deadzibel

Der Core der jungen Jahre
Im Oktober spielen DEADZIBEL -endlich - wieder in der KAPU.
Gelegenheit ihre Geschichte Revue passieren zu lassen.

Von Rainer Krispel, Oktober 95
DEADZIBEL begannen als Schülerband, agierten kurz als KILLED BY TELEPHONE inklusive Bad Religion-Coverversion, bevor sie sich als Trio konsolidierten. DEADZIBEL waren eine von vielen jungen Bands, die im KAPU-Umfeld das lokale HC-Erbe mit neuem Elan verwalteten. Dieser Elan manifestierte sich unter anderem in der kurzlebigen Bandvereinigung "SOGKX vom Feinsten", verpuffte dann aber nach und nach. Tom's Lesion dümpeln dahin, ebenso Groove und auch Spiral Dance scheinen mehr oder minder weggetaucht.
Einzig DEADZIBEL blieben, mehr oder minder beharrlich und sind bis heute präsent. Sie veröffentlichten nach zwei Tapes auf Trost ihre CD "Me Puis-Ne" (Angry Sun / Trost), mit der sie jetzt - bedingt durch eine längere Krankheit von Gitarrist René - zeitverzögert und flächendeckend live in Österreich auf ihre Qualitäten aufmerksam machen.
Eine dieser Qualitäten ist eine einzigartige Mischung aus Härte und Melodie, nicht umsonst ist in Reviews immer wieder von Größen wie Helmet oder Notwist die Rede. Ganz eigen ist aber die Stimmakrobatik von Sänger und Bassist Philip Huemer, dessen Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten immens ist und der damit die oft vertrackten Stücke zusammenhält und ihnen seinen Stempel aufdrückt. Woran sich seine Leidenschaft dabei in den Texten entzündet, bleibt mir ein Rätsel, ist kaum greifbar oder nachvollziehbar, mehr als alles andere scheinen sie von einem unbändigen Spieltrieb geprägt, der seinen Sinn aus seinem ständigen "Tun" zieht.
Schlagzeuger Ortwin "Pezzy" untersteicht das, wenn er die Ambitionen von DEADZIBEL mit "Viel Spaß" definiert. Wobei sich die Unernsthaftigkeit, das "Gewusel" mit und in dem das Trio bislang seine Musik betrieben hat, gerade an ihm am besten festmachen ließ. Gab es bislang kaum eine Linzer Band/Projekt im HC-Umfeld - einmal sollte er gar bei den Mc Gregories einspringen - wo er nicht Schlagzeug spielte, hat sich das jetzt auf zwei Bands reduziert. Bei Strahler 80 gemeinsam mit Philip (der dort singt und Gitarre spielt) und eben DEADZIBEL. Es wäre schön, wenn das ein Zeichen wäre, daß sie ihre Musik konzentrierter betreiben und die Möglichkeiten, die ihnen ein real existentes HC- und die Folgen-Netzwerk bietet, endlich wahrnehmen. Fast scheint es, als stehen die Zeichen wieder auf - langsam anrollenden - Sturm, und das nicht nur in Sachen DEADZIBEL. Ein Sampler namens "Aufmachen" soll den KAPU BAND POOL - der auch via Internet einzusehen ist - greifbarer machen und eine wohl veränderte lokale Musikszene dokumentieren. Die Beteiligung an einem CD-Sampler des deutschen Fanzines / Magazins Trust steht ins Haus und im Dezember wollen sie konzertant endlich auch über die Grenzen treten. DEADZIBEL sind 1995 ein fixer Bestandteil der Linzer Szene, mit großem Potential. Mensch kann auf die neuen Songs, die im Herbst aufgenommen werden, nur gespannt sein. Nach T-Shirts (bei der Band und ihrem Label/Vertrieb Trost erhältlich) soll im Herbst/Winter ein neuer Tonträger entsteht, die Band spekuliert dabei - sympathischer Weise - auf Vinyl. Vorerst empfiehlt es sich, den jungen "local heroes" vorort auf die Finger zu schauen.