Mitschrift/Gedächtnisprotokoll der Sitzung des Linzer Gemeinderates vom Donnerstag, den 10. April 1997, bei der es laut Tagesordnung unter anderem um die "Gewährung einer Subvention an verschiedene Linzer Kultureinrichtungen" (Theater Phönix, Theater des Kindes, Moviemento, Künstlervereinigung MAERZ, Linzer Kellertheater, Kulturverein KAPU, Kulturverein HOF, Kulturverein Stadtwerkstatt) in der Gesamthöhe von 7,6 Millionen Schilling ging. Antragsteller für den Stadtsenat war Kulturstadtrat Dyk (ÖVP), die erste Wortmeldung war deutlich blaugefärbt.
GR Starzengruber, F: Herr Bürgermeister, meine Damen und
Herren, die freiheitl. Fraktion spricht sich gegen die Subventionen für
Phönix, KAPU und Stadtwerkstatt aus. In Zeiten des Sparpaketes sollte
man sich alle Ausgaben gut überlegen, und nicht das Füllhorn
mit 7,6 Mio. ausleeren.
GR
Tulzer, F (nach einem Statement gegen Linzfest und zum Pflasterspektakel):
Denken Sie, wenn Sie einer Subvention für die KAPU zustimmen, an den
"hillinger" und was darin steht und wie es formuliert ist (liest
aus einem Uralt-hillinger vor). Diese Art des Auftretens im demokratischen
Gemeingefüge, das habe ich hier schon öfters zitiert. Offenbar
wird es akzeptiert. Nur niemand hier in diesem Saal kann sich darauf ausreden
oder sich damit beruhigen, daß Herr Link, der hier zitierte Autor,
den Freiraum eines dichterischen, poetischen oder fiktionalen Textes in
Anspruch nehmen kann, und daher obszön und ordinär und aggressiv
gegen Leserbriefschreiber sein kann. Diese Antwort auf einen Leserbrief
ist ein Programm, das der hillinger und somit die KAPU dadurch verlautbaren,
und danach urteilen wir Verschiedene Zwischenrufe) Wer heute für diese
Subvention stimmt, möge das Organ hillinger in Zukunft goutieren oder
sich bei mir ein paar Exemplare holen. Danke schön. (tosender Beifall
FPÖ)
GR-in Waltner, Mensch & Natur: Kolleginnen und Kollegen, Herr
Kollege Tulzer, selbstverständlich werden wir dieser Subvention zustimmen,
und zwar ganz bewußt, weil wir der Meinung sind, daß wir nicht
nur da subventionieren dürfen, wo uns schriftlich oder mündlich
geäußerte Meinung in den Kram paßt. Wir dürfen nicht
nur das fördern, was unserer Meinung nach streichelweich und wohlgefällig
ist, sondern sollen Meinungen zulassen, solange sie nicht gefährlich
sind und die Menschheit belasten. ( Zwischenrufe der F, Gelabere gegen
den ÖTB ...)
GR Tulzer, F: ( Gesülze für den ÖTB) Die andere Haltung
ist, daß Ihnen der ÖTB nicht in den Kram paßt, den wollen
Sie nicht subventionieren. Den hillinger schon, doch im hillinger fordert
der Autor auf, daß einem Leserbriefschreiber - einem sogenannten
Faschistenarsch - eigentlich eine reingesemmelt werden müßte.
Und das kann man beurteilen, wie man will. Sie beurteilen das so, daß
der hillinger unterstützt wird und der ÖTB nicht. Und das nehmen
wir zur Kenntnis, und danach werden wir uns richten und politisch agieren,
wenn es um Sie geht. Danke sehr. (Beifall F)
GR-in Stadlbauer, S: Die Reaktion der F auf die vorige Wortmeldung
der Kollegin Walthner zeigt mir, daß Sie nicht unrecht hat. Danke
für diese schönen Wortmeldungen von der F. Zuerst einmal für
die gute Begründung, warum Phönix, STWST und KAPU keine Subventionen
bekommen sollen: nämlich aufgrund des Sparpaketes. Das ist irgendwie
ein Killer-Argument. Aufgrund des Sparpaketes kann man vieles verhindern
und vieles argumentieren. Ich denke, es ist deswegen, weil das Angebot
dieser Kulturstätten einfach nicht ihrer Einstellung entspricht (Gelabere
ÖTB) Aber die Zensur ist halt schon sehr fortgeschritten bei ihnen.
Sie wollen bestimmen und Sie wollen sagen, welche Kultur gefördert
wird und welche Kultur LinzerInnen sehen und machen dürfen. Und das
ist ganz einfach der Unterschied. Ich möchte mich noch einmal für
die wunderschönen Wortmeldungen der F bedanken, denn Sie haben sich
heute wieder einmal demaskiert.
GR-innen Waltner und Lenger, M & N: (Blabla über ÖTB
und dicke Kinder, nichtvorhandene Unterlagen und unschöne Derbheiten,
Zwischenrufe )
GR Six, F oder nicht mehr F oder was auch immer: Ich bedaure, daß
hier Kulturförderungen für 8 "Kulturvereinigungen"
unter Anführungszeichen - es sind auch welche dabei, die sind eigentlich
keine Kulturvereinigung sondern mehr eine politische Agitationstruppe -
in einem Sammelantrag hier beschlossen werden sollen. Ich habe nichts gegen
etwa das Moviemento oder die Künstlervereinigung MAERZ oder den HOF.
Wogegen ich etwas habe, ist das Phönix, die sogenannte Kulturvereinigung
Stadtwerkstatt und den sogenannten Kulturverein KAPU. Der meiner Ansicht
nach eine sozialistische Kampftruppe ist, die diese Zeitung hillinger herausgibt,
die bereits in der letzten Nummer eine Zeichnung hatte "Wir bauen
uns eine Klagemauer". Da kommen 3 bekannte Linzer Persönlichkeiten
vor, die alle 3 den hillinger geklagt haben und offensichtlich recht bekommen
haben.
Hier kann ich leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern vermerken, und bei
der STWST ist es ähnlich, und beim Phönix ist auch kein sparsamer
Umgang mit Finanzmitteln von 4,2 Mio. zu erwarten, und darum werde ich
nicht zustimmen. Das Problem ist, daß man leider aufgrund dieser
Zusammenfassung bei den Subventionen nicht für die anderen Kulturvereine
stimmen kann. Ich schlage daher vor, falls möglich über diese
Angelegenheiten getrennt abzustimmen.
Bgm Dobusch, S: Ich möchte mich auch in die Debatte einschalten:
Einerseits haben wir den Sammlantrag so gestellt, das wir die Punkte auch
einzeln abstimmen können, wie wir es auch im Stadtsenat gemacht haben.
Andererseits bin ich froh, daß klar ausgesagt wird, welche Position
die F einnimmt. Es ist einfach so, daß die offene Kulturstadt Linz
der Vergangenheit angehören würde, wenn die F in dieser Stadt
das Sagen hätte. (Applaus SPÖ)
Ich selbst kann mich nicht erinnern, daß der hillinger mit mir besonders
vornehm umgegangen wäre, und trotzdem glaube ich, daß es solche
Orgaane geben muß, daß ganz einfach Freiheit - Meinungsfreiheit
- herrschen soll. Und auch die hier kritisierten Institutionen, die alle
sehr eigenständig agieren, sollen öffentliche Mittel erhalten.
Und es gibt auch bei der KAPU keinerlei sozialdemokratischen Einfluß,
Herr Kollege Six, das ist ganz einfach eine blindwütige Unterstellung
eines alleinkandidierenden Ex-FPÖ-Gemeinderates, der sich noch nicht
ganz von seiner Fraktion glöst hat.
Aber ich glaube, es ist richtig, daß hier Subventionen zugesagt werden.
Und ich werde mich auch in der nächsten Gemeinderatsperiode dafür
einsetzen, daß wir bei Kulturvereinen - wie schon bei vielen Sozialvereinen
- Dreijahressubventionen vergeben, weil es ja lächerlich und sinnlos
ist, daß wir jedes Jahr hier die selbe Debatte führen, daß
wir uns jedes Mal wieder die gleichen Uralt-Argumente anhören müssen,
und daß jedes Jahr die selben, wirklich guten Kultureinrichtungen
von einer bestimmten Seite in Wahrheit beschimpft werden, und die hervorragende
Arbeit, die dort geleistet wird, nicht gewürdigt wird. Ich glaube,
daß es für die Mitglieder des Gemeinderates wichtigeres zu tun
gibt
Stadtrat Dyk, V: Wieder wurden einige Vereine gebetsmühlenartig
abgelehnt, wie jedes Jahr, das ist ja nichts Neues. Trotzdem bin ich froh,
daß ich so Gelegenheit bekomme zu begründen, warum diese Subventionen
zu vergeben sind. Ich will mich da gar nicht auf diesen Links- und Grünstreit
da einlassen (kleiner, unwichtiger Seitenhieb auf den Tulzer)
Für mich als Kulturreferent ist die Funktion der einzelnen Vereine
wichtig, der Beitrag, den sie zur Kultur und zur Vielfalt der Linzer Kultur
leisten. Und das ist entscheidend, und nicht, ob hier ein Verein quasi
als Parteifiliale geführt wird. Das lehne ich auch ab, aber das stimmt
hier nicht, und ist ein Zeichen großer Unkenntnis der Arbeit dieser
Institutionen.
Zum Sparpaket-Argument kann ich nur sagen, daß die Förderungen
in den letzten Jahren im wesentlichen gleich geblieben sind, obwohl die
Vereine einen wesentlich höheren Bedarf angemeldet haben. Es ist aufgrund
der Budgetsituation nicht möglich, daß wir jene Summen zur Verfügung
stellen können, die sozusagen beantragt wurden, und das ist für
mich das Sparpaket, wo leider auch Subventionen betroffen sind.
(... Lob und Statistik Phönix, Theater des Kindes ...)
Was die KAPU betrifft, muß ich Euch vorwerfen, daß Ihr euch
nicht auskennt, da muß ich dem Bürgermeister recht geben. Das
bestätige ich als ÖVP-Referent, daß sich die KAPU-Leute
total von der Partei abgenabelt haben, und ihre eigene Kulturpolitik betreiben,
und ihre eigene künstlerische Linie verfolgen., die eher im Hardrock-Bereich
liegt, und eine ungeheure Resonanz hat, und wo es immer wieder gelingt,
neue Gruppen zu bilden, die auch woanders auftreten. Und sie holen auch
Gruppen herein, um ein internationales Podium zu bieten.
(... HOF, STWST ...)
Und was den hillinger angeht, bin ich bereit den Beweis anzutreten, daß
der gar nicht in der Subvention drin ist, gar nicht drin sein kann. Wenn
die KAPU nämlich 250.000 Schilling für den Spielbbetrieb bekommt,
kann sie damit nicht noch eine doch relativ aufwenduge Zeitung machen.
(Zwischenruf Tulzer,F oder Six, F/Ex-F: Geld hat kein Mascherl!) Das sind
auch ganz verschiedene Leute, die den hillinger bzw. die KAPU machen. Das
ist das, was ich Euch immer vorwerfen muß, daß Ihr Euch mit
diesen Vereinen viel zu wenig in persönlichen Kontakten auseinandersetzt,
da kommen dann halt diese Vorurteile heraus.
Fazit: Die Subventionen für das Theater Phönix, die Stadtwerkstatt und die KAPU werden gegen die Stimmen der F-Fraktion beschlossen. Stadtrat Dyk hat (kurz darauf) einen Besuch in der KAPU angekündigt - der letzte ist ja auch schon vier bis fünf Jahre her.