96 ? Herb im Antrunk
- mild im Abgang

"Jo so liab san deine Falten", oder "I wer Vater", Musik breitet sich in alle Lebenslagen aus und sind diese Beispiele auch der Welt des Schlagers entnommen - Zielgruppe Oma und werdender Vater - ist es doch im Techno und House nicht anders gelaufen.

Raven-Snowboarden und Musiktourismus sind noch immer anschlußfähig geblieben. Andererseits drängte die Zeit zur Reduktion im Sound und in der zweiten Jahreshälfte hörte der advanced listener feine minimale Diätkost. Da davon auf Dauer niemand satt wurde, verstärkte sich der Schrei nach "Party". Dem wurde prompt nachgekommen und am besten gefielen mir jene Ansätze die eine gewisse Vermischung von Gruppen und Lebensstilen zustandebrachten, nur an der Qualität von Tonanlagen sollte nicht gespart werden.
Das weite Feld von Drum and Bass etablierte sich hierorts entgültig, gefolgt vom Trippy-Dubby-Irgendetwas und abgerundet wurde das Ganze von g`schmackigem Retrodisco der neueren Machart.
Hip Hop hat seine fixe Nische gefunden und die Freunde der Sektion Bier - Gewerkschaft Metall, Doombau etc. - durfte auf ein fettes Jahr zurückblicken.
Labelgründungen vermisse ich und auch die Versorgung mit musikalischen Waren aller Art hängt an einem einzigen Laden.
Die Produktionsmittel sind dafür günstiger und verfügbarer geworden. Belebung der lokalen musikalischen Zukunft verspreche ich mir in Zukunft vom Freien Rundfunk Oberösterreich, wenn sich tatkräftige Zuarbeiter finden. Sinnvoll wäre auch ein VHS-Kurs: "Höfliche Umgangsformen unter PlattendreherInnen", um das Sozialverhalten manch naturblöder Zeitgenossen zu verbessern.

Im kommenden Jahr wird es verstärkt darum gehen musikalische Widersprüche auszuhalten und neue Amalgame herzustellen.
Die Frage nach eventuellen sozialen und politischen Verbindlichkeiten wage ich mittlerweile in dieser Szene nicht mehr allgemein zu stellen.
Take Care

Willi Erdmann


JÄNNER 97


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