zamuloBirgit Zamulo

Kampfgeschwader im Land der ZEHT

„Gibt es denn keine österreichische Schauspielerin“, und als Steigerung „... und in dem Alter!“ Zwei Linzer Kommentare zu meinem Neu-Engagement damals in Linz.

Liege am Strand von Teneriffa und sehe in den Wolken das Kampfgeschwader in das schneeweiße Land der ZEHT hereinbrechen. Ihr ESSES gut lesbar auf den Maschinen, sehe ich den Piloten mit dem freundlichen Jungengesicht. Einer der Co-Piloten ist gar eine Frau - und rote Haare hat sie auch noch. Ihr Beisitzer beugt sich agil über Listen und betätigt geschwind viele Apparate. Da hört man Stimmen, Weinen, Schimpfen. Doch er ruft unerschrocken und souverän seine Befehle nach unten, wobei seine kurz geschorenen Haare lustig wippen und seine Augen vor Unternehmungslust blitzen. Bald werden sie landen - und dann werden sie die Regierung übernehmen.
Unten: im sogenannten Schlaf-Aufwachzimmer der ZEHT blickt man fassungslos. Befehle dieser Sprache wurden nie gehört und schon gar nicht so besessen. Verschlafene Augen tränen vor Anstrengung. Da sitzen oder liegen hübsche ZEHT-Damen, die vorsichtig über die noch ausgeschalteten Hirne ihrer Kollegen blicken. Die Tür öffnet sich. Herein rauscht seine Eminenz. Mit besonders deutlicher Sprache, auf die er stolz ist, verbietet er, dem einfliegenden Geschwader zu antworten. „Sie werrrden eine sauberrre Brrruchlandung machen!“, und schon ist er weg. Im Schlaf-Aufwachzimmer ist man beruhigt. „Hauptsache sie fallen nicht auf unsere Köpfe!“, lispelt ein gerade aufwachender ZEHT.
Im Cockpit der ESSES dampft es vor Energie und Tatenlust. „Wir werden das Schlaf-Aufwachzimmer abschaffen! Wir werden Menschen mit nagelneuen Geschichten einkaufen, um unsere Botschaft an viel mehr Menschen zu verkaufen!“ Bei der Landung sehen sie es dann. Einer der ZEHT schreibt mit dickem Pinsel in den Himmel:
„NO ESSES“ und „GO HOME“

Erschrocken wache ich auf. Gott sei Dank, ich bin am Strand von Teneriffa. Nein, der Himmel ist klar. War dieser Traum etwa eine Botschaft? Aber es gibt doch keinen Rassismus und Nationalismus in Österreich! Und in der Kunstwelt schon gleich gar nicht! Kunst kennt zum Glück keine Grenzen! Kunst braucht immer wieder neue Impulse! Es gibt da keine Hautfarbe und sicher keine Vorurteile! Oder!?
Da erinnere ich mich ganz plötzlich an einen Artikel in einer vielgekauften Österreichischen Zeitung, der die Österreicher aufruft, sich nicht überrollen zu lassen. Von Deutschen!?
Doch das war sicher ein Versehen!

Wunderschönes Meer nimmt meine Ängste mit, und ich hänge wieder aufbauenden Gedanken nach.

Birgit Zamulo war von 1991 bis 1997 am Landestheater Linz engagiert. Ab der aktuellen Spielsaison steht sie in Osnabrück auf der Bühne.