Nutzt den Hanf!

von Daniel Steiner , April 95

Was in Holland und Deutschland bereits seit langem normal ist, gibt es jetzt auch bei uns.

In Linz, in der Steingasse, wurde vor kurzem der erste Hanfshop Österreichs, namens "Viva Sativa", eröffnet. Feilgeboten werden Waren, die aus Hanf bestehen bzw. solche, die mit den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Hanf in Verbindung stehen. Erwerben kann man Jeans, sonstige Hosen, Hemden, Jacken, Schuhe, Babykleidung, Papier, Seifen, Duftöle, Taschen und sogar Baumaterial (alles aus Hanf) Pfeifen, Zigarettenpapiere sowie Bücher und Zeitschriften zum Thema Hanf.

Hanf kann besonders umweltschonend, auch in Großpflanzungen angebaut werden. Er braucht keine Düngemittel, hat keine natürlichen Feinde (außer vielleicht der Polizei ...), wodurch Schädlingsbekämpfungsmittel entfallen, und kann sogar, ohne dem Boden zu schaden in Monokulturen angebaut werden.

Hanf ist ebenfalls unter anderen Namen bekannt, er wird auch als "Cannabis" oder "Marihuana" bezeichnet.

Zum Verbot

In Österreich ist der Handel mit Hanfsamen, sowie der Anbau von Hanf zu landwirtschaftlichen Zwecken erlaubt (THC-Gehalt des oberen Pflanzendrittels muß unter 0,3 % liegen), jener zur Gewinnung von Suchtgift verboten. Wobei zum im Gesetz verwendeten Vokabel "Suchtgift" anzumerken ist, daß Haschisch und Gras nicht süchtig machen und, daß selbst Gewöhnungseffekte nicht erwiesen sind. "Gesicherte Ergebnisse über die Schädlichkeit von Cannabis gibt es vor allem bezüglich der Lunge. Ein Joint enthält etwa 20 mal soviel schädliche Stoffe (Teer) wie Tabak. Allerdings wird es viel seltener geraucht." 1

Daß Verbote von Genußmitteln und besonders die für das Brechen der Verbote verhängten Strafen willkürlich sind, zeigen historische Beispiele:

Daß Verbote von Drogen die Händler zu etwas eigentümlichen Mitteln der Bekämpfung ihrer Konkurrenz schreiten lassen, zeigt uns das Beispiel Chikagos während der Prohibitionszeit. Aber, daß damals weniger Menschen gesoffen hätten, traut sich wohl auch der schärfste Befürworter von Drogenverboten nicht zu behaupten.

Geschichte

Der Hanf ist eine alte Kulturpflanze und seit über 5000 Jahren der Menschheit bekannt. Er wurde bereits seit jeher als Heilpflanze, Genußmittel und zur Fasergewinnung verwendet. Bereits 3000 v. Chr. wurde vom chinesischen Kaiser Schen Nung ein "Aufguß aus Hanfblättern" 3 als Heilmittel gegen Schnupfen gepriesen. Auch im alten Indien wurde der Hanf schon seit langem als Heilpflanze verehrt. Ca. im 7. Jhd. v. Chr. kam die Pflanze von Asien nach Europa, und zwar einerseits über Südrussland und das Schwarze Meer über die slawischen Stämme bis zu den Germanen und andererseits über Griechenland zu den Römern und den Galliern. (Obelix's Streifenhose könnte also durchaus aus Hanf bestanden haben ...) "Im Mittelalter drang der Hanfbau auch in die übrigen Länder, so daß die Pflanze in ganz Europa verbreitet wurde" 5 bezeichnet und findet sich so auch im alltäglichen Sprachgebrauch wieder. Auch in der Sagenwelt taucht der Hanf immer wieder auf. "So retten sich alleine in sechs Weinviertler Sagen Jungfrauen vor dem Teufel in Hanffelder und in Südtirol wird berichtet, daß ein Büscherl Hanfkraut, unters Dach gehängt, böse Hexen verscheucht." 6

Also so fremd, wie manche Gegner einer Haschisch/Gras-Legalisierung behaupten, sind die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten der Allroundpflanze Hanf in unserem Kulturkreis auch wieder nicht.

Hanf on!


1 SCHENNER, G., Sozialisation, Persönlichkeit, Stressverhalten und soziale Einstellungen von jungen und erwachsenen Cannabiskonsumenten, Wien, 1985, S. 41

2 SCHENNER, G., Sozialisation, Persönlichkeit, Stressverhalten und soziale Einstellungen von jungen und erwachsenen Cannabiskonsumenten, Wien, 1985, S. 16

PM 2/95, S. 75

SEIDENGLANZ, H., Verarbeitungstechnik des Hanfes im österreichischen Spinnereibetrieb, Wien, 1947, S. 6

SCHENNER, G., Sozialisation, ..., S29

SCHENNER, G., Sozialisation, ..., S. 29