Zugstraßen & Heißläufer

Zentralstellwerk
A)
Das Zentralstellwerk Linz Hbf, eines der größten Stellwerke der Österreichischen Bundesbahnen, wurde am 21. Sept. 1989 in Betrieb genommen. Es ersetzte die bisherige Sicherungsanlage, bei der zur Steuerung des Zugverkehrs neben der Fahrdienstleitung als Befehlsstelle zusätzlich noch vier Stellwerke notwendig waren.


Zentralstellwerk

Technisch gesehen bildet die "Spurplantechnik" die Basis für die Sicherheit im Zentralstellwerk. Waren früher zur Einstellung einer Fahrstraße viele Einzelhandlungen erforderlich, so wurden diese durch die moderne Stellwerkstechnik drastisch reduziert. Nach Wahl des Start- und Zielpunktes der gewünschten Zugstraße durch den Fahrdienstleiter laufen folgende Vorgänge selbsttätig ab:
- Prüfung der Zulässigkeit der Fahrstraße
- Umstellung der Weichen für den Fahrweg
- Schutz des Fahrweges vor Flankenfahrten
- Prüfung der Gleisabschnitte auf Freisein
- Signalwechsel von Halt auf Frei
- Überwachung der eingestellten Zugstraße

Durch die Einbindung von vier Selbstblockstellen umfaßt der Stell- und Überwachungsbereich des Zentralstellwerks einen rund 14 km langen Streckenabschnitt der Westbahn.

Die Arbeitsplätze der beiden Fahrdienstleiter und des Stellwerksmeisters sind mit jeweils vier Farbmonitoren ausgerüstet, auf denen alle Fahrwegelemente des Zentralstellwerkes (Weichen, Signale, Gleisabschnitte) mittels grafischer Symbole in ihrem jeweiligen Zustand dargestellt sind. Die Bedienungshandlungen erfolgen mittels eines Lichtstiftes mit dem die zur Einstellung erforderlichen Symbole auf den Bildschirmen berührt werden. Dadurch laufen die vorher beschriebenen Vorgänge selbsttätig ab.

Die Zahl der Zugfahrten variiert von ca. 400 an Sonn- und Feiertagen bis hin zu ca. 700 an Werktagen unter der Woche, dazu kommen zahlreiche Verschubbewegungen sowie die Lokfahrten von und zum Heizhaus. Die Verschubbewegungen werden mit bis zu 4 Reserven abge-wickelt, 2 Verschubreserven befinden sich in ständigem Einsatz. Pro Jahr werden in Linz Hbf rund 300.000 Waggons behandelt.

Die Streckenkapazität bw. zwischen Linz und Wels läge bei 316 Zugfahrten in 24 Stunden, diese Marke wird derzeit mit 380 Zugfahrten beträchtlich überschritten, für die Zukunft wird mit weiteren Zunahmen gerechnet. Bei Überschreitung der Streckenkapazität tritt ein Mangel an Betriebsqualität ein, welcher zu Lasten des Personals geht.

B)
ZentralstellwerkAuf dem Zentralstellwerk befinden sich neben dem Stellwerksmeister und den Fahrdienstleitern noch ein bzw. an Werktagen zwei Betriebsüberwacher sowie im Bedarfsfall eine koordinierende Baustellenaufsicht. Die Dienstschichten sind, dem 3er-Radl (6 bis 14 Uhr, 14 bis ......) entsprechend, mit 8 Stunden festgelegt. Die im Außendienst arbeitenden, für die Abfertigung der Züge am Bahnsteig zuständigen Fahrdienstleiter/innen befinden sich 12 Stunden im Einsatz. Geplant ist Außendienst und Dienst am Zentralstellwerk zu einer 12-Stunden-Schicht (jeweils 6 Std.) zusammenzulegen. Die Abfertigung der Züge erfolgt nur mehr in wenigen großen Bahnhöfen durch Fahrdienstleiter, meistens werden die Züge durch die jeweiligen Zugchefs abgefertigt.

Im Zentralstellwerk sind, was die Westbahn betrifft, die Zugläufe zwischen Stadt Haag und Vöcklabruck ersichtlich.
Auf der Meldetafel scheinen Zugnummer, Triebfahrzeug(e), Länge und Gewicht jedes Zuges auf, auch Verspätungen - bis 99 Minuten - bzw. Züge, die mit Vorsprung unterwegs sind, können abgelesen werden. In der Nacht wird der Bahnhof ausgeräumt, d.h. es werden möglichst viele Züge, also Güter- und Lokzüge, auf die Strecke geschickt, dies erfolgt unter Ausnützung der Möglichkeiten des Gleiswechselbetriebes, der bei zweigleisigen Hauptstrecken u.a. Überholvorgänge auf freier Strecke ermöglicht.

C)
Der aktuelle Gehaltsabschluß der Eisenbahner/innen, im Dezember ausgehandelt, beinhaltet S 1.750,-- als einmalige Zahlung und ab 01.07. S 250,-- monatliche "Gehaltserhöhung". Dieses ohnehin verarschungsträchtige Verhandlungsresultat wird von vielen Eisenbahnern auch/nicht nur angesichts ins Haus stehender oder bereits wirksamer Mehrbelastungen bzw. Kürzungen im Sozialbereich als Frotzelei empfunden: Schließlich wurden (vorwiegend) durch Personalabbau erzwungene Produktivitätssteigerungen erneut nicht berücksichtigt.

Erich Klinger

Quellen:
Pressemappe Zentralstellwerk/ÖBB.
Fahrdienstleiter Manfred Chobot.
Die Neue BZ, Nr. 12/96.


Das Zentralstellwerk Linz Hbf in Zahlen

196 fernbediente Weichen
4 schloßgesperrte Weichen
2 Gleiskreuzungen
23 Bahnhofgleise
10 Einfahrsignale
50 Ausfahr- und Zwischensignale
16 Blocksignale
32 Schutzsignale
61 Vorsignale
150 Verschubsignale
378 Gleisstromkreise
24 Achszählabschnitte
681 Relaisgruppen
124 Relaisgestelle
Panoramatafel im Ausmaß von 6,72 x 1,4 m
Videopult mit: 12 Farbmonitoren
6 monochromen Monitoren
3 Lichtstiften
2 Tastaturen
3 Druckern



Februar 97


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