1000 Jahre Rock in Linz

von Kurt Holzinger , März 95
24k , Photo: Austria Knochenschau

Kurt Holzinger hat "eh wieder nur mal schlecht geträumt" und findet das Unterfangen der "Weltbild Inc.", die Geschichte "dieses 'Linz.Rock.'-Dings" auf Video zu bannen, "durchaus lobenswert".

Alles, was in dieser Stadt eine Gitarre halten, Tasten drücken, Felle zum Schwingen bringen und das Maul aufreißen kann, ist aufgerufen. In einer Parallelaktion zu "1000 Jahre Österreich" wird das Jahr 1996 in der Pöstlingberg-Metropole zum permanenten Pflasterspektakel ausgewalzt, das DesignCenter zur "Hall-of-Fame-of-Rock.Linz" umdesignt, kurz - "1000 Jahre Rock in Linz" abgefeiert. So will es das "Amt für fortgeschrittenes Rocktrotteltum", so soll es sein. Und 1000 Jahre Verdammnis all denen Stadtmusikanten, die bis zum Stichtag (31.12.95) nicht wenigstens Waterloo & Robinsons' "Ja, das ist meine kleine Welt" drauf haben.

Ach was, wieder mal nur schlecht geträumt. Muß wohl nur dieser Titel "Rock.Linz 1960 - 95" gewesen sein, der den Alp auf mir reiten ließ. "Rock.Linz 1960 - 95" heißt der Versuch der "Weltbild Inc.", die "Geschichte der Linzer Rockmusikszene" auf Video zu dokumentieren und damit zugleich "die Medienkultur in Linz aufzuzeigen". Und das ist ja durchaus lobenswert und kann ja heiter werden.

Seit Juli 94 haben Thomas Prömer und Alex Jöchtl von CLOU "Die Leute machen viel, und keiner sieht's", meint Thomas Prömer. Jetzt kommt es ans Licht, jetzt können wir es sehen. Und was war das Auswahlkriterium? "Gibt's Material, dann her damit". Und natürlich wollte das Team "objektiv" sein. So wird immens viel gezeigt, alles subsumiert unter "Rock", und das wird mir wahrscheinlich zuviel.

Aber was soll's: Auch ich will wissen, wer denn nun "Hubby Stein & The Electronas" waren, was dem notorischen Cowboy-Darsteller Fatsy Ratzenböck zu "Rock" einfällt, mich wiedererinnern wie Andi Baum in seinem früheren Leben als "Staubsauger" ausgesehen hat. Einen flüchtigen Blick will ich werfen ins Rosenstüberl und dann, in den 80ern, auf all die kurzlebigen Bands und Bandprojekte, ja, spielt's es noch einmal für mich - schnell, bevor sie verschwinden - und spielt mir auch die, die da weitermachen, den "Traum leben", ja weitermachen.

Und dann - bei Nirvana in der KAPU war ich ja auch nicht, ich regredierender Rocktrottel, schau ich sie mir halt jetzt im Video an. Sehen können wir, die, die wir immer (schon) sehen wollten, sehen müssen wir die, die wir nie sehen wollten. Zuletzt - gebt sie mir: Die Zukunft von "Rock.Linz", auch auf die Gefahr, daß ich danach wieder bös träume.

Alles in allem: Die Videodokumentation der "Weltbild Inc." ist "eine rasante Reise durch die Jahrzehnte, die auch Schlaglichter auf die Entwicklung des Mediums, von wackligen Film-Mitschnitten zu den jetzt verstärkt auftauchenden 'richtigen' Video-Clips sowie auf Stand und (Musik)-Infrastruktur von Landgraf, Stadtwerkstatt über Posthof bis hin zu Hof und Kapu wirft", schreibt Rainer Krispel im Organ des Posthofs.

Ebendort findet am 11. März die Premiere von "Rock.Linz 1960 - 95" statt. Als Live-Gäste treten auf: für die Sechziger Jahre - DIE JUPITERS, für die Seventies - MISS MOLLIES FAVOURITES in Originalbesetzung (!) und für die 80er und 90er gleich dazu (denn sie wollen's wieder wissen): SUPERFEUCHT. Wolfgang "Fadi" Dorninger findet als Moderator dafür die richtigen Worte.