Fotos: Udo Danielczyk

von David Krispel , Jan.95


1. "Wir überlebten die Schlacht."

Die Schlacht ist die Krampusfeier `92 in der KAPU. Zum krönenden Abschluß der Festivität erobert Wolfgang "Fadi" Dorninger die Bühne. In geheimer Absprache hatte er zuvor den berüchtigsten Linzer Musikanten geflüstert, eine Abschlußperformance mit freiem Zugang zur Bühne liefern. Nach anfänglichem Overkill bleiben Dee Dee Neidhart an der Gitarre und Didi Bruckmayr am Mikrophon übrig. Geboten wird Techno aus fadis DAT-Konserve, lärmend verzerrte Stumpfestakkorde seitens Dee Dee (ihr kennt seine Plattensammlung nicht und ihr wollt sie auch nicht kennen) und eine Vokalorgie Bruckmayrs, die er sich so im starren Korsett Fuckheads, wo er sonst doe Stimmbänder schwingt, nicht leisten könnte. Dem Publikum bleibt nichts, als die Flucht in sämtliche Sanitäranlagen (WC,Beisl). Die Band, mittlerweise im Volldelierium, weiß: Das war ein echter Wipe Out.


2. Die Bösen von der Party werden zu den drei Bikern der Apokalypse.

Eines war klar: Dieser Wahnsinn hat Zukunft. Anfangs waren sich Wipe Out ihrer Qualität noch nicht bewußt, mußten sich verkleiden (unvergessen das "Hasenohrenkonzert" im Posthof) und experimentierten mit wenig fruchtbaren Besetzungserweiterungen oder anderen Änderungen. Übrig blieb schließlich das Kerntrio, das seine Basis in Linz fand. Ein Unikum der Band ist auch ihre Organisationsform, von der vile Linzer Formationen in punkto Effektivität etwas lernen könnten. Sämtliche Prodagonisten sind bekanntlich anderweitig ohnehin mehr als ausgelastet. Bruckmayr mit Fuckhead - neue CD kommt bald -, Fadi ist mit Monochrome Bleu, diversen Musikproduktionen für Video und Theater (zuletzt "Clockwork Orange" fürs Phönix - auch als CD erschienen) und als Organisator / Redakteur bei Skug beschäftigt, Neidhart hilft regelmäßig bei "The See Saw"-Konzerten als Schlagzeuger aus und ereifert sich weiterhin als österreichische Ausgabe Laster Bangs im Skug. Hinzu kommt die geographische Verteilung (Salzburg - Linz - Wien) als in diesm Falle nonchalant überwundene Hürde.

Sei es wie es sei, die Angebote häuften sich, die Musik wurde besser, die Performance ausgereifter, die Arbeitsweise seriöser. Wipe Out wuchs für die beteiligten vom initialen Partymonster zur ernsthaft betriebenen Band. Der Schritt zum Tonträger lag nahe.


3. Come into my Biomechanical Loveboat

So der Titel der Debut 5-Song-CD, die in der Flut österreichischer Tonträger ein kleiner Manolith war (der letzte Furzkopf scheint sich heute dazu berufen zu fühlen, eine CD rauszuschmeissen, egal ob er mit seiner Musik eine einem funktionierenden Umfeld oder generell mit seiner Band funktionierend agiert. Oft gehörtes Motto: "Wir wollen halt noch was aufnehmen, bevor wir uns auflösen" - den Großeltern unterm Weihnachtsbaum legen reicht nicht.) Entsprechend die Resonanz: Platz ? beim Kritikerpoll des "Rotweißroten Radios", beachtliche Verkaufzahlen, Vertrieb in Deutschland, Interessensbekundungen anderer Labels.

Im Rahmen "Livekonzert" hat Wipe Out ebenfalls beachtliche Vorteile. Durch ihre Vermischung von Techno (niemals trendgeil, niemals alt), Diskosounds, derberer Rockmusik und der adäquaten visuellen Umsetzung (Performnace / Licht) sind sie für die unterschiedlichsten Veranstalter attraktiv, ohne sich jedoch einen spekulativen Crossove vorwerfen lassen zu müßen. Eine neue CD -"Country & Western"- wurde bereits eingespielt, aufgrund verquerer Veröffentlichungspläne wird sich das Erscheinungsdatum allerdings noch etwas verzögern. Es erwartet uns, soviel im Vorhinein, ein neuer Sound. Keine Brachialstampfer für die Disko 3000, als vielmehr ein Wegdriften in ferneren Gefilde des irdisch erzeugbaren Klanguniversums. Halte Ausschau und habe Spass dabei. Das Schlußwort soll der Visionär von nebenan bestreiten: Fadi: "Wenn Wipe Out richtig gut sind, muß der Sound wie flüßige Scheiße ins Publikum spritzen. Wir sind dann nur der Ventilator, der solang er läuft, bis jeder genug Sommersprossen hat."


Tonträger: