S C H W E I N E R O C K


Österreichs Hardcoremetrople Linz ist um eine etwas aus dem hiesigen Szenerahmen fallende Band reicher. Drei Wahllinzer schufen mit ihrem von der Stahlnorm abweichenden Stil, als Schweinerock tituliert, für dieses Einzugsgebiet völlig neuartige musikalische Richtlinien.

Der australische Doppelschlag, Tim Boykett und Tim (too) Jaksch, bedingte diese Entwicklung - kann doch wirkliche Veränderung nur von außen kommen und kaum durch "inzestuöse" Line-up-Veränderungen innerhalb der "Bandenfamilie" erreicht werden. Trotz klimatisch bedingter Schwierigkeiten (beide Australier huldigen einer "ihrer" Klimaxjahreszeiten im Heimatland - Tim (heiß), Tim too (kalt)-) schafft man es innerhalb der reduziert zur Verfügung stehenden Zeit, einen halbwegs geregelten Bandbetrieb aufrechtzuerhalten.
Glückliche (?) Umstände verhalfen den Linzern (?), ihre Absicht, die sich in Form der Bandgründungsidee manifestierte, genau im richtigen Zeitpunkt (Ende `94) zu definieren. Inherent Obscurity die ehemalige Combo von Schlagzeuger Lupo löste sich auf, und Tim`s Lesion blieb in einem zähen Entwicklungsstadium hängen. Zu den zweien, die ohne Musik zu machen wohl am künstlerischen Hungertuch ihrer musikalischen Existenz nagen würden (busy men), gesellte sich der schier unermüdliche Spaßvogel Tim (too) Jaksch an den Bass. Im Zuge mehrmaliger Umbenennungen formierte sich das Trio und legte sein Dasein als Jamprojekt damit endgültig ab.
Tim (too) erklärte, nur aufgrund des massigen Groupieangebots, das ein Rockstar eben genießt, bei Yield 7 zu musizieren. "Aber es schaut schlecht aus !", so konzentriert auch er sich zur Gänze auf die Musik und hat dabei immer erklärtere Ziele... "in my brain is to make a rock-opera." Die gute Laune ist das signifikanteste Charakteristikum der Band. Spaß erzeugt die nötige Lockerheit, um für die Ideen der mitwirkenden Individuen Raum zu schaffen und sie anschließend in das Bandkollektiv einfließen zu lassen. Bei Livegigs überträgt sich der Funke zwanglos auf das Publikum, was wiederum umso mehr zum intensiven Zuhören animiert. Die Heiterkeit und der Umgang miteinander sind, ohne nun den Musikstil in Betracht zu ziehen, wesentliche Faktoren, die Yield 7 vom derzeitigen Bandangebot abheben. Der Stil erscheint für den reinen "Konsumenten" natürlich erheblich wichtiger.
Volle Konzentration auf Sound und Musik, Texte werden teilweise einfach gestohlen und rhythmisch eingebunden..."if somebody asks what`s the meaning? you can say fuck why you ask me ask Joan Jett!" meint Tim (too) auf die Anfrage nach "I love rock`n`roll". Außerdem hängt es Tim zum Hals heraus, sich über Texte mitzuteilen, "habe ich lange gut gemacht." Weiters spricht er von Steve Albini, "ich mag Steve Albini`s philosophie of music...Shellac in some sense is very direct", er scheint davon ziemlich angetan zu sein, und so steht auch "Schweinerock" in Verbindung mit mathematischer Präzision. Dieses Element verarbeiten Yield 7 locker , ohne dem Druck einer genormten Songstruktur zu unterliegen. "Wir wollen uns zeitlich jedoch ein bißchen einschränken, da man manche Leute mit Sieben-Minuten-Songs überfordert. Was aber auch nicht heißen soll, daß wir nur kurze Songs machen. Wir wollen uns nicht danach richten, aber nach dem Motto: wir können auch einen zwei Minuten Song machen und dann wieder einen zwölfminütigen." "Herstory of the universe", der den Liveset mit einem raumentleerenden Noisepart beschließt, ist eben eine dieser unkonventionellen Nummern. "Obwohl gerade dieser Song neben den neuen das beste Feedback bringt!"
Allgemein stoßen Yield 7 auf durchwegs positive Resonanz. Mittlerweile gibt es konkretere Anfragen aus Deutschland (Spilt Milk, Noiselab), Schweiz (Farout Records), und für den EKH-Sampler wird eine neue Nummer aufgenommen. Doch gerade in dieser aufregenden Zeit steht die Band vor einem gröberen Problem. Anfang Mai wurde ihnen der Proberaum kurzerhand gekündigt. Bisher waren alle Versuche, über Bandkollegen oder Szeneaktivisten einen Raum zu finden, umsonst. Auch Aufrufe bei Konzerten waren fruchtlos.
Nun bittet auch der hillinger seine ehrenwerte Leserschaft um Hilfe, denn wir Vegetarier wollen nicht ohne Schweinerock sein.

Andockmöglichkeiten:
Michael Schweiger
Lessingstr.9 4020 Linz,Tel.: 0732/772306
Michael.Schweiger@jk.uni-linz.ac.at
Yield7@bruckner.stoch.uni-linz.ac.at
www:http://140.78.94.2/~yield7

Das vollständige Interview ist im demnächst erscheinenden Grubenhund #02 nachzulesen, erhältlich im Rave-up, Why Not, Schlachthof Wels, bei einem aufdringlichen Mitarbeiter oder direkt bei:
Grubenhund: c/o Richard Rappel
Musilplatz 5/5, 1160 Wien

Andreas Mayrhofer


JUNI 96

wir lesen hören schauen linz