kommunismus
...von ihrem ursprung an war die bourgeoisie behaftet mit dem gegensatz: kapitalisten können nicht bestehen ohne lohnarbeiter...
... so brachen doch bei jeder grossen bürgerlichen bewegung selbständige regungen derjenigen klasse hervor, die die mehr oder weniger entwickelte vorgängerin des modernen proletariats war. so in der deutschen reformations- und bauernkriegszeit die thomas münzersche richtung; in der grossen englischen revolution die levellers [(gleichmacher) oder digger (die grabenden), die in der englischen bürgerlichen revolution des 17. jh.s den äussersten linken flügel der levellers bildeten. ...forderten beseitigung des privateigentums an grund und boden und propagierten die ideen des gleichmachenden urkommunismus und versuchten durch kollektive kultivierung der kommunalen ländereien diese ideen zu verwirklichen.)]; in der grossen französischen revolution bebeuf. im 16. und 17. jh. utopische schilderungen idealer gesellschaftszustände (z.b. vertreter des utopischen kommunismus thomas more und thomas campanella), im 18. jh. schon direkte kommunistische theorien (morelly und mably). ... nicht bloss die klassenprivilegien sollten aufgehoben werden, sondern die klassenunterschiede selbst... ...dann folgten die 3 grossen utopisten: saint-simon, bei dem die bürgerliche richtung neben der proletarischen noch eine gewisse geltung behielt; fourier und owen ...
...inzwischen war neben und nach der franz. filosofie des 18. jhs die neuere dt. filosofie entstanden und hatte in hegel ihren abschluss gefunden. ihr grösstes verdienst war die wiederaufnahme der dialektik als der höchsten form des denkens: wir erinnern nur an "rameaus neffen" von [denis] diderot und die "abhandlung über den ursprung der ungleichheit unter den menschen" von rousseau. ...
heraklit
...wenn wir die natur oder die menschengeschichte oder unsere eigene geistige tätigkeit der denkenden betrachtung unterwerfen, so bietet sich uns zunächst dar das bild einer unendlichen verschlingung von zusammenhängen und wechselwirkungen, in der nichts bleibt, was, wo und wie es war, sondern alles sich bewegt, sich verändert, wird und vergeht. diese ursprüngliche, naive, aber der sache nach richtige anschauung von der welt ist die der alten griechischen filosofie und ist zuerst klar ausgesprochen von heraklit. alles ist und ist auch nicht, denn alles fliesst, ist in steter veränderung, in stetem werden und vergehn begriffen. ...
wissenschaft & hausverstand
... um diese einzelheiten zu erkennen, müssen wir sie aus ihrem natürlichen oder geschichtlichen zusammenhang herausnehmen und sie, jede für sich, nach ihrer beschaffenheit, ihren besonderen ursachen und wirkungen etc. untersuchen. dies ist zunächst die aufgabe der naturwissenschaft und geschichtsforschung; ... bei den griechen der klassischen zeit ... vor allem erst material zusammenschleppen ... exakte naturforschung erst bei den griechen der alexandrinischen periode [3. jh. v. u. z. bis 7.jh. u.z. ... mathematik und mechanik (euklid und archimedes), geografie, astronomie, anatomie etc.] und später, im mittelalter, von den arabern weiterentwickelt. ...
die zerlegung der natur in ihre einzelnen teile, die sonderung der verschiedenen naturvorgänge und naturgegenstände in bestimmte klassen, ... untersuchungen der anatomie ... war die grundbedingung der riesenfortschritte, die die letzten 400 jahre uns in der erkenntnis der natur gebracht haben. aber sie hat uns ebenfalls die gewohnheit hinterlassen, die naturdinge und naturvorgänge in ihrer vereinzelung, ausserhalb des grossen gesamtzusammenhangs aufzufassen; daher nicht in ihrer bewegung, sondern in ihrem stillstand, nicht als wesentlich veränderliche, sondern als feste bestände, nicht in ihrem leben, sondern in ihrem tod. und indem, wie dies durch bacon und locke geschah, diese anschauungsweise aus der naturwissenschaft sich in die filosofie übertrug, schuf sie die spezifische borniertheit der letzten jahrhunderte, die metaphysische denkweise.
für den metaphysiker sind die dinge und ihre gedankenabbilder, die begriffe, vereinzelte, eins nach dem andern und ohne das andre zu betrachtende, feste, starre, ein für allemal gegebene gegenstände der untersuchung. er denkt in lauter unvermittelten gegensätzen: seine rede ist ja, ja, nein, nein, was darüber ist, ist vom übel. (fussnote: bibel, das evangelium nach matthäus, kapitel 5, abschnitt 37). für ihn existiert ein ding entweder, oder es existiert nicht: ein ding kann ebensowenig zugleich es selbst und ein andres sein. positiv und negativ schliessen einander absolut aus; ursache und wirkung stehen ebenso in starrem gegensatz zueinander. diese denkweise erscheint uns auf den ersten blick deswegen äusserst plausibel, weil sie diejenige des sogenannten gesunden menschenverstandes ist. allein der gesunde menschenverstand, ein so respektabler geselle er auch in dem hausbackenen gebiet seiner vier wände ist, erlebt ganz wunderbare abenteuer, sobald er sich in die weite welt der forschung wagt; und die metaphysische anschauungsweise, auf so weiten, je nach der natur des gegenstandes ausgedehnten gebieten sie auch berechtigt und sogar notwendig ist, stösst doch jedesmal früher oder später auf eine schranke, jenseits welcher sie einseitig, borniert, abstrakt wird und sich in unlösliche widersprüche verirrt, weil sie über den einzelnen dingen deren zusammenhang, über ihrem sein ihr werden und vergehen, über ihrer ruhe ihre bewegung vergisst, weil sie vor lauter bäumen den wald nicht sieht. ...
augenblick
...ebenso unmöglich ist es, den moment des todes festzustellen, indem die physiologie nachweist, dass der tod nicht ein einmaliges, augenblickliches ereignis, sondern ein sehr langwieriger vorgang ist. ebenso ist jedes organische wesen in jedem augenblick dasselbe und nicht dasselbe; in jedem augenblick verarbeitet es von aussen zugeführte stoffe und scheidet andre aus, in jedem augenblick sterben zellen seines körpers ab und bilden sich neue; je nach einer längern oder kürzern zeit ist der stoff dieses körpers vollständig erneuert, durch andre stoffatome ersetzt worden, so dass jedes organisierte wesen stets dasselbe und doch ein andres ist. auch ... dass die beiden pole, positiv und negativ, ebenso untrennbar voneinander wie entgegengesetzt sind, und dass sie trotz aller gegensätzlichkeit sich gegenseitig durchdringen; ebenso ... ursache und wirkung ... sich auflösen in der anschauung der universellen wechselwirkung, wo ursachen und wirkungen fortwährend ihre stelle wechseln, das was jetzt oder hier wirkung, dort oder dann ursache wird und umgekehrt.
dialektik
alle diese vorgänge passen nicht in den rahmen des metaphysischen denkens hinein. für die dialektik hingegen, die die dinge und ihre begrifflichen abbilder wesentlich in ihrem zusammenhang, ihrer verkettung, ihrer bewegung, ihrem entstehn und vergehn auffasst, sind vorgänge wie die obigen, ebensoviel bestätigungen ihrer eignen verfahrungsweise. die natur ist die probe auf die dialektik, ... , dass es in der natur, in letzter instanz, dialektisch und nicht metaphysisch zugeht.
kant & hegel
...kant eröffnete seine laufbahn damit, dass er das stabile newtonsche sonnensystem und seine - nachdem der famose erste anstoss einmal gegeben - ewige dauer auflöste in einen geschichtlichen vorgang: in die entstehung der sonne und aller planeten aus einer rotierenden nebelmasse. dabei zog er bereits die folgerung, dass mit dieser entstehung ebenfalls der künftige untergang des sonnensystems notwendig gegeben sei. ...
... hegel war idealist, d.h. ihm galten die gedanken seines kopfes nicht als die mehr oder weniger abstrakten abbilder der wirklichen dinge und vorgänge, sondern umgekehrt galten ihm die dinge und ihre entwicklung nur als die verwirklichten abbilder der irgendwo schon vor der welt existierenden "idee". damit war alles auf den kopf gestellt und der wirkliche zusammenhang der welt vollständig umgekehrt. ... ein allumfassendes, ein für allemal abschliessendes system der erkenntnis von natur und geschichte steht im widerspruch mit den grundgesetzen des dialektischen denkens; was indes keineswegs ausschliesst, sondern im gegenteil einschliesst, dass die systematische erkenntnis der gesamten äussern welt von geschlecht zu geschlecht riesenschritte machen kann.
materialismus
...gegenüber der naiv-revolutionären, einfachen verwerfung aller früheren geschichte, sieht der moderne materialismus in der geschichte den entwicklungsprozess der menschheit, dessen bewegungsgesetze zu entdecken seine aufgabe ist. ... sobald an jede einzelne wissenschaft die forderung herantritt, über ihre stellung im gesamtzusammenhang der dinge und der kenntnis von den dingen sich klarzuwerden, ist jede besondere wissenschaft vom gesamtzusammenhang überflüssig.
klassenkämpfe
... die alte idealistische geschichtsauffassung, die noch nicht verdrängt war, kannte keine auf materiellen interessen beruhenden klassenkämpfe, überhaupt keine materiellen interessen; die produktion wie alle ökonomischen verhältnisse kamen in ihr nur so nebenbei, als untergeordnete elemente der "kulturgeschichte" vor.
die neuen tatsachen zwangen dazu, die ganze bisherige geschichte einer neuen untersuchung zu unterwerfen, und da zeigte sich, dass alle bisherige geschichte die geschichte von klassenkämpfen war, dass diese einander bekämpfenden klassen der gesellschaft jedesmal erzeugnisse sind der produktions- und verkehrsverhältnisse, mit einem wort der ökonomischen verhältnisse ihrer epoche; dass also die jedesmalige ökonomische struktur der gesellschaft die reale grundlage bildet, aus der der gesamte überbau der rechtlichen und politischen einrichtungen sowie der religiösen, filosofischen und sonstigen vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen zeitabschnittes in letzter instanz zu erklären sind. hiermit war der idealismus aus seinem letzten zufluchtsort, aus der geschichtsauffassung vertrieben, eine materialistische geschichtsauffassung gegeben und der weg gefunden, um das bewusstsein der menschen aus ihrem sein, statt wie bisher ihr sein aus ihrem bewusstsein zu erklären. ...entdeckung des mehrwerts. es wurde bewiesen, dass die aneignung unbezahlter arbeit die grundform der kapitalistischen produktionsweise und der durch sie vollzogenen ausbeutung des arbeiters ist; ...
naturprodukt
...das kommt davon, wenn man "das bewusstsein", "das denken" ganz naturalistisch als etwas gegebenes, von vornherein dem sein, der natur entgegengesetztes, so hinnimmt. dann muss man es auch höchst merkwürdig finden, dass bewusstsein und natur, denken und sein, denkgesetze und naturgesetze so sehr zusammenstimmen. fragt man aber weiter, was denn denken und bewusstsein sind und woher sie stammen, so findet man, dass es produkte des menschlichen hirns und dass der mensch selbst ein naturprodukt ist, das sich in und mit seiner umgebung entwickelt hat; wobei es sich dann von selbst versteht, dass die erzeugnisse des menschlichen hirns, die in letzter instanz ja auch naturprodukte sind, dem übrigen naturzusammenhang nicht widersprechen, sondern entsprechen. ...genötigt ist, der natur mehr als einmal bewusste handlungsweise unterzuschieben, also das, was man auf deutsch gott nennt.
einerseits & andrerseits
...eine entsprechende, erschöpfende, wissenschaftliche darstellung dieses zusammenhangs, die abfassung eines exakten gedankenabbildes des weltsystems, in dem wir leben, bleibt für uns sowohl wie für alle zeiten eine unmöglichkeit. ... die menschen finden sich also vor den widerspruch gestellt: einerseits das weltsystem erschöpfend in seinem gesamtzusammenhang zu erkennen, und andrerseits, sowohl ihrer eignen wie der natur des weltsystems nach, diese aufgabe nie vollständig lösen zu können. aber dieser widerspruch liegt nicht nur in der natur der beiden faktoren: welt und menschen, sondern er ist auch der haupthebel des gesamten intellektuellen fortschritts und löst sich tagtäglich und fortwährend in der unendlichen progressiven entwicklung der menschheit.