Rischtian "Fuck Me I'm Rich" Andromeda-Mann
FINE YOUNG CANNIBALS

rumpf spalten



wir jugendliche brauchen freiheit! freiheit, die ihr vielleicht nicht mehr habt ... und überhaupt!
(senf 65 b redaktion)


Dem Wiener Neustädter Jugendzentrum Triebwerk flatterte im November 96 eine eher - äh - ungewöhnliche, Klage ins Haus.
Die Stadt-Freiheitlichen fühlten sich gegen ihr Stand-Bein gepißt und klagten die Zeitung SENF 65 b wegen Kannibalismus (!, kein Scherz,!).
Diesem Argument schlossen sich eine Bürgerliste und die Övp an (die Spö verblieb zurückhaltend). Ein handfester Stadtskandal war geboren. Randgruppen-Bashing, das kennen wir alle - in allen Variationen. Doch laßt sie nur kommen...

Eine 4 Jahre alte Collage ("Kleine Mahlzeit zwischendurch") eines Mitarbeiters (siehe Bild; eine der vier "Skandal"szenen), die die Zerstückelung eines Babys mit anschließender Verspeisung zeigt, sorgte dafür, daß der Verein Triebwerk in das schlechte Licht gerückt wurde, das von staatlicher Seite seit jeher "vorgesehen" war (Steuer-Betrüger).
Diese Collage ist als Denkanstoß (Richtung Tierschlachtung) gedacht und rief die konservativsten Geister im "gemütlichen Fleckchen Österreichs, mitunter etwas zu gemütlich - vielleicht auch zu ruhig", Wr. Neustadt, auf den Plan. Dort, wo ein freiheitlicher Nikolaus nicht in den Kindergarten der Stadt durfte. Schluchz..(7 Kindergärten sollten von freiheitlichen Nikoläusen "überfallen" werden...).
Der Staatsanwalt schlug die Klage mittlerweile nieder ("eine juristische Mücke, die er nicht zum Elefanten aufblasen vermochte") und diese Kunst(vor)zensur kann nur mehr als kulturpolitisches Gemetzel am medial attackierten Triebwerk gesehen werden (inkl. verzerrter Bilder der Tatsachen).

Senf 65 b nennt sich "Hauszeitung" des Triebwerks, obwohl die Zeitung organisatorisch vom Triebwerk zu trennen ist. Ein junges Team führt dieses Zeitungsprojekt selbstständig und ohne jede finanzielle Hilfe durch (lediglich der Druck & das Papier sind - bei 500 Stück Auflage - kostenlos, da ihnen ein Print-Shop der Stadt unter die Arme greift).
Bis dato erschienen 3 Ausgaben, die rund um literarische und satirische Texte, um Jugendkultur, Musik und das Treiben im & um das Triebwerk kreisen. Alles selber & handgeschnitzt.
Das Triebwerk betreibt seit März 96 (als "Verein zur Förderung ganzheitlicher Jugend- und Kulturarbeit") Konzerte (z.B.: Need a New Drug, Heiland Solo, Panenka,...) Ekh-Theater, Parties, Kochen, SF-Abende, uswusw. Verhaltens-originell jenseits vom Sozial-Mus.

Mitarbeiter Hannes zur Situation in Wr. Neustadt, wo ja der jetzige Kunst-Staatssekretär Wittmann sein Zepter schwang und die Jugendlichen mit Bon Jovi, Pink Floyd und Konsorten langweilt, quälte und folterte:
"Bald darauf waren wir Stadtgespräch und alte Stimmen wurden laut wie etwa 'sperrt's des Triebwerk doch zua - so geht's net weiter!' Gerüchte um die freizügige Weiterleitung von Drogen, revolutionären Denkweisen und dergleichen an harmlose, arme Jugendliche im Triebwerk wurden immer intensiver. Wir waren ziemlich mitgenommen und laufend unter Streß. Das Redaktionsteam wurde von der Kripo vorgeladen und mußte (zwecks Akten) genaue Angaben über die Verbindungen zum Triebwerk, Arbeitsorte der Redaktionsgruppe, Sinn und Ausdruck der Montage, Gefährlichkeit unsererseits und die Farben unserer Hausschuhe geben.
Da wurden auch endlich die ersten wenigen zustimmenden Äußerungen von einigen wenigen solidarischen Menschen lauter. Die Anzeige mußte jedoch den weiten bürokratischen Weg bis hin zum Staatsanwalt durchlaufen, wo sie dann zurückgezogen wurde. Die Anzeigen gegen die vier Redaktionsgruppenmitglieder wurden zurückgezogen."
Guten Morgen, Öösstteerreeiicchh..
Als Gipfel wurde der Vater des "Provokateurs" (Kinderdoktor und Obmann des Triebwerkes) von diversen Elternvereinen und sonstigen, durch eben diesen medialen Sturm (im Wasserglas) aufgescheuchten, Gestalten aufgefordert, sich von seinem Sohn zu distanzieren ("Um die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Menschen von Krähwinkel wiederzugewinnen.").
"Es zeigt sich wieder einmal die beklagenswerte Überforderung heutiger Politiker, die glauben sich zu allem und jedem äußern zu müssen." Kunst-Zensur, Hermann Nitsch, sogar Deix & Helnwein fallen dazu ein. "Ob es politisch klug war oder nicht, sei dahingstellt. Es ist der Versuch eines 16jährigen, sich zu artikulieren. Ich verteidige es nicht, weil es mein Sohn ist, ich würde jeden 16jährigen verteidigen."
Der Autor dazu: "Kennt hier irgendjemand den Begriff der 'Freien Meinungsäußerung'? Die Bedeutung des Wortes 'Sippenhaftung' scheint einigen jedenfalls ganz geläufig zu sein..." (aus: Senf 65b, Nr. 3/96)

"Das ist geschmacklos, das ist derb, das ist dumm." Diese Worte fand der Vbgm. Schneeberger, Hardcore-Övp'ler, zu diesem "Vorfall". Bleibende Werte. Darfür stehen wir! Wen wunderts, daß das nur mehr auf Überlistung, Beschiß & Schimpf/Haß/Lügen/Verleumdungskampagnen hinausläuft.
Die F'ler sprechen in ihrem Organ "Blauer Blitz" (13/96) in gewohnter Manier von: "So etwas in einer Jugendzeitung. Das ist keine Kunst, keine Provokation, nicht einmal mehr Geschmacklosigkeit. Das ist der absolute Verfall unserer Kultur. ... (S. 3) Hier demaskieren sich die Vertreter unserer (!!!) Linken in einer Weise, daß es einem eiskalt über den Rücken läuft. Deshalb sagen wir den Berufsdemonstranten, Opernballbrandbombenwerfern (!), Fäkalkünstlern, Hausbesetzern, Antifas, Schwulen- und Lesbenaktivisten, Ausgrenzern (!!!) und was sonst noch in diese Sparte Menschen fällt: Ihr steht für all das, was wir Österreicher nicht sind." So ist das also.
Die negative Publicity in rauhen Mengen bleibt & die Geier kreisen schon längst gierig lechzend, bis sie ein apathisches Schaf erblicken, um es leiden zu sehen & dann diesen verfaulten Eiterherd gierig hinunterzuwürgen. Doch zum Glück gibt es nicht nur Schafe, sondern auch solche Orte, wie das Triebwerk. Kämpfen, Menschen, kämpfen.

triebwerk & senf: Neunkirchner Str. 65b,
2700 Wr. Neustadt.


März 97

wir lesen hören schauen linz