Photo: Vogl
CLOUDS OVER CHRYSLER
ROCK. 1987 -
"Lynch Me" heißt das 5. Album von CLOUDS OVER CHRSYLER.
Ob die vier "Rocker" tatsächlich gehängt werden wollen und einiges mehr fragte Rainer Krispel , März 95.
OPENER
Thomas Prömer und Alex Jöchtl sind sich ihrer CLOUDS OVER CHRSYLER sicher, so wie sie mir im Wohnzimmer von Thomas gegenübersitzen, Bier am Tisch und über Band und neues Album plaudern. "Natürlich hat sich einiges verändert seit wir 1987 angefangen haben, es ist nicht mehr nur - Hurrah, Gitarre und losspielen", sagt Thomas, die Haupt-Wolke. "Wobei bei uns immer a bißerl was passiert ist, es war nie so, das wir stillgestanden wären, ich hatte immer den Eindruck, es geht weiter, es wird ein bißchen besser." Der Mann hinterm Schlagzeug wechselte fast konstant bei jedem Album, wobei sie glauben mit dem Neuen, Roland Punzenberger, auch endlich den Richtigen gefunden zu haben. "Er ist ein echter Musiker, er hört sich die Songs an und spielt das was der Song braucht, er ist so gut, daß er nicht ständig beweisen muß, wie gut er ist", schwärmt Jöchtl, an der Gitarre selbst kein Leichtgewicht.
LYNCH ME
"Dabei war dieses Mal vom Material her jede Nummer gut, früher war es schon gelegentlich so, daß wir hin und her überlegt haben, wie wir die schwächeren Nummern platzieren", fährt er fort. Dementsprechend rund kommt das Album. Vertriebs-Deals in Deutschland und in den USA stehen sehr konkret ins Haus, erarbeitet mit dem Wiener Stamm-Label Gash, das auf Clouds große Dinge hält (und umgekehrt). Wobei Thomas aus Erfahrung spricht, wenn er meint: "Ich bin keiner von denen, die sagen, daß es soo wichtig ist, im Ausland zu spielen, ich meine es hat mehr Sinn in irgendeinem Nest in Österreich vor 100 Leuten zu spielen, als in Deutschland vor keinen Leuten für keine Kohle." Die leidige Kohle und das Phantom "von Musik leben" stehen plötzlich im Zimmer. "Es kommt darauf an, wie man leben will und kann" sagt Alex. Thomas meldet Bedenken zur (kolportierten) Situation von Balyhoo an, denen die Plattenfirma angeblich ein Monatsgehalt bezahlt. Lieber machen, was machbar ist und sagen, was sagbar ist und realistisch bleiben.
"Es geht mir schon auch zunehmend darum, mit den Texten Stellung zu beziehen, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger wie Rage Against The Machine. Das hat auch mit dem Vater-Werden/Sein zu tun (Nachwuchs Paul ist nebenan gerade am Einschlafen) oder mit meinen Erfahrungen, die ich gerade beim Zivildienst bei der Flüchtlingshilfe mache."
"Lynch Me" als starker Titel ist dabei schrilles Signal, Rufzeichen. In Songs wie "Papa Was A Dog" finden sich Inhalte verpackt, die einen fast alltäglich anspringen. In diesem Fall Kindesmißbrauch, eine Thematik, die auch das Cover bewußt provokant wiederspiegelt - das Bild eines Kindes mit einem Dildo als Nase umgeschnallt.
"Im besten Fall bleibt jemandem ein Refrain, eine Melodie, ein ganzer Song hängen und irgendwann beginnt er den Text zu hinterfragen." Wobei Erlebnisse, wie Fans, die wegen einem Song der Band bis nach Innsbruck nachreisen, der allgemeinen Wurschtigkeit ein kleines, aber wichtiges Loch machen.
TRAILER
Thomas und Alex waren die letzten Monate in Sachen Video-
Dokumentation über die Linzer Musikszene tätig, was auch in der Band-Arbeit seinen Niederschlag fand. Zur Depeche Mode-Coverversion "Never Let Me Down" - "die Amis stehen total drauf, drüben wird Lynch Me mit diesem Stück zusätzlich veröffentlicht" - wurde auch gleich das Video gecovert. Mit Cover-Versionen allein zum Ruhm?!? Das tut ihren eigenen Songwriting-Talenten unrecht, denn seit "Shit For The Masses" auf dem zweiten Album fällt pro CLOUDS-Veröffentlichung mindestens eine ultra-catchy Fingerübung in Sachen zeitgemäßem Power-Pop ab.
Als ein Manko der lokalen Musikszene - neben einem eklatanten Mangel an Selbstbewußtsein - empfinden sie, daß kaum mit anderen Medien und Kunstformen respektive deren BetreiberInnen (zusammen)gearbeitet oder auch nur kommuniziert wird.
Die Horizonte sind eng.
Wie beurteilen CLOUDS die Horizontverschiebung am öffentlich rechtlichen Radio-Himmel? "Positiv, sehr positiv, durch FM4 muß ich Ö3 gar nicht mehr einschalten", bringt Thomas (nicht nur) seine Haltung dazu auf den Punkt.
Auf den Punkt bringen CLOUDS OVER CHRYSLER in den nächsten Monaten die eigenen Live-Qualitäten, flächendeckend von Wien über Leoben bis Graz und Kapfenberg. Auch beim Independent-Festival in Wiesen wird gerockt. Hängen lassen muß sich nur, wer den eigenen Arsch nicht hochkriegt.
CLOUDS OVER CHRYSLER
Alex Jöchtl- Gitarre, Stimme
Axl Lasselsberger - Gitarre, Stimme
Thomas Prömer - Stimme, Bass
Roland Punzenberger - Schlagzeug
Kontakt:
Thomas Prömer, Volksgartenstraße 3a/7, A-4020 Linz
Diskographie:
Vaseline, 6-Song-12", Eigenproduktion, 1988 (vergriffen)
Between Angels And Flies, 8-Song-LP, Big Noise/Sempahore, 1990
Split - 7"-EP b/w PANIKTREIBRIEGL, 7Inch12, 1991
Kitsch, LP/CD, Gash, 1992
Fertilizer, CD, Gash, 1993
Lynch Me, CD, Gash, 1995
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