Gäste in der KAPU!
THE SERIOUS ROAD TRIP
BRAIN DRAIN
Das der fahrbare Untersatz immer wieder gern Probleme macht ist ja allgemein bekannt, vor allem für Musiker auf Tour hat dies oft schwerwiegende Folgen. So geschehen Anfang Februar im Fall von bei uns in der KAPU "gestrandeten" Künstlern.
von Bert Estl , März 95
THE SERIOUS ROAD TRIP:
Photo: Danielczyk
Weniger als Band, sondern vielmehr als "Humanitäres Kollektiv" versteht sich TSRT aus Cambridge / England. Seit ca. 3 Jahren betreiben sie ein Hilfsprojekt in Ex-Jugoslawien. Neben der üblichen Unterstützung durch Lebensmittel, Medikamente, Baumaterial, Kleidung usw. liegt ihr Schwerpunkt in der psychologischen Unterstützung vor allem von Kindern. Darum besteht das Team zu einem großen Teil aus Musikern, Clowns, Akkrobaten und Animateuren. Es geht ihnen darum, den Flüchtlingskindern wieder das Gefühl zu geben, Kinder zu sein - sie zum Lachen zu bringen.
Dazu braucht man natürlich viel Material und Leute. Anscheinend haben sie dabei das Gewicht unterschätzt und der Bus schaffte es gerade bis Schärding. Kupplung kaputt. Über Umwege fanden sie schließlich in die KAPU, wo sie auf eine baldige Reparatur des Busses warteten.
Das ging dann leider doch nicht so schnell, fast eine Woche mußten sie zu zehnt in unserem Backstage-Raum leben! Gerettet wurden sie schließlich von einer ebenfalls beteiligten Band namens "Horace X" deren Bus sie durch zweimaliges Fahren schließlich doch noch bis Laibach brachte. Zum Abschluß ihres Aufenthaltes gab es am Sonntag, 5.2. noch einen Spontanauftritt von den "Stretch People" und "Rev Hammer" im KAPU-Beisl SOFA.
Der Aufenthalt von TSRT hat uns den schon so lange dauernden und oft verdrängten Krieg in Ex-Jugoslawien wieder kräftig ins Bewußtsein gebracht - und vor allem gezeigt, daß Hilfe auch Abseits von "Nachbar in Not" nötig und möglich ist.
BRAIN DRAIN
Ebenfalls den Tücken ihres Gefährts ausgesetzt, wendete sich Tags darauf die russische Band "Brain Drain" an uns und bat um einen Auftritt am Dienstag. Weil uns ja eh immer so fad ist, sagten wir zu. Schnell wurden Flyer unter dem Motto: "Schnellschuß Production sagt: wer rastet rostet - deshalb..." fabriziert. Zum Glück konnten wir so doch ca. 70 Leute dazu gewinnen vorbeizuschauen - und vor allem etwas Geld für die Russen zu spenden. Bereut hat das sicher keiner, denn "Brain Drain" sind eine der witzigsten Bands, die ich jemals auf der KAPU-Bühne erlebte. Die Jungs aus St. Petersburg, die übrigens dazu stehen, in Leningrad geboren zu sein, gelten als die "Original Leningrad Cowboys". Auch Vergleiche mit "Attwenger" oder "The Pogues" wurden laut. Instrumentiert mit Akkordion, Balalaika, Bass-Balalaika und Schlagzeug bearbeiten sie russische Folklore in der Art wie man sie von den beiden oben erwähnten Bands kennt und schätzt.
Ach ja - "Brain Drain" sind schon mit dem 3. Bus unterwegs, die ersten zwei gingen drauf, den dritten (irgendein DDR-Volksarmee Modell) bekamen sie zwar geschenkt, mußten aber an die Dm 3000.- reininvestieren. Durch den eingeschobenen Gig in der KAPU konnten sie zumindest zusätzlich etwas Geld einnehmen - wir hoffen, daß sie die Tour ohne allzu großes Defizit abschließen können und wieder heil nach Hause kommen.
Angemerkt sei noch, daß es sich immer auszahlt in die KAPU zu kommen, man weiß ja nie ob irgendwelche Bands mit kaputten Bussen...