Der Kulturverein KANAL unterstützt folgenden offenen Brief zum
Musiktheater. Wir würden sogar über diesen Text hinausgehend formulieren,
daß dieses Projekt in letzter Konsequenz nichts anders als ein
Projekt des "Standortes Oberösterreich" ist: Schließlich brauchen
die Manager von Großkonzernen am Abend ja traditionelle Hochkultur
zur Distinktion ...
EIN KLARES NEIN ZUM BAU DES MUSIKTHEATERS IN DER TRADITION DES
19. JAHRHUNDERT
Wir fordern die Einstellung der Planungs- und Bauarbeiten für
das Theater im Berg, das über eine Guckkastenoper des 19. Jahrhunderts
nicht hinausreicht. Wir haben mittlerweile fast ein Jahrzehnt
versucht, eine inhaltliche Diskussion in Gang zu setzen und zu
beweisen, daß wir prinzipiell für Kultur sind, und nicht dem blauen
kulturfeindlichen Dunstkreis zuzurechnen sind. Für Hochkultur
genauso wie für Basiskultur.
Mit dem Ergebnis, daß Vorschläge für ein zeitgemäßes bzw. zukunftsweisendes,
"linzwürdiges" Projekt wie Schall und Rauch verhallt sind.
Aus diesem Grund verknappen wir die Botschaft: LINZ BRAUCHT KULTUR, ABER KEIN DERARTIGES MUSIKTHEATER-PROJEKT. Und wir werden versuchen, möglichst viele Menschen davon zu
überzeugen.
Alle UnterzeichnerInnen dieses Papiers fordern die Einstellung
der Bestrebungen für dieses Musiktheater und geben damit ihrer
Ratlosigkeit und ihrer Ohnmacht darüber Ausdruck, wie alle Bemühungen
für ein zeitgemässes Musiktheater-Konzept von einer kleinbürgerlichen
Lobby undemokratisch abgeblockt wurden.
Wenn der Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz und die darin auf
vielerlei Ebenen formulierten kulturpolitischen Schwerpunkte relevant
sind, steht das mProjekt Musiktheater diesen diametral entgegen.
Der Neubau ist auf vergangenheitsorientierte Kultur- und Kunstreproduktion
ausgerichtet.
Aufgrund der Folgekosten für den laufenden Betrieb (die 1,5 Mrd.
Schillinge für den Bau und die Revitalisierungskosten des Schauspielhauses
unberücksichtigt) sind wir überzeugt, daß sich bei den klar abzeichnenden
Kulturbudgetentwicklungen verheerende Auswirkungen für alle anderen
Kulturbereiche dieses Landes ergeben. (Basiskultur, Hochkultur,
zeitgenössisches künstlerisches Schaffen)
Für jedes noch so kleine Subventionsansuchen werden mit Recht
inhaltliche Konzepte gefordert. Wer dies beim Musiktheater tut,
wird mittlerweile als Kulturschädling hingestellt. Das Gegenteil
ist jedoch der Fall: die Musiktheaterbetreiber beschädigen schon
jetzt durch Polarisierung das kulturelle Klima (jeder Gegner wird
als FPÖ-Sympathisant hingestellt). Und mittelfristig wird durch
den Entzug eines guten Teils der freie disponierbaren Kulturmittel
Oberösterreich Kulturlandschaft nachhaltig geschädigt.
Es gab viele differenzierte Argumentationslinien, die offensichtlich
wenig gefragt waren und in Folge ungehört blieben. Deshalb bleibt
uns nur ein klares "Nein-Stopp!", ohne wenn und aber.
Wir fordern deshalb Bürgermeister Dr. Dobusch und Landeshauptmann
Dr. Pühringer auf, sich vom Projekt Musiktheater zugunsten einer
lebendigen Kulturentwicklung zu entscheiden: Es ist noch immer
rechtzeitig.
Die UnterzeichnerInnen stehen noch (Stand 25.3.) nicht vollständig
fest.
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