Linke Polit(un)kultur

Die Zeit für politischen Widerstand wäre schon lang gereift.
Trotzdem ist die Linke zu träge, um sich zu wehren. Man redet immer nur, doch durch Reden alleine ändert man schon lange nichts.

Dies ist vielleicht zu allgemein gesprochen, da es immer noch kleine Lichtblicke des Linkstums am grauen konservativen Horizont gibt und gab. Dazu gehören die Demonstrationen gegen das Sparpaket I in Wien und Linz. Da demonstrierten ArbeiternehmerInnen und SchülerInnen noch gemeinsam. Doch der gemeinsame Widerstand verebbte bald im Treibsand der allgemeinen Volksverdummung durch die Medien. Der ÖGB trägt daran natürlich eine gewisse Mitschuld. Beim Sparpaket II halfen die sogenannten ArbeitnehmerInnenverbände (ÖGB und AK) sogar mit, ihre Klientel gewaltig zu schröpfen. Doch diese begab sich wie immer in die Lethargie, soll heißen: sie setzten sich nicht zur Wehr. Da kann man nur sagen typisch Österreich. Die einzigen, die sich auch gegen Sparpaket II zur Wehr setzten, waren die Jugendlichen. So auch die SchülerInnen Oberösterreichs. Diese versammlten sich am Taubenmarkt und marschierten von dort zum Landesschulrat. Da der Abmarsch vom Taubenmarkt schlecht organisiert war, kam es zu einer einzigen Drängelei. Man kam sich vor wie auf einem Green Day-Konzert.
Leider hatte es den Anschein, daß die meisten SchülerInnen nur kamen, um zu schwänzen und nicht verstanden,worum es eigentlich ging. Es ging darum, Widerstand gegen die PolitikerInnen zu zeigen. Dieser Widerstand sollte von sozialdemokratischen, katholischen und kommunistischen Jugendorganisationen getragen werden. Dagegen sträubte sich jedoch ein gewisser Teil der sozialdemokratischen Organisation. Ganz im Sinne der Partei verfielen sie in größten Anti-Kommunismus. Dabei sollte man doch Parteimeinung eher zurückhalten, wenn es um den gemeinsamen Widerstand gegen die Regierung geht. Ansonsten wäre die ganze Aktion widersprüchlich und würde nur zur Selbstdarstellung werden, sozusagen um die weiße "Partei"-Weste zu bewahren.
Ein paar Leute wollten sich aber tatsächlich profilieren. Dazu gehörte Gregor K., seines Zeichens amtierender Landesschulsprecher, der unbedingt seinen Namen unter die Aktion stellen wollte, jedoch einen Rückzieher machte, als es Hart auf Hart kam. Der Landesschulrat gab nämlich nicht schulfrei. Es war ein Wunder, daß trotz diesen Bedingungen ca. 5000 SchülerInnen kamen. Daran könnte man vielleicht sehen, daß die SchülerInnen teilweise doch zwecks des Widerstandes kamen. Aber nicht nur die SchülerInnen drückten ihren Protest aus, auch die StudentInnen taten dies. Hier hob sich der KSV (Kommunistischer StudentInnenverband) besonders hervor. Dieser ist in Linz wiedererstarkt. Aber auch auf Bundesebene spielt der KSV eine gewichtige Rolle, da er mit Grünen und VSSTÖ eine Koalition bildet. Wie auch bei den SchülerInnen hielten sich die schwarzen Organisationen fern von jeglichem Protest.
Man könnte jetzt die ganze Szenerie als Erwachen der linken Szene sehen, doch dies ist bei weitem nicht so. Die Lethargie ist wieder da. Mit einer Demo ist das System noch nicht geändert. Eine Demo bedeutet noch keinen dauerhaften Widerstand. Der kann nur erfolgen, wenn man öfter auf sich aufmerksam macht, was nicht heißen soll, daß jede Woche eine Demo sein soll. Vielmehr sollte man versuchen, den Jugendlichen zu zeigen, daß es mit einer Demo nicht getan ist. Dazu können linke Jugendorganisationen, die nicht versuchen, Wähler zu gewinnen und sich selbst darzustellen, ihren Beitrag erbringen.
Wolfi Wirbel