BRUST & KEULE - LEIB & SEELE

Susanne Zöpnek, Ingrid Schöndorfer
Kino muß Erlebnis bleiben....
Das letzte Linzer Tradionskino "APOLLO" mußte seine Tore schließen.

Vor 42 Jahren, am 29.April 1955 eröffnete das Ehepaar Heidinger in einer ehemalige Bombenruine das Linzer APOLLO-KINO, welches im Herbst '96 seine Tore schließen mußte.
Familientraditionell übernahmen sein Sohn Peter Heidinger und dessen Frau ("Die ganze Familie war mit Leib und Seele dabei"), das heutige letzte Einsaalkino in Linz. Zu dieser Zeit gab es hierorts ca. 20 Kinos, wobei das Apollo zu den best ausgestatteten Kinos mit Breitwandprojektion (Cinemaskopie) zählte.
kassaboxIn den 42 Jahren des Bestehens wurden im Apollo ca. 3500 Filme gezeigt, zu denen rund 7 Mill. Besucher kamen. Seit 1990 hat "Constantin Wien" das Kino gepachtet. Peter Heidinger mußte sich zu diesem Schritt entschließen, da ein Kinobesitzer alleine zu keinen Verleihrechten kommt."Constantin Wien" ist Kinomonopolist in der Linzer Innenstadt (Ausnahme Moviemento).
Kassenschlager im Apollo waren neben Crocodile Dundee, Das Krokodil und das Nilpferd, Der Regimentstrottel, Goldfinger und Brust oder Keule u.v.m.
Doch zunehmend wurden die 358 Kinoplätze nicht vollständig ausgelastet, auch zuletzt durch das Überangebot an amerikanischen Hollywood - Actionfilmen. Abgewandert in die Megaplexparadiese an der Peripherie der Stadt sind die Actionfilmfreaks, wo sie neben "höchstem Kinogenuss" auch Shopping - und Freizeitorgasmen erleben können, ohne dabei in der spannungsreichsten Filmszene an den Parkschein denken zu müssen.
LINZ BRAUCHT MEHR
MEGAPLEXE!
apolloGeplant und demnächst bauverhandelt wird das Projekt der Wiener Constantin "Cineplexx" in der Linzer Industriezeile, um nicht nur den Linzer Trabantenstädten den internationalen Hollywood - Touch zu verleihen.
Jedem Stadtteil sein "sinnvolles" Megaplex!

Bleibt dem anspruchvollem Cineasten nur das Moviemento?
Wolfgang Steininger, Geschäftsführer des Moviemento-Kinos hat ein Konzept "Apollo neu" vorgelegt, um weiteren cineastischen Kunstgenüssen Raum zu schaffen. Auch Stadtrat Dyk (VP), Grüne und FP, sprechen sich für eine Weiterführung als Kino und/oder Medienwerkstatt aus. Alleine unser Bürgermeister Dobusch räumt einer Einsaal-Erweiterung des Moviemento wenig Chancen ein. Er spricht sich für ein konkurenzfähiges Programmkino, durch Erwerb des CITY-KINOS in Kooperation mit "Constantin Wien", aus.
Von einem Mangel an Ideen zur Nutzung des Apollokinos könnte man nicht sprechen - ob Kommunikationsraum, Medienwerkstatt oder Weiterführung als Kino;( mit attraktivem Büffet und behindertenfreundlichem Zugang)
Das letzte große Innenstadtkino darf einem weiteren Supermarkt nicht weichen.


März 97

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