Frauen an der Universität
- eine Bestandsaufnahme
100 Jahre Frauen an der Universität:
Eine Mehrheit unter den Studierenden, den Lehrstühlen.
Bei einer Analyse des Verhältnisses Frauen - Männer
an der Universität Linz findet sich das typische (gewohnte?) Bild,
wie es sich auch generell in Wirtschaft und Gesellschaft zeigt. Im wissenschaftlichen,
sowie im nicht-wissenschaftlichen Bereich spielen Frauen an der Johannes-Kepler
Universität zumeist eine untergeordnete Rolle im doppelten Sinn des
Wortes. An keiner einzigen Schlüsselstelle sind Frauen eingesetzt.
Die Führung unserer Universität liegt zur Gänze in männlicher
Hand. Rektor, Direktor, Bibliotheksleiter, Dekane allesamt sind Männer.
Der einzige Bereich hingegen, der sich fast ausschließlich in Frauenhand
befindet, ist der Sekretariatsdienst.
Bedenklich stimmt auch, daß obwohl mehr als die Hälfte
der Studierenden weiblich sind, sich im Mittelbau gerade ein Anteil von
ca.
25 % Frauen findet, und auf Professorenebene so gut wie keine weiblichen
ordenlichen Professorinnen (geschweige weibliche Institutsvorstände)
zu finden sind. Frappierend, die einzigen ordentlichen Professorinnen (zwei
insgesamt) unserer Universität sind an der TNF und an der Juridischen
Fakultät zu finden. An der SOWI sucht man/frau vergeblich nach einer
ordentlichen Professorin. (Nebenbei: Seit 100 Jahren sind Frauen an den
Universitäten zugelassen, doch eine Rektorin hat es bisher an keiner
Universität gegeben).
Seit seinem Bestehen arbeitet der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen
an der Durchsetzung der gesetzlich beschlossenen Frauenförderungsplänen
(die am 1.4.1995 in Kraft traten) für den öffentlichen Dienst.
Allgemein formuliert verbietet das Bundesgleichbehandlungsgesetz aus dem
Jahr 1993, das die Basis für den universitären Frauenförderungsplan
darstellt, Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts. Für die Einhaltung
dieser Verordnung arbeitet nun der Arbeitskreis für Gleichbehandlung.
Die Mitglieder haben beispielsweise das Recht, jeweils zwei Vertreterinnen
zu den Sitzungen der Personalkommission zu entsenden, um im Bedarfsfall
mit kritischer Stimme zu intervenieren.
Stellenneubesetzungen müssen von Mitgliedern des AK auf ihre
frauenfördernde Wirkung geprüft werden. Ist eine Neubesetzung
mit einem Mann statt einer gleichqualifizierten Frau aus sachlichen Gründen
nicht gerechtfertigt, bzw. hat sich die Kommission nicht nachweislich bemüht,
qualifizierte Bewerberinnen zu erreichen, so kann der Arbeitskreis für
Gleichbehandlungsfragen die Neuausschreibung einer Stelle verlangen. Werden
dann geeignete Kandidatinnen nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen,
kann der AK ebenfalls Einspruch erheben. Werden die Einsprüche des
AK nicht beachtet, so kann der AK bis zur Dienstaufsichtsbeschwerde gehen.
Trotz intensiver Bemühungen aller Mitglieder des Arbeitskreis
für Gleichbehandlungsfragen ist die De-facto-Gleichberechtigung von
Mann und Frau im Sinne der UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von
Diskriminierung weit von seiner Realisierung entfernt. Nur zu oft lehrt
die Berufungspraxis, daß gleichqualifizierte Frauen nicht auf der
Liste (dem sogenannten Dreiervorschlag) zu finden sind. Professorenseitig
ausschließlich männlich besetzte Universitätsgremien finden
immer wieder "Gründe", (wohlgemerkt objektiv mindestens gleichqualifizierte)
Frauen nicht in die engere Wahl zu ziehen. Oder anders formuliert, könnte
man/frau sagen, daß Männer auf frauenfördernde Maßnahmen
reagiert haben und ihre altbewährten Seilschaften mobilisiert haben.
Die Forderungen des Frauenvolksbegehren betreffen nicht direkt den
universitären Betrieb, doch sind es Forderungen, die den Großteil
der Frauen betreffen, und so auch für Studentinnen, Lehrende und alle
anderen an der Uni Tätigen Relevanz besitzen.
Die Anliegen des Frauenvolksbegehren finden so auch breite Unterstützung
an der Universität Linz. Auch Rektor Prof. Dr. Strehl MBA, sowie Vizerektor
Prof. Dr. Schneider haben sich für eine Anerkennung der Ziele unserer
Initiative ausgesprochen und unterstützen das prinzipielle Anliegen
des Frauenvolksbegehren.
Susanne Pollinger ist Frauenreferentin
der ÖH Uni-Linz