Späte Wende!

von Bert Estl , Jan. 95
Die Liberalisierung des Österreichischen Rundfunkgesetzes brachte bisher vor allem eines - die gnadenlose Kommerzialisierung des Äthers. Davon merkt man als Konsument zwar bisher noch nichts, denn obwohl das Gesetz mit 1.1.94 in Kraft trat, wurden bislang noch keine Lizenzen für Privatradios vergeben.

Dennoch - aussichtsreichster Kandidat für ein Regionalradio in OÖ wird das "Privatradio OÖ" sein, ein sehr stark mit den OÖ Nachrichten verbandeltes Unternehmen. Das "Privatradio OÖ" plant ein Programm mit starkem regionalen Bezug, man denkt an ein klassisches Formatradio, die Musik soll ein sehr breites Publikum, zwischen 19 und 49 ansprechen.

Für den ORF ist die neue Situation eine Herausforderung. Es gilt, die Marktanteile zu halten"

Am auffälligsten ist die künftige Veränderung der Österreichischen Medienlandschaft derzeit beim ORF zu beobachten. Die Bestellung des neuen Generalintendanten Zeiler, der den ORF mit allen Tricks, die er beim RTL gelernt hat, in ein gewinnträchtiges Unternehmen verwandeln will, spricht Bände. Für den Intendanten des Landesstudio OÖ, Dr. Hannes Leopoldseder, ist die neue Situation natürlich eine Herausforderung, an die sich der ORF anzupassen hat, es gilt, gerade für Radio OÖ, die Marktanteile zu halten. Dennoch ist derzeit keine Reformierung des Programmes geplant. Das "Offene Radio", ein von Leopoldseder eingeführtes, für Künstler und Kulturgruppen frei zugängliches Fensterprogramm, soll aber, so Leopoldseder, sobald Lokalradio möglich werde, gestrichen werden, weil dann dafür keine Notwendigkeit mehr bestünde.
Eben um so ein Lokalradio bemüht sich derzeit die Initiative FRO- Freies Radio OÖ. Neben der bereits vergeben Regionalradio-Frequenz, wurden jetzt auch lokale ausgeschrieben, 4 davon wird es in OÖ geben. Eine für Linz und den Zentralraum, eine für Linz + nähere Umgebung, eine fürs Innviertel und eine für das Salzkammergut. Das FRO orientiert sich an den Freien Radios, wie man sie von der Schweiz, Frankreich oder Italien kennt. Dabei ist natürlich die französische Variante die interessanteste, dort werden die Freien Radios vom Staat gefördert und unterstützt. Leider sieht in Österreich das Gesetz keine Bevorzugung oder Förderung solcher Radios vor, im Gegenteil - das Finanzierungskonzept ist für die Radiokommision anscheinend das wichtigste. Aus diesem Grund wurde auch der Antrag auf die Regional-Frequenz im Vorjahr bereits abgelehnt.

Das FRO versteht sich als Sprachrohr unterschiedlichster Gruppen und plant somit auch eine sehr breite Programmstruktur. Dabei ist zur Zeit eine Drei-teilung geplant.
Zum einen werden "Freie Gruppen" (etwa die KapuRadioShow) regelmäßig oder nach Bedarf mit einem selbstgestalteten Programm vertreten sein, weiters wird die "Thematische Gruppe" für fixe Info-Sendungen, Nachrichten oder ähnliches sorgen. Als dritte Schiene ist an Austauschprogramme befreundeter Stationen gedacht. Sendestandort wird Linz sein, für den Anfang wird sich das FRO mit 3-4 Stunden Programm täglich begnügen, es sei denn, es finden sich genügen Programm-Macher. Wer sich für das Freie Radio OÖ interessiert wendet sich an:


Für Just Dornetshuber von der in der VOEST ansäßigen Gruppe CONTAINED ist die Liberalisierung der größte Fehler - man sieht ja was dabei herauskommt .

Für ihn hat der ORF, laut Programmauftrag sämtliche gesellschaftlichen Gruppen in Österreich zu berücksichtigen, durch die Kommerzialsierung wird gerade dieser Auftrag zukünftig vernachlässigt werden.

"Die Liberalisierung ist der größte Fehler. Man sieht ja, was dabei herauskommt."

Der Contained Sendemast

CONTAINED beschäftigt sich neben der eigentlichen Arbeit sehr stark mit verschiedensten Medien. Die "Wochenschau" erscheint regelmäßig auf Video, auch für das Internet baut derzeit CONTAINED den Server "Truckstop" auf. Neben einer geplanten Werkszeitung setzt man in Zukunft verstärkt auf Radio. Erstmals wurden heuer die "Traditionellen Feierlichkeiten zum Tag der 1. Containerlegung - Auf Marsch" live in der Musicbox übertragen. Derzeit setzt CONTAINED auf den ORF, Sendungen für das "Offene Radio" sind in Vorbereitung. Sollte aber der ORF seiner Verpflichtung nicht mehr nachkommen, ist man gerüstet. Erst kürzlich wurde ein Sendemasten errichtet, in Verbindung mit einem bereits exsistenten Tonstudio ist CONTAINED somit jederzeit sendebereit.