo vier Stücke, die in der Kapu produziert wurden und eine beachtliche Soundqualität aufweisen.
Manchen dürften die "Angry young men" von div. Benefiz/Soli-Veranstaltungen und einem Konzert in der Kapu bereits ein Begriff sein.
Den anderen sei gesagt, daß sich RABID DOG einem soliden, metallisch angehauchten, Core, der meist in den oberen Geschwindigkeitsbereichen angesiedelt ist, verschrieben haben und mich streckenweise an die Straight edger von NO USE FOR A NAME erinnern.
Mein Problem dabei ist, daß ich mich an dieser Art von Musik schon längst satt gehört habe. Sollte ich einmal das Bedürfnis verspüren meinen Kopf in heftige Rotationen zu bringen, krame ich lieber meine SEPULTURA-Scheiben hervor.
Diversen Lost & Found Schützlingen, die eine ähnliche musik. Richtung bevorzugen, können RABID DOG allemal das Wasser reichen.
Dranbleiben. pezzy

WIPE OUT

Saliva
CD, CCP Rec.

AURAL SCREENSHOTS

The Media Pump
We bite Rec.

Gut is gangen, nix is gschehn. Nicht viel neues im Hause WIPE OUT. Schade oder Gott sei Dank? Beides. Weil: Produktionstechnisch hat sich schon was getan. Die haben das Studio ziemlich optimal genützt. Da kein wirklicher "Hit" dabei ist (muß ja auch nicht), ist es nur clever und löblich auf den Sound an sich zu setzen. Ich denke mal, das wurde genau so von der Band gewollt. Was heißt das jetzt für "Saliva"? Sind WIPE OUT, jetzt mal sehr gewagt mit U2 verglichen, in der "unforgettable fire"-Phase? Provokant, nicht? Wäre ja poptheoretisch ein zwar gewagter aber wahrscheinlich notwendiger und richtiger Schritt. Alleine "greyhound", der erste Song bietet schon die ganze Palette: stampfe-stampfe-Beat, mal rauf mal runter mit der Stimme plus ein lässiges Sample und sowas wie eine desperate Westerngitarre. Also alles recht ansprechend. Das gesamte Album wirkt zwar mit all den schwulstigen "Balladen"(Haha) und den Diskostampfern und den fast dubigen Ausflügen sehr kompakt und geschlossen, nur manchmal schwebt dann doch der Hauch von Langatmigkeit wegen zu langer Soundtüfteleien über den Boxen (schon wieder "unforgettable fire", oder?). "Saliva" ist aber am Ende ein durchwegs gelungenes Album, und im Gegentum zu der katastrophalen Remix-EP schwimmt der Kahn jetzt wieder in den richtigen Gewässern. WIPE OUT bleiben ohne Zweifel eine hochinteressante Band und "Saliva" ist quasi ein gut abgeschmecktes Erwachsenenalbum zum öfter hören.
Bei den AURAL SCREENSHOTS tu` ich mir dagegen schon schwer. Ehrlich gesagt. Seelenloser Ambient Noise der kalt und grausam produziert ist. Es soll ja Leute geben die genau so was brauchen. Für die wird das dann auch so ok sein. Mich beeindruckt so was eher mäßig. Nüchtern sind diese Sounds kaum auszuhalten und drogisiert gerät das wahrscheinlich auch zum Horrortrip, denk ich mir. Ich als Freund der leichten Muse sage erstmal: aufpassen, das kann in die Hose gehen. Ist zwar nicht schlecht aber schlecht könnte einem werden. Fadi Dorninger(Wipe Out) und Jo Lindschinger(Fuckhead) haben miteinander einen Bastard geschaffen. Schwer verdaulich und für Spezialisten, wie der Fadi selber sagt. Elektronische heavy listening Musik. Ähem, selber testen und sehen was passiert wäre mein Tip. Huckey

DIE SKIZZE

strikt
Familienalbum

PLAY THE TRACKS OF

everybody is into something
pay the cheques of/strange ways

Das ist einfach unglaublich. Schon beim ersten Lied ("sicher") kann ich nur mehr in Superlativen sprechen. Wie das so ist in solchen Fällen scheißt man dann auch völlig auf jegliche Objektivität. Das wird immer besser. Jetzt läuft Lied Nr.2, "Loona Park", ein Song zur Bejaung kurzen Glücks. Für Alleingelassene und Leute mit gebrochenem Herzen. Kommt mir gerade recht. Dann "aufstehen", das schon mein Lieblingsstück auf dem "Hier kommst du"-Demo war. Das sind im Grunde dermaßen positive, beglückende Songs; hervorragend betextet, sorgfältig arangiert und einzigartig in Szene gesetzt. Der letzte track "perfekte Lügner" schließt die "4 A-Seiten" ab, und ich bin begeistert. Emotionell und lebensnah, daß es einem kalt den Rücken runter läuft. Sehr schön. Ina und Max Freudenschuß, aka DIE SKIZZE, demnächst auf dieser, ihrer Kapubühne (6.12.). Rot im Kalender anmerken und um Himmelswillen nicht versäumen.
PLAY THE TRACKS OF melden sich wieder mit einer Auskoppelung von ihrem "beautycase"-Album. Für meinen Geschmack haben sie da den richtigen Song ausgewählt. Ein Hit ist ein Hit, da kann man gar nichts dagegen machen. 3 Versionen sind zu hören: ein "radioedit", eine "album version" und ein Hubschrauber-Discoknaller "spacebomber mix". Als Draufgabe "Steve" und "telephone connect". Verkürzt mindestens das Warten auf das nächste Album. Lebel/Moebius spielen übrigens auch in der KAPU, aber hintereinander als Frenk Lebel und "die Alleinunterhalterin" und darauf freue ich mich ebenfalls total.
Es gibt sie, die österreichische Popmusik anspruchsreich und stilvoll. Hier ist der Beweis. Huckey

Mastic scum

fake
split tape/cd mit fleshless
ohne Maulkorb Production.
Lengdorf 75, 5722 Niedernsill

Ui, welch gar wildes Stückerl Musik hat da den Weg in meinen Kasettenrecorder gefunden! Wie mir scheint, ein weiteres chauvinistisches Steinchen im (leider noch immer) männerdominierten, zu wenig bunten Mosaik dieses Genres. Denn Songtitel wie "rock out with your cock out" und dieses absolut grindige Cover einfach als Sarkasmus (Band-Info) zu definieren, ist mir doch ein wenig zu voreilig. So leicht gehts denn nun nicht. Abgesehen von den Songtiteln bietet sich textlich (grrunz, uaaahh, grrööhhl, aaahrrrg) wenig Raum zu einer Interpretation, wird also nicht wirklich ein wichtiger Beitrag zum politisch-kulturellen Diskurs in diesem, unserem Lande geliefert. Musikalisch bieten Mastic scum auf ihrer mittlerweile sechsten Veröffentlichung soliden, und teilweise sehr flink vorgetragenen Death-Metal/Grindcore, gewürzt mit einer Prise hüpf mal mit, und einem Messerspitzchen Punk (Zumindest ein gewisses Quantum an Fleiß und Virtuosität kann ich ihnen nicht absprechen.) Bezugspunkte könnte ich 1000 und keinen nennen, so nach dem Motto: schon oft gehört, Namen nie gemerkt. Die Produktion ist ganz o.k., hab ich wirklich schon schlimmeres gehört. Mag also schon sein, daß dieses Teil Szene-credibility erntet, ins Eckerl meiner favourites kommts aber jedenfalls nicht. marko

BANDBREITEN ´96 - CD

Bandbreiten Rec./Kulturzentrum Hof

Das Kulturzentrum Hof bietet nicht nur einigen Bands Proberäume, sondern versucht auch über die Bandbreiten-CD Serie bei der Promoarbeit behilflich zu sein. Geschickt wird die CD an alle "großen, internationalen Musikmesen", wo sie dann zwischen 258 Millionen anderen Samplern verstaubt (remember "Köln hört Linz"). Die Serie soll jährlich erscheinn, und es können sich alle OÖ-Bands bewerben.
Nun aber zum aktuellen BANDBREITEN-Sampler: MINDCURE bieten wie immr ihre sehr professionelle (mit Manager!) Mischung aus GREEN DAY und Grunge. Ich darf hier DOLLSTEAK zitieren: NO PUNK AT ALL. RUNNING SORES aus Ried sind für mich die positive Überraschung dieser CD, schöner Popsong, tolle Sängerin, gelungen! CHILLBLAINS halte ich einfach nicht aus, eine ganz seltsame Mixtur aus Avantgarde, Grunge und Hippie, aber zumindest eigenständig. ENDORPHINE haben mir auf ihrem Demo ganz gut gefallen, "On & On" finde ich aber schlicht scheiße, irgendwo zwischen HALLOWEEN und NIRVANA. HEILIGENBLUT´S "Black Box" beginnt zwar wie DEPECHE MODE (100 Pluspunkte), verkommt dann aber zu einer grauenhaften Rocknummer zum Mitstampfen. Über SHORT PEOPLE, DR. JEKYLL ´N´ MR. BLUES, RED SUN PROJECT, ASR COMPANY, ANAMIRL, CROWN ROYAL, SSENKRAD und OUTSIDE müßt ihr euch wo anders informieren.
daniel

DAVY JONES´S LOCKER

Lost
MCD (Bayerhammerplatz 10, 5400 Hallein)

Beim Tonträger dieser, mir bislang unbekannten Salzburger Band handelt es sich um eine klassische Maxisingle, sprich: eine lange Version des Titelstücks "Lost" und einer "Radio Edit" genannten etwas kürzeren. Die 3 Nummer "88273" ist dann das, was auf Vinyl die B-Seite füllen würde. Musikalisch spielen DAVY JONES´S LOCKER eine eigenwillige härtere Version von Indie-Rock, noch am ehesten in Richtung GODFATHERS/ frühe SOUXIE & THE BANSHEES gehend. Wirklich bemerkenswert ist die tolle stimmliche Leistung der Sängerin. Im Prinzip OK, nur finde ich die Nummer "Lost" nicht wirklich so toll, als daß ich sie mir gleich 2x hintereinander reinziehen müßte.
daniel

SEPTIC CEMETERY

It´s a Storm...
Tape (Moser R., Freudenstein 128, 4101 Feldkirchen)

SEPTIC CEMETERY liefern mit "IT´S A STORM..." ein etwas trashig aufgenommenes Demoband ab. Grundsätzlich haben sie sich dem Death Metal verschrieben, verzichten in ihrem Line-Up aber auf den Bass und lassen statt dessen eine Orgel kleine Melodien einspielen. Irgendwie sind mir aber die Nummern zu lang und zu fad, obwohl die Orgel wirklich witzig ist. Sorgen mache ich mir nur um die Stimmbänder des erst 16 jährigen Sängers, wenn der so weitergrunzt wird er sich mit 21 sein Bier wohl nur mehr schriftlich bestellen können...
daniel

HOME BUSH BAY

Demo
Tape (Goldschlagstr. 144/1/12, 1140 Wien)

Powerpop! Eigentlich würde das jetzt zur Beschreibung dieses Demo´s auch schon genügen: 6 super Songs, mal fetzig, mal ruihger. 3 Nummern wurden live aufgenommen, wobei hier die Qualität dieser Band besonders herauskommt, und es mir unmöglich macht jetzt nicht BUFFALO TOM zu schreiben. Kauft dieses Teil!
daniel


Dezember 96


wir lesen hören schauen linz