Pogrome, pogromartige Ausschreitungen gegen Roma in Europa 1990 - 2014 (Auswahl)
von Luis Liendo Espinoza
Das European Roma Rights Center (ERRC) spricht von rund 30 Pogromen gegen Roma, welche allein in Rumänien in der 1990er Jahren stattfanden. Die Berichte über die Welle der Pogrome gegen Roma im post-kommunistischen Rumänien lesen sich wie Schauergeschichten aus einer vergangenen Zeit. Mit Fackeln, Knüppeln und Mistgabeln bewaffnete Anwohner, welche brandschatzen und Roma, auch Frauen und Kinder, brutal angreifen und verjagen. Familien, welche vor dem Mob fliehen, bei Verwandten im Nachbarort Unterschlupf finden oder sich in Ställen, im Wald verstecken müssen. Die Gewalt gegen Roma fand nach dem Fall des Ostblocks kein Ende. 1990 bis 2014 fanden in Europa weit über 100 Pogrome und pogromartige Ausschreitungen gegen Roma statt. Neben Pogromen mit Hunderten Angreifern, Überfällen auf Wohnhäuser und deren Bewohnern durch kleinere Gruppen von zehn bis 50 Personen fallen hierunter auch brutale Angriffe und regelrechte Hetzjagden in der Öffentlichkeit, versuchte Angriffe auf Roma-Viertel, welche nur durch Polizeigewalt verhindert werden konnten und etliche andere Gewalttaten, welche von nicht-staatlichen Akteuren unternommen wurden.
Solche Fälle wurden in internationalen mit Menschenrechtsfragen beschäftigten Gremien immer wieder thematisiert. Interventionen und Klagen durch Menschenrechts-organisationen führten zumindest auf dem Papier zu verschärften Gesetzen hinsichtlich rassistisch motivierter Verbrechen, speziellen Ausbildungsprogrammen bei Justiz und Polizei und nicht zuletzt auch zu einer öffentlichen Debatte über das Thema. Dessen ungeachtet ist seit über zwei Jahrzehnten die unmittelbare physische Bedrohung für Roma weiterhin präsent. In ganz Europa werden Roma regelmäßig Opfer von Gewalt. In Staaten wie bspw. Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Ukraine und Russland ist die Situation für Roma besonders bedrohlich. Innerhalb dieser Staaten gibt es zwar regionale Unterschiede, welche sich in einem unterschiedlichen Vorgehen von Polizei und Justiz äußern, doch zweifellos sind Roma dort in bestimmten Gebieten und Kommunen nicht potentiell, sondern real der elementarsten Bürgerrechte beraubt. Wenn Familien mit Eisenstangen in ihren Häusern angegriffen, Heim und Eigentum zerstört werden, während Polizei, Verwaltung und Justiz faktisch untätig bleiben oder – schlimmer – in vielen Fällen die Opfer nach den Gewalttaten noch bedrohen und drangsalieren, ist die Rede von der Diskriminierung obsolet geworden. Diskriminierung beschreibt eine sekundäre Benachteiligung einer Bevölkerungsgruppe in Bereichen wie Schulwesen, Arbeitsmarkt, Wohnen etc. Angriffe auf die physische Unversehrtheit, die Sicherheit der Familie, eine entschädigungslose Zerstörung von Eigentum und Heim bilden hier eine Ausnahme. Demgegenüber sind Hunderttausende Roma nicht allein Ziel von Diskriminierung, sondern mit allen Konsequenzen vogelfrei. Der entsprechende Begriff lautet Verfolgung. Während Antiziganismus im akademischen Diskurs hoch im Kurs steht und, anders als vor 20 Jahren, Diskriminierung von Roma bei Menschen-rechtsorganisationen zum Dauerthema geworden ist, bleiben grundlegende Zusammenhänge - die Tatsache der Verfolgung der Roma in Europa - dem Betrachter auf eigentümliche Weise fremd. Folgende Dokumentation stellt chronologisch Gewalt gegen Roma durch zivile Akteure 1990 - 2014 in Europa dar. Abgesehen von wenigen Experten ist diese Geschichte, obwohl relativ gut dokumentiert, in dieser Einheit der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt. Nur mit einem einzigen Satz sei hier auch erwähnt, dass die Polizeigewalt gegen Roma die hier dokumentierte Gewalt des Mobs in jeder Hinsicht übertrifft. Die Dokumentation sollte auch als Schlag in die Magengrube verstanden werden, sie ist eine brutale Darstellung dafür, wie Menschen, mit denen wir Seite an Seite leben, im Europa des 21. Jahrhunderts, im Zeitalter der Massenmedien, verfolgt und drangsaliert werden können.
Januar 1990
Rumänien - Turu Lung
1.000 Bewohner der Ortschaft greifen eine Roma-Siedlung an. Mehrere Roma, welche versuchen ihre Häuser zu verteidigen, werden verletzt. 36 Häuser werden zerstört oder niedergebrannt. Ein drei-jähriger Roma-Junge stirbt unter ungeklärten Umständen im Chaos des Pogroms. Die Polizei erscheint 2 Stunden nach Beginn des Pogroms vor Ort und greift nicht ein. 6 Roma, welche sich nach der Arbeit auf dem Heimweg befinden, werden aber von der Polizei festgenommen und misshandelt.
Rumänien - Reghin
400 - 500 Bewohner greifen eine Roma-Siedlung an. 10-12 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört.
Februar 1990
Rumänien - Lunga
100 - 250 Bewohner der Ortschaft greifen eine Roma-Siedlung an. Mehrere Roma-Wohnhäuser und Gebäude werden niedergebrannt. 4 Roma werden mit Äxten ermordet.
Juni 1990
Rumänien - Bucharest
Während den gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzungen vom 13. - 15. Juni zwischen Sicherheitskräften, Anhängern der Regierung und der Opposition greifen Regierungsanhänger wahllos Roma auf der Straße und in ihren Häusern an. Eine Romni wird dabei vergewaltigt, eine bereits erkrankte Romni erleidet durch den Schock des Überfalls einen Herzinfarkt und stirbt am nächsten Tag.
Rumänien - Cȋlnic
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Roma und Nicht-Roma greifen 300 Bewohner der Ortschaft eine Roma-Siedlung an, werfen Fensterscheiben ein und zerstören Einrichtungen. Die Polizei ist vor Ort und schreitet nicht ein.
Rumänien - Huedin
100 Anwohner der Ortschaft versammeln sich und greifen wahllos Roma in den Straßen an der Ortschaft an. Vor allem Frauen und Kinder werden Opfer des mit Holzknüppel, Flaschen und Mistgabeln bewaffneten Mobs und zum Teil schwer verletzt.
Juli 1990
Rumänien - Cuza Vodǎ
Nach einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma versammelt sich ein Mob und greift eine Roma-Siedlung an. Fenster werden eingeschlagen und 34 Zelte niedergebrannt.
August 1990
Rumänien - Caşinul Nou
Zwischen 60 und 400 Bewohner der Ortschaft greifen Roma-Wohnhäuser an. Die Angreifer brennen Häuser nieder und zerstören Einrichtungen und Eigentum. Aus Angst gelyncht zu werden, fliehen Roma aus ihren Wohnhäusern. 150 Roma, darunter auch etliche Kinder, werden obdachlos. Die zuständigen rumänischen Behörden verschleppen und verhindern eine ernsthafte Untersuchung der Ereignisse. Ein zuständiger Staatsanwalt erklärt 1998, die Roma hätten sich unmoralisch verhalten und das Pogrom durch "provokative Akte" mitverschuldet. Der Fall einer betroffenen Romni wird schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verhandelt.
European Court of Human Rights, ERRC
September 1990
Ungarn - Eger
150 Skinheads greifen eine Roma-Siedlung der Stadt an. Die Polizei greift nicht ein
Oktober 1990
Rumänien - Mihail Kogalniceanu
1.000 - 1.500 Bewohner der Ortschaft greifen eine Roma-Siedlung an. 33 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. 200 Roma werden obdachlos.
Dezember 1990
Rumänien - Basarab
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen 400 Anwohner, darunter der zuständige Polizeichef, eine Roma-Siedlung an. Das Pogrom zieht sich über zwei Tage hin. Schätzungsweise 20 Häuser werden angegriffen und zum Teil zerstört. 20-25 Roma werden verletzt.
Februar 1991
Tschechische Republik - Klatovy
Ein Roma-Wohnhaus wird mehrere Tage lang von Anwohnern angegriffen. Mehrere Roma werden verletzt. Der 21-jährige Emil Bendík wird zu Tode geprügelt.
April 1991
Rumänien - Bolintin Deal
Nach einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma versammeln sich ca. 2.000 Personen, darunter ein Priester und der Bürgermeister, aus Bolintin Deal und umliegenden Ortschaften und greifen die Roma-Wohnhäuser der Ortschaft an. 27 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Die gesamte Roma-Gemeinde muss ihre Häuser verlassen und wird obdachlos. Als nach mehreren Wochen Roma versuchen in ihre zerstörten Häuser zurückzukehren, werden weitere Häuser, welche von Roma bewohnt wurden niedergebrannt und die Roma vertrieben.
Mai 1991
Ungarn - Eger
150 Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an.
Königreich Spanien - Mancha Real
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit einem Toten, wird eine Roma-Siedlung angegriffen. Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Nach dem Pogrom ruft der lokale Bürgermeister zur Vertreibung der Roma auf.
Rumänien - Ogrezeni
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma geben die Kirchenglocken das Signal zum Angriff. 25 Häuser werden vom Mob niedergebrannt oder zerstört. Polizei ist anwesend aber schreitet nicht ein.
Rumänien - Bolintin Vale
Gleichzeitig zum Pogrom in Ogrezeni wird auch in Bolintin Vale eine Roma-Siedlung angegriffen. 11 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört.
Juni 1991
Rumänien - Găiseni
Offensichtlich inspiriert von den Pogromen in Ogrezeni und Bolintin Vale werden 9 Häuser einer Roma-Siedlung niedergebrannt oder zerstört.
Rumänien - Plăieşii de Sus
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Nicht-Roma und Roma werden zwei unbeteiligte Roma angegriffen und schwer verletzt. Ein Opfer erliegt später seinen Verletzungen. Zwei Tage später erscheinen Flugblätter an den Wohnhäusern von Roma, welche diese auffordern, ihre Häuser zu verlassen, bevor diese am nächsten Tag in Brand gesetzt werden. Die Roma informieren Polizei und Behörden, doch diese verweigern Hilfe und raten den Roma, ihre Häuser zu verlassen. Am Nachmittag des nächsten Tages fliehen Roma in einen nahe gelegenen Stall, während eine Gruppe von Angreifern Elektrizitätszufuhr und Telefonleitungen zu den Häusern kappt. 27 Häuser mitsamt allem Eigentum werden völlig niedergebrannt. Ein Jahr müssen die Roma unter unmenschlichen Bedingungen in dem besagten Stall ohne Heizung und fließendem Wasser leben. Das Verfahren gegen die Täter wird von den rumänischen Behörden neun Jahre verschleppt und verhindert und vom ERRC vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht.
August 1991
Rumänien - Vălenii Lăpuşului
Nach einer Vergewaltigung einer Nicht-Roma Frau durch einen Roma greifen ca. 150 Anwohner eine Roma-Siedlung in Ponoriţa an. 19 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Nachdem die Polizei eingreift, bewegt sich der Mob, nun ungehindert von der Polizei, Richtung Vĭlceaua, wo weitere acht Häuser niedergebrannt werden.
Juli 1992
Rumänien - Bukarest (Piaţa Rahovei)
Zwei Tage nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem Militärangehörigen und einem Roma greifen 40-50 maskierte Soldaten am Rahova-Platz wahllos Roma, Verkäufer oder Passanten an. Mehrere Roma werden verletzt.
März 1993
Rumänien - Cărpiniş
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem Roma und Nicht-Roma greifen 50 - 60 mit Eisenstangen, Steinen und Molotow-Cocktails bewaffnete Anwohner eine Roma-Siedlung an. Die Roma können rechtzeitig aus den Häusern fliehen. 5 Häuser werden zerstört.
September 1993
Rumänien - Hădăreni
Im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Rumänen wird ein Rumäne getötet. Die involvierten Roma flüchten in ein nahe gelegenes Haus, das schnell von einem Mob belagert wird, welcher die geflüchteten Roma auffordert, das Haus zu verlassen. Unter dem Mob befindet sich auch lokale Polizei, welche nicht einschreitet und sich im Verlauf des Pogroms auch aktiv an den Gewalttätigkeiten beteiligt. Als die Roma das Haus nicht verlassen, wird das Haus vom Mob in Brand gesetzt. Zwei Roma, welche vor den Flammen fliehen, werden vom Mob aufgegriffen und brutal zu Tode geschlagen. Ein weiterer Roma verbrennt im Haus. Am Abend des selben Tages greift der Mob Roma Wohnhäuser in der Ortschaft an, zerstört Einrichtungen und Eigentum und brennt 13 Häuser nieder. Die Ausschreitungen ziehen sich bis zum nächsten Tag hin. Roma-Familien, die versuchen zu ihren zerstörten Häusern zurückzukehren, werden von Anwohnern und von Polizei angegriffen und mit Gewalt vertrieben.
Ungarn - Bérhida
Eine Roma-Familie wird in ihrem Haus von 40-50 Personen angegriffen. Die Täter zerstören Einrichtungen und verletzen Mitglieder der Familie
Tschechische Republik - Písek
Ca. 40 Skinheads greifen eine Gruppe Roma an und treiben sie mit Stöcken und Steinen in einen Fluss. Roma, welche versuchen aus dem Fluss zu gelangen, werden geschlagen und zurückgetrieben. Der 17-jährige Tibor Daniel ertrinkt im Fluss
Oktober 1993
Republik Bulgarien - Cherganovo
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen hunderte mit Äxten und Spaten bewaffnete Anwohner eine Roma-Siedlung an. Mindestens zwei Roma werden verletzt, mehrere Häuser werden zerstört. Polizei ist vor Ort und greift nicht ein.
November 1993
Republik Bulgarien - Glushnik
Nachdem ca. 20 Roma, welche auf einem privaten Weingut Trauben sammeln wollten, von privaten mit Schusswaffen bewaffneten Wachen gefangen und der Polizei vorgeführt werden, verlässt die Polizei den Tatort und rät den Wachen, die Roma freizulassen. Die gefangenen Roma, darunter auch Frauen und Kinder, werden jedoch von den Wachen in einem Schweinestall gesperrt. Am nächsten morgen öffnen die Wachen, zu denen sich ca. 10 bewaffnete Zivilisten gesellt haben, den Stall und beginnen einzelne Roma brutal zu schlagen. Nachdem einem Roma die Flucht gelingt, werden die übrigen Opfer gefesselt und wieder geschlagen. Als die Polizei eintrifft, wird der Exzess beendet. Die Polizei straft die Roma für den Diebstahl am Weingut ab und lässt sie frei.
Dezember 1993
Republik Bulgarien - Burgas
Eine Roma-Siedlung wird mehrere Wochen lang von einer Gruppe maskierter Personen mit Molotow-Cocktails angegriffen. Bei einem der Angriffe wird ein Roma-Jugendlicher verletzt, eine vier-jährige Romni erleidet schwere Verbrennungen.
Republik Bulgarien - Malorad
Eine Roma-Siedlung wird von dutzenden Angehörigen einer privaten Sicherheitsfirma angegriffen. Die Angreifer sind mit Schusswaffen ausgestattet, schießen wiederholt in die Luft und dringen brutal in die Wohnungen der Roma ein. Die Einrichtungen werden zerstört, Männer, Frauen und Kinder werden brutal geschlagen und bedroht. In einem Haus wird ein Familienvater erschossen.
Februar 1994
Republik Bulgarien - Dolno Belotintsi
Nach einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma wird eine Roma-Siedlung durch Dutzende Anwohner angegriffen. Die Anwohner treten die Türe der Häuser ein und zerren die Roma unter Schlägen gewaltsam hinaus. Die Roma werden von den Angreifern am Ortsplatz versammelt und gezwungen in die 4 Kilometer weit entfernte Ortschaft Nikolovo zu marschieren. Nachdem die Gruppe in Nikolovo angekommen ist, entfernen sich allmählich die Angreifer. Die Mehrzahl der Opfer versucht aus Angst vor weiteren Angriffen in anderen Ortschaften unterzukommen. Am nächsten Tag wird ein Roma-Wohnhaus in Brand gesteckt. Am Tag darauf findet nach dem Begräbnis des Mordopfers eine Anti-Roma-Demonstration statt, welche mit Hilfe des Bürgermeisters organisiert wird. Nach der Demonstration werden erneut Roma-Wohnhäuser vom Mob angegriffen.
März 1994
Republik Bulgarien - Pleven
Eine Roma-Siedlung wird mehrere Tage lang von bis zu 50 mit Steinen, Stöcken und Brandsätzen bewaffneten Skinheads angegriffen. Die Angreifer rufen Todesdrohungen und setzen Häuser in Brand. Die Polizei beteiligt sich selbst an tätlichen Angriffen gegen Roma oder versäumt es, die Täter festzunehmen.
Mai 1994
Rumänien - Racşa
Zwei Tage nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einem Nicht-Roma und 2 Roma-Jugendlichen, die mit dem Tod des Roma endet, greift ein Mob von 800 - 1.000 Personen eine Roma-Siedlung und mehrere Häuser von Roma im Zentrum der Ortschaft an.
Juni 1994
Republik Polen - Dębica
Ein 13-jähriger Roma wird von ca. dreißig Skinheads am Nachmittag auf dem Hauptplatz der Ortschaft attackiert und schwer verletzt. Später versammeln sich dutzende Angreifer vor einem Roma-Wohnhaus und bewerfen es mit Steinen.
Juli 1994
Ungarn - Gyöngyös
Nach mehreren schweren Angriffen gegen Roma wird eine Roma-Familie in ihrem Wohnhaus von 20-30 mit Baseballschlägern, Gaspistolen, Eisenstangen und Glasflaschen bewaffneten Skinheads angegriffen und geschlagen. Im November des selben Jahres folgen noch Molotow-Anschläge auf Roma-Wohnhäuser durch Gruppen von Jugendlichen.
April 1995
Montenegro - Danilovgrad
Nachdem 2 jugendliche Roma beschuldigt werden, eine Nicht-Roma vergewaltigt zu haben, werden alle jungen Roma der Siedlung in der Nacht von der Polizei inhaftiert. Währenddessen versammeln sich Hunderte Anwohner der Stadt vor der Polizeistation, sie rufen dazu auf, die Roma aus Danilovgrad zu vertreiben, sie zu vernichten und ihre Häuser niederzubrennen. Nachdem 2 Roma die Vergewaltigung gestehen, werden die übrigen Jugendlichen, mit der Warnung, die Ortschaft samt ihren Familien sofort zu verlassen, um nicht Opfer von Lynchjustiz zu werden, in der früh freigelassen. Zur selben Zeit fährt die Polizei zu der Roma-Siedlung Bozova Glavica und erklärt den Bewohnern, sie müssten die Siedlung sofort verlassen, die Polizei würde keine Garantie für ihre Sicherheit übernehmen. Als der erste Angriff auf die Siedlung erfolgt, haben die Mehrheit der Roma die Siedlung bereits verlassen. Die Angreifer schlagen Fenster ein und bewerfen die Häuser mit Steinen. Eine Gruppe verbliebener Roma, welche sich in einem Keller versteckt, flieht über Wald und Feld nach Podgorica. Am Nachmittag versammeln sich Hunderte Anwohner in der Ortschaft und marschieren in Richtung der Roma-Siedlung. Die gesamte Siedlung, samt allen Eigentum, Vieh, Maschinen etc. wird völlig zerstört und in Brand gesetzt. Die Polizei ist vor Ort und schreitet nicht ein. 74 Roma, darunter 19 Frauen und 37 Kinder werden obdachlos. Im Juni 2003 gesteht die montenegrinische Regierung 74 Opfern des Pogroms eine Entschädigung in Höhe von 985.000 € zu.
Mai 1995
Ungarn - Kalocsa
Eine gewaltsame Auseinandersetzung auf einem Maifest zwischen einem Roma und Nicht-Roma eskaliert als eine Gruppe Skinheads sich einmischt, bald greifen Anwohner, Jugendliche und Skinheads gemeinsam Roma, auch Frauen und Kinder, an.
Juli 1995
Slowakische Republik - Žiar nad Hronom
Eine Gruppe von ca. 30 Skinheads greift in der Ortschaft wahllos Roma an. Ein Brandsatz wird in ein von Roma frequentiertes Lokal, ein weiterer Brandsatz in ein Roma-Wohnhaus geworfen. Schließlich wird der 17-jährige Roma Mario Goral bewusstlos geschlagen, mit einem Messer geritzt, einem selbst hergestellten Brandbeschleuniger übergossen und in Brand gesetzt. Das Opfer erleidet Verbrennungen 2. und 3. Grades auf 60% seiner Hautoberfläche und erliegt Tage später seinen Verletzungen.
Februar 1996
Slowakische Republik - Kremnica
20 Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an. Einrichtungen in sechs Wohnhäusern werden zerstört.
März 1996
Slowakische Republik - Topol'čany
Eine Gruppe von 12 Roma-Schülern und zwei Lehrern wird von 30 mit Nunchakus und Ketten bewaffneten Skinheads angegriffen. 5 Kinder werden verletzt, zwei davon schwer.
April 1996
Slowakische Republik - Zalistie
Ein Roma-Wohnhaus wird von mehreren Anwohnern angegriffen. Fenster werden eingeschlagen und Roma geschlagen. Nachdem die Angreifer von den Roma zurückgeschlagen werden, drohen diese damit, das Haus niederzubrennen. In der Nacht wird das Haus erneut angegriffen. Ein Roma stirbt in den Flammen, zwei weitere werden verletzt.
Slowakische Republik - Hontianske Nemce
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma werden zwei Roma in Hontianske Nemce und zwei weitere Roma in einem Nachbarort angegriffen. Am späten Nachmittag desselben Tages nähern sich 4 Personen dem Haus eines der Opfer und sprechen Drohungen aus. Die Familie kontaktiert den Bürgermeister, doch dieser verweigert die Hilfe. Wenige Stunden später wird das Haus der Familie von 9 Personen mit Steinen angegriffen. Fenster werden eingeschlagen und Einrichtungen beschädigt. Die Familie muss sich im Haus verbarrikadieren. Einige Stunden später, die Familie schläft bereits, wird das Haus erneut angegriffen. Diesmal dringen ca. 10 Angreifer in das Haus ein und setzen es mit Benzin in Brand. Vier Roma, welche nicht sofort aus dem Haus fliehen können, werden von den Angreifern mit Ketten und Steinen in die Flammen zurückgetrieben. Zwei Roma fliehen durch ein Fenster. Josef Mikloš wird von einem Täter mit einem Betonteil am Kopf getroffen und fängt Feuer, als er benommen im Haus stolpert. Sein Freund versucht ihn vergeblich zu retten und muss sich schließlich selbst retten. Ein Überlebender Roma läuft zum Bürgermeister, doch dieser verweigerte abermals jede Hilfe. Schließlich kontaktiert dieser doch Feuerwehr und Rettung. Josef Mikloš stirbt in den Flammen.
Zeugen, welche vom Legal Defence Bureau for Ethnic Minorities in Slovakia interviewt wurden, gaben an, Familie Mikloš wäre bereits mehrmals Ziel schwerer Angriffe geworden. Bei einem dieser Angriffe wurden ebenfalls das Haus mit Steinen angegriffen und Roma attackiert. Romnija wurden halbnackt aus dem Haus gejagt und eine Romni im Gesicht geritzt. Die Polizei machte sich damals Notizen und damit waren die Untersuchungen abgeschlossen. Gegenüber den Roma verlautbarte die Polizei, solange es keine Toten gäbe, sei alles unter Kontrolle.
Dezember 1996
Republik Polen - Świebodzice
50 maskierte Jugendliche werfen Brandsätze auf ein von Roma bewohntes Haus. Wohneinrichtung und das Nachthemd eines 5-jährigen Kindes fangen Feuer. Nach Angaben der Opfer wurde das Haus bereits mindestens 20 mal angegriffen. Dabei wurden Fenster eingeschlagen und Autos der Anwohner demoliert. Polizei und Behörden blieben völlig untätig und verharmlosen die Angriffe auf die Familie.
Januar 1997
Rumänien - Tanganu
Zwischen 50-100 mit Schusswaffen bewaffnete Anwohner greifen eine Roma-Siedlung an. Mehrere Häuser werden zerstört und die Roma vertrieben.
Februar 1997
Republik Polen - Zabrze
Als drei Romnija aus einem öffentlichen Bus aussteigen, werden sie von 6 Skinheads angegriffen. Obwohl der Bus die Station nicht verlässt und trotz der Klagen einer Romni, welche mit ihrem Kind im Bus verbleibt, weigert sich der Busfahrer, die Tür zu öffnen, um den Opfern Einlass zu gewähren. Stattdessen fordert er die Frau auf, ebenfalls den Bus zu verlassen. Eine Romni wird auf der Station von den Skinheads ca. 10 Minuten lang brutal zusammengeschlagen. Wiederholte Bitten, die Polizei zu rufen oder die Türe des Bus zu öffnen, werden nicht erwidert. Dafür werden die Angreifer von manchen Passagieren noch angefeuert. Nach dem Angriff erstatten die Opfer Anzeige, die Untersuchungen verlaufen im Sand, vorgeblich weil die Hauptbetroffene aufgrund des Schock keine Angaben zu den Tätern machen kann. Während der 1-monatigen Untersuchung des Vorfalls werden die Romnija und ihren Familien wiederholt von Skinheads bedroht. Die Hauptbetroffene war zur Zeit des Angriffs im 3. Monat schwanger. Das Kind wird mit schweren und lebensbedrohenden physischen Schäden geboren. Die Ärzte machen dafür die schweren Schläge auf den Unterleib verantwortlich.
April 1997
Republik Bulgarien - Sredno Selo
5 Roma, welche beschuldigt werden, Kälber gestohlen zu haben, werden vor das Büro des Bürgermeisters gezerrt und an einem Zaun gebunden und vor einem Mob von 100-120 Personen öffentlich misshandelt.
Mai 1997
Tschechische Republik - Klatovy
Zwei Roma werden von 15 Angreifer angegriffen und durch die Ortschaft gejagt. Ein Roma wird bis in sein Wohnhaus verfolgt, dessen Türe eingetreten wird. Die Angreifer drohen, die Kinder, welche sich im Wohnhaus befinden, zu verbrennen.
Juli 1997
Republik Bulgarien - Dalgo Pole
Nach einem Gemüsediebstahl werden zwei Romni von einem privaten Wachmann angeschossen und anschließend von einem Mob geschlagen.
September 1997
Tschechische Republik - Domažlice
Eine Gruppe von Skinheads schießt aus mehreren Autos mit einem Luftdruckgewehr und Bleiwurfgeschossen auf ein Roma-Wohnhaus. Die Gruppe äußert auch Drohungen. Die 36-jährige Erika Gáborová erleidet vor Schreck einen tödlichen epileptischen Anfall. Bei einem früherem Überfall auf das Haus waren bereits Tür und Fenster eingeschlagen worden.
November 1997
Rumänien - Iaşi
Nachdem Roma ein Taxiauto gestohlen haben, greifen 40 mit Stöcken und Brechstangen bewaffnete Taxifahrer eine Roma-Siedlung an. Die Situation kann durch Intervention eines Roma entschärft werden, der die Rückgabe des Autos organisieren kann.
Februar 1998
Republik Kroatien - Bilje
10 - 15 Personen greifen Roma-Wohnhäuser an und äußern Todesdrohungen gegen die Roma.
März 1998
Republik Bulgarien - Hadji Dimitrovo
Nach einer Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen 40-50 mit Schusswaffen, Hacken und Eisenstangen bewaffnete Anwohner eine Roma-Siedlung an. Mindestens ein Roma wird schwer verletzt.
April 1998
Ungarn - Polgárdi
Eine Gruppe von 5 Jugendliche, davon 4 Roma, wird in einer Disco grundlos von anderen Besuchern angegriffen. Als die Gruppe aus der Disco flieht, wird sie von 20 Angreifern, welche rassistische Parolen rufen, verfolgt. Während einige Opfer sich im Park verstecken, versuchen andere die Polizei zu informieren, welche jedoch Hilfestellung verweigert. Ein weiteres Opfer, bereits sichtlich verletzt, versucht in ein Pub zu gelangen, um seinen Angreifern zu entkommen. Doch der Kellner des Pubs verweigert dem Roma Einlass. Erst als das Opfer vor dem Pub erneut niedergeschlagen wird, ruft der Kellner die Polizei. Eines der Opfer wird mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.
Mai 1999
Republik Polen - Nowy Sącz
Eine Roma Familie, darunter vier Kinder, wird am Heimweg von ca. 40 mit Baseballschlägern, Ketten und Tränengas bewaffneten Skinheads attackiert. Als Nachbarn die Polizei rufen, erscheint diese vermummt mit schwarzen Sturmhauben. Die Polizei lacht die Opfer aus und verlässt wieder den Tatort, ohne irgendetwas gegen die Angreifer zu unternehmen. Diese setzen den Angriff fort, bis erneut von einem Nachbarn die Polizei gerufen wird. Die Polizei erscheint wieder maskiert und beginnt nun ihrerseits auf die Familienangehörigen und Roma, welche gekommen sind, um der Familie beizustehen, einzuschlagen. Die Familienangehörigen, besonders die Kinder, welche ebenfalls von der Polizei geschlagen wurden, befinden sich in einem Schockzustand. Zusätzlich werden 2 Roma wegen Trunkenheit und Raufhandel inhaftiert. Die Frau eines Inhaftierten begibt sich mit ihren 4 Kindern in ihre Wohnung, wo sie in der Nacht abermals von 30 Skinheads mit Steinen und Molotow-Cocktails angegriffen werden. Sie und andere Familienangehörige können sich aus der Wohnung retten. Als die Polizei eintrifft, laufen die Skinheads davon, doch die Beamten machen keine Anstalten, diese zu verfolgen. Mindestens 2 Jahre lang wird die Familie terrorisiert. Es kommt zu Molotow-Anschlägen auf ihre Wohnung, Tränengasattacken an ihrer Wohnungstür, wiederholten Telefondrohungen etc.
Juni 1999
Republik Italien - Neapel
Einem Tag nach einem Verkehrsunfall, bei dem zwei Nicht-Roma durch einen Roma verletzt werden, greift eine mit Holzknüppeln, Schusswaffen und Benzin bewaffnete Gruppe eine Roma-Siedlung an. Sie fordern die Roma auf, die Siedlung zu verlassen oder in den Flammen umzukommen. 1000 Roma fliehen unter Applaus von Zuschauern und Anrainern vor dem Feuer. Mehrere Anrufe bei der Polizei zeigen keine Wirkung. Am nächsten Tag versuchen 200 Roma in die Siedlung zurückzukehren. Obwohl die Polizei vor Ort ist, wird auch an diesem Tag die Siedlung bis in den Abend hinein mit Brandsätzen attackiert.
Republik Polen - Białystok
50 Skinheads greifen ein Roma-Wohnhaus an, deren Bewohner gerade draußen ein Mahl zubereiten. Die Angreifer sind zum Teil mit Schusswaffen bewaffnet und feuern Schüsse auf einen Roma ab. Das Haus, in das Familienmitglieder und Kinder flüchten, wird mit Steinen und 3 Molotow-Cocktails angegriffen. Drei Verdächtige werden von der Polizei gefasst und zu 2 Jahren und 6 Monate Haft verurteilt. Während des Prozesses werden die Opfer von den Familienangehörigen der Täter bedroht.
August 1999
Tschechische Republik - Dvorek u Ohražovic
Ca. 30 Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an. Die Angreifer geben Schüsse ab, drohen den Roma mit dem Tod, bewerfen die Häuser mit Steinen und randalieren. Manche Roma fliehen in Todesangst mit den Kindern in einen Wald. 2 Roma werden verletzt. Der Angriff, der ungefähr eine Stunde dauerte, wurde offensichtlich vom Hausbesitzer organisiert, um die Roma zu vertreiben.
Ungarn - Újfehértó
Ca. 30 mit Baseballschlägern und Eisenstangen bewaffnete Angreifer überfallen ein Roma-Wohnhaus und prügeln auf die männlichen Roma ein. 8 Roma werden verletzt.
November 1999
Tschechische Republik - České Budějovice
30 - 70 mit Knüppel, Ketten und gebrochenen Flaschen bewaffnete Skinheads greifen eine Roma-Hochzeitsgesellschaft in einem Restaurant an. Während des Überfalls wird mindestens ein Schuss abgefeuert. Mehrere Roma darunter auch eine schwangere Frau werden verletzt.
Januar 2000
Ukraine - Kamenskoje
Nach einer Auseinandersetzung wird ein Roma in einer Discothek von mehreren Besuchern bewusstlos geschlagen. Das Opfer wird in das Haus seines Onkels gebracht. Gleichzeitig sammelt sich ein Mob von 40 Personen vor einer Roma-Siedlung. Der Mob kann schließlich dazu überredet werden, sich aufzulösen. Am nächsten morgen versammelt sich erneut ein Mob im Zentrum der Stadt. Polizisten, welche sich ebenfalls in der Masse befinden, richten einer Romni aus, die Roma würden am Abend in Brand gesetzt werden. Zu Mittag wird schließlich das Haus, indem sich das Opfer der letzte Attacke versteckt, von 15 mit Keulen, Stöcken und Brechstangen bewaffneten Personen angegriffen. 5 Roma werden verletzt. Die Mutter des Opfers erleidet durch einen Schlag mit der Brechstange eine Gehirnerschütterung. Wenige Tage später werden erneut Roma-Wohnhäuser attackiert. Mehrere Fenster werden eingeschlagen und ein Roma verletzt.
April 2000
Rumänien - Paloş
Ein Roma wird von zwei Nicht-Roma wegen einem angeblichen Diebstahl niedergeschlagen, in ein Auto gezerrt und zu einer Polizeistation gefahren. Dort wird das Opfer von den zwei Tätern und einem Polizeioffizier wieder geschlagen. Als das Opfer von den Tätern in einem Auto zu einem Friedhof gefahren wird, flüchtet der Roma. Am Abend des nächsten Tages greift eine Gruppe von 20 Personen, das Opfer in seiner Wohnung an. Es folgt ein Versuch, das Haus in Brand zu setzen, der durch einen Polizisten vereitelt wird. Die Angriffe nötigen das Opfer, die Ortschaft zu verlassen. Während seiner Abwesenheit werden seine Frau und seine Kinder angegriffen.
Juni 2000
Königreich Spanien - Almoradi
Nach einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma demonstrieren 2.500 Anwohner gegen die Roma. 800 mit Eisenstangen, Messern, Ketten und Brandsätzen bewaffnete Anwohner greifen eine Roma-Siedlung an. 12 Häuser werden niedergebrannt oder zerstört. Familien müssen die brennenden Häuser zum Teil über das Dach verlassen, um dem Mob zu entgehen.
Jungle World, Decade of Roma Inclusion
Republik Polen - Zabrze
Als mehrere Roma eine große Gruppe Skinheads sehen, die sich ihnen nähert, beschließen sie sich in zwei Gruppen, eine mit Männern, eine andere mit Frauen und Kinder, aufzuteilen. Frauen und Kinder finden verstecken sich hinter einem Kiosk, während die Männer von ca. 15 Skinheads unter rassistischen Parolen durch die Straßen gejagt werden. Ein Roma wird schließlich in einer Sackgasse von 10 Skinheads mit Baseballschlägern und Ketten brutal bewusstlos geschlagen. Als die Polizei eintrifft, erklärt sich diese selbst für unzuständig. Das Opfer wird nach drei Wochen aus dem Spital entlassen. Als das ERRC nach zwei Jahren das Opfer erneut besucht, muss dieses weiterhin starke Medikamente nehmen, um schwere Rücken- und Kopfschmerzen zu unterdrücken.
Dezember 2000
Republik Bulgarien - Oryahovitsa
Eine Gruppe mit Eisenstangen und Stöcken bewaffneter junger Nicht-Roma überfällt ein Roma-Wohnhaus, verletzt zwei Roma und zerstört Einrichtungen. Insgesamt werden mindestens drei Häuser angegriffen.
April 2001
Tschechische Republik - Nový Bor
Ca. 45 u.a. mit Baseballschlägern bewaffnete Skinheads greifen eine Gruppe Roma an, welche sich zur Wehr setzt. Acht Roma werden bei dem Überfall verletzt.
Mai 2001
Polen - Maszkowice
Eine Gruppe Roma wird in einer Roma-Siedlung von 20 Angreifern mit Baseballschlägern und Tränengas attackiert und bedroht.
Juni 2001
Republik Polen - Zabrze
Ca. 20 Skinheads greifen ein Roma-Wohnhaus der Ortschaft an, Fenster werden mit Steinen eingeschlagen, Flaschen geworfen und Autos beschädigt. Als die Skinheads versuchen in die Häuser einzudringen, setzen sich Anwohner zur Wehr und der Kampf verlagert sich auf die Straße, wo die Roma mit Baseballschlägern angegriffen werden. Mehrere Roma werden zum Teil schwer verletzt. Als die Polizei eintrifft, sehen die Beamten am Beginn nur zu und feuern die Skinheads an. Erst später schreiten sie ein, um die Gewalt zu beenden. Der Angriff dauert ungefähr eine Stunde. Der schwere Angriff ist nur ein Glied in einer Serie von Angriffen gegen die Roma in der Ortschaft.
Oktober 2001
Republik Serbien - Belgrad
20 Nicht-Roma dringen in eine Erwachsenenschule an und attackieren dunkelhäutige Schüler, darunter 3 Roma. Bereits am Vortag waren Schüler in einer Klasse überfallen worden, die Mehrheit der Opfer waren Roma. Roma Schüler verlassen daraufhin aus Angst um ihre Sicherheit die Schule.
Ungarn - Taktaharkány/ Tarcal
Dutzende Fußballfans, welche sich im Zug nach Nyíregyháza befinden, greifen beim Zwischenstopp in Taktaharkány mehrere Roma mit Steinen an der Bahnhofstation an und jagen diese durch die Ortschaft, bis die Opfer Zuflucht in einer Bar finden. In Tarcal, einer weiteren Ortschaft auf der Zugstrecke, greifen hunderte Fußballfans Roma-Wohnhäuser in der Nähe des Bahnhofs mit Steinen an.
Februar 2002
Slowakische Republik - Gánovce
Mehrere Roma-Wohnhäuser werden von 15 mit Baseballschlägern bewaffneten Angreifern überfallen. Mehrere Roma werden verletzt und Einrichtungen zerschlagen.
Mai 2002
Rumänien - Bucharest
Fast 200 Fußballfans greifen Roma an und attackieren dabei auch ihre Wohnhäuser.
Russische Föderation - Novopavlovsk
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen einen Roma und einen Nicht-Roma greifen 30 mit Baseballschlägern, Mistgabeln und Gummiknüppeln bewaffnete Kosaken den involvierten Roma und dessen Familie in ihrem Haus an. Gleichzeitig werden alle Zufahrten zum Haus der Opfer von den Angreifern abgesperrt. Alle Mitglieder der Familie werden mit Verletzungen in ein Krankenhaus gefahren.
August 2002
Serbische Republik - Niš
60 jugendliche Nicht-Roma belagern eine Roma-Siedlung und drohen die Einwohner zu töten. Tage zuvor war eine Romni mit ihrer Tochter von einer Gruppe von ca. 30 mit Baseballschlägern und Messern bewaffneten Jugendlichen durch die Straßen gejagt worden.
Rumänien - Beteşti
Nach einer Massenschlägerei zwischen Roma und Nicht-Roma versucht eine Gruppe von ca. 50 mit Baseballschlägern, Heugabeln und Äxten bewaffneten Anwohnern, eine Roma-Siedlung anzugreifen. Der Mob wird von Sicherheitskräften abgefangen.
Tschechische Republik - Český Těšín
Nachdem einer Gruppe Roma gewaltsam der Eintritt in eine Bar verwehrt wird, bewegt sich die Gruppe in Richtung der Alexandria Discothek. Dort kommen 20 - 30 mit Baseballschlägern bewaffnete Angreifer mit dem Auto an und attackieren Roma, welche vor der Discothek stehen. Mindestens 6 Roma werden zum Teil schwer verletzt.
September 2002
Ukraine - Petrovka
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma werden 19 Roma-Familien mit Gewalt aus ihren Häuser vertrieben.
September 2003
Slowakische Republik - Zahorska Ves
Sieben mit Baseballschlägern und anderen Objekten bewaffnete maskierte Angreifer attackieren 2 Roma-Familien in ihren Wohnhäusern. Eine Angreifer schießt mit einer Schusswaffe auf einem Fernseher. Alle 16 Familienmitglieder darunter 7 Kinder und eine schwangere Frau werden verletzt. 4 Roma werden schwer verletzt. Im Dezember des selben Jahres greifen neun maskierte mit Baseballschlägern, Eisenstangen und Knüppeln bewaffnete Täter erneut die Familien an. Die Angreifer attackieren die Bewohner und verteilen einen Brandbeschleuniger im Haus. Ein zwei-jähriges Roma-Kind erleidet Verbrennungen auf 25% seiner Hautoberfläche. Die Häuser samt allem Eigentum brennen restlos nieder. Nach dem Angriff ziehen die Täter zu einem weiteren Roma-Wohnhaus, dessen Bewohner attackiert und dessen Fenster eingeschlagen werden. Die Polizei verschleppt die Untersuchung und stellt diese im Februar 2004 ein. Der Bürgermeister der Ortschaft verweigert den Familien eine Geburtsbestätigung, welche notwendig ist, um die im Brand verlorenen Dokumente ersetzen zu lassen. Die Folge ist, dass die Familie ohne jegliche Personalien von allen sozialen Hilfeleistungen und der medizinischen Versorgung abgeschnitten ist. Zudem verweigert der Bürgermeister den Familien den Aufenthalt in der Ortschaft. Eine Familie lebt obdachlos in Bratislava, die zweite Familie, welche sich weigert, die Ortschaft zu verlassen wird vom Bürgermeister systematisch terrorisiert. Schließlich greifen der Bürgermeister und mit Baseballschlägern bewaffnete private Sicherheitswachen die Familie an, um sie aus der Ortschaft zu vertreiben. Mehrere Mitglieder der Familie werden zum Teil schwer verletzt. Nach einem dieser Angriffe muss die Familie zeitweise unter einer Brücke leben. Die Kinder der Familie sind schwer traumatisiert.
Russische Föderation - St. Petersburg
Skinheads greifen eine Roma-Siedlung an und töten eine sechs-jährige Romni. 2 Frauen und 2 Mädchen im Alter von fünf und sechs Jahren werden schwer verletzt. Der Angriff ist Teil einer Reihe von Angriffen auf Roma in diesem Bezirk.
Februar 2005
Russische Föderation - Iskitim
Ca. 20 Personen greifen eine Roma-Siedlung an und zerstören 10 Behausungen. 400 Roma werden aufgrund der Angriffe gezwungen, die Siedlung zu verlassen. Insgesamt kam es von Dezember 2004 bis November 2005 zu 5 Angriffen auf die Roma-Siedlung. Bei einem Brandanschlag im November 2005 auf zwei Wohnhäuser erleiden eine Frau und ein Kind schwere Verbrennungen. Das Kind erliegt drei Tage später seinen Verletzungen.
Juli 2005
Königreich Spanien - Cortagena
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma bei der ein Nicht-Roma stirbt, marschieren ca. 1000 Anwohner, darunter der Bürgermeister, in eine Roma-Siedlung ein und greifen die Häuser mit Feuer und Steinen an.
Rumänien - Seica Mare
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen 60 mit Äxten und Knüppeln bewaffnete Anwohner eine Roma-Siedlung an. Die Angreifer zerstören Einrichtungen und schlagen den einzigen zu diesem Zeitpunkt verbliebenen Bewohner, einen alten Roma, nieder.
April 2006
Russische Föderation - Volzhskiy
Schätzungsweise 20 mit Eisenstangen und Spaten bewaffnete Skinheads greifen eine Roma-Familie an, welche gemeinsam mit ihren Nicht-Roma Freunden außerhalb ihres Zeltes sitzen. Die Opfer werden dermaßen brutal geschlagen, dass alle das Bewusstsein verlieren. Ein Roma und ein Nicht-Roma erliegen ihren Verletzungen.
Republik Türkei - Afyon
Zwei jugendliche Roma, welche vor Gericht der sexuellen Belästigung von Schülerinnen beschuldigt wurden, werden am Bazar erkannt und in eine gewaltsame Auseinandersetzung verwickelt. Als die beiden Jugendlichen fliehen, folgt ihnen ein Mob von mehreren Hundert Personen nach Hause. Mehrere Roma-Wohnhäuser werden angezündet, die Familie der Flüchtigen flieht. Die Polizei ist vor Ort aber kann die Situation nicht kontrollieren.
Republik Türkei - Istanbul
Nach einer PKK-Demonstration greifen 200 jugendliche PKK-Anhänger Roma im Stadtteil Dolapdere an.
September 2006
Tschechische Republik - Orlova
Sechs Roma werden von 20 mit Baseballschlägern, Ketten, Tonfas und Äxten bewaffneten Skinheads angegriffen. Die Skinheads hatten bereits im Dezember 2005 wochenlang bewaffnete Patrouillen in einem Roma-Viertel der Ortschaft organisiert.
Oktober 2006
Republik Slowenien - Ambrus
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Nicht-Roma, von denen einer bei einer Roma-Familie wohnt, rufen Anwohner auf einer Versammlung zu Gewalt gegen die Familie auf und fordern deren Vertreibung. Die 31-köpfige Roma-Familie, darunter 14 Kinder, flieht für mehrere Tage aus Furcht vor Gewaltakten in einen Wald. Unbekannte zünden ein Haus und ein Auto der Familie an. Als sie nach einige Tage versuchen in ihre Häuser zurückzukehren, werden sie von einem Mob aus ca. 500 Personen empfangen, welche offen ihren Tod fordern. Ein massives Polizeiaufgebot kann weitere Gewalt verhindern. Doch die Behörden verweigern der Familie eine Rückkehr in ihre Häuser, diese sollen vorübergehend in einer baufälligen leerstehenden Baracke unterkommen, bis eine geeignete Unterkunft gefunden werden kann. Es dauert ein Jahr bis der Familie eine annehmbare Unterkunft zugeteilt wird.
NY Times, Borut Peterlin, YouTube, THEWIP, Human Rights Ombudsman - Slovenia, ERRC
Dezember 2006
Republik Italien - Opera
Eine Demonstration gegen eine Roma-Siedlung endet damit, dass mehrere Zelte niedergebrannt werden.
European Agency for Fundamental Rights, HRW
August 2007
Republik Bulgarien - Sofia
Sechs Roma, drei Männer, drei Frauen, werden am Heimweg von ca. einem Dutzend Skinheads angegriffen. 4 Roma werden verletzt, ein Opfer muss sich einer lebensrettenden Operation unterziehen.
September 2007
Republik Italien - Rom
Zwei Nächte lang wird ein Roma-Camp von 40 maskierten mit Eisenstangen, Ketten, Schlagstöcken und Molotow-Cocktails bewaffneten Personen angegriffen.
Mai 2008
Republik Italien - Neapel
Nach einer angeblichen Kindesentführung durch eine 16-jährige Romni, die genauen Umstände bleiben unbekannt, kommt es im Bezirk Ponticelli fünf Tage lang zu Angriffen gegen Roma. Bereits drei Stunden nach dem Vorfall wird ein unbeteiligter Roma, der sich nach der Arbeit auf dem Heimweg befindet, von 20 Angreifern überfallen und schwer verletzt. Zwei Tage später wird der Eingang zu einer Roma-Siedlung in Brand gesetzt. Zwischenzeitlich ziehen sich Roma, die vereinzelt im Bezirk wohnen, aus Angst vor Angriffen, in die größeren Roma-Siedlungen zurück. Die verlassenen Behausungen werden in der Nacht von Unbekannten niedergebrannt. Drei Tage nach dem Vorfall greifen 300-400 mit Metall- und Holzknüppel bewaffnete Anwohner des Bezirks die größte Roma-Siedlung im Bezirk an. Sie werfen Steine auf Behausungen und Wohnwagen, werfen Autos um und drohen den Anwohnern. Am gleichen Tag werden mehrere Roma von kleiner Gruppen überfallen. Nach weiteren Angriffsversuchen und Brandstiftungen sind die Roma gezwungen, den Bezirk zu verlassen.
European Agency for Fundamental Rights, Jungle World, HRW
Russische Föderation - Wladimir Oblast
Der Roma Aktivist Arthur Vinogradov wird von 15 Angreifern attackiert und ermordet.
November 2008
Tschechische Republik - Litvinov
Nach einer Anti-Roma Demonstration können 500 zum Teil mit Tränengasgranaten und Molotow-Cocktails bewaffnete Rechtsextremisten nur durch ein massives Polizeiaufgebot daran gehindert werden, ein Roma-Viertel anzugreifen. Bereits im Oktober versuchten 300 Rechtsextremisten das Roma-Viertel Jano anzugreifen.
ERRC, Romea.cz (1, 2), Simon Wiesenthal Center, Jungle World
April 2009
Tschechische Republik - Přerov
400 Rechtsextremisten können nur durch massiven Polizeieinsatz daran gehindert werden, von Roma bewohnte Wohnstraßen anzugreifen.
Juni 2009
Vereinigtes Königreich - Belfast
110 Roma, darunter viele Kinder, werden unter Polizeischutz an einem geheimen Ort gebracht, nachdem sie mehrere Nächte lang von einem rassistischen Mob, der Fenster und Türen ihrer Wohnhäuser einschlägt, terrorisiert werden und die neonazistische und terroristische Combat 18 Drohungen gegen die Roma per Email verbreitet.
theguardian, Amnesty International
November 2009
Ungarn - Sajóbábony
Hunderte Mitglieder der paramilitärischen Ungarischen Garde und Jobbik versammeln sich in der Ortschaft um Stimmung gegen die Roma zu machen. Als Roma von der Versammlung in der Ortsschule erfahren, versammeln sich Roma ihrerseits vor der Schule, um ihre Protest gegen Jobbik und die Garde kundzutun. Es kommt zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen und die Polizei muss Eingreifen, um weiter Tätlichkeiten zu verhindern. Am nächsten Tag treffen zusätzliche Hunderte Jobbik-Anhänger ein, die Roma bewaffnen sich und postieren sich vor ihren Häusern. Es kommt vereinzelt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, doch ein massives Polizeiaufgebot kann die beiden Lager voneinander trennen und eine weitere Eskalation verhindern.
Republik Italien - Alba Adriatica
Ein Mob aus hunderten Personen beschädigt und attackiert Roma-Wohnhäuser in der Ortschaft.
Januar 2010
Republik Türkei - Selendi
Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Roma und Nicht-Roma greifen 1.000 Anwohner ein Roma-Viertel an. Häuser, Autos und Geschäfte werden in Brand gesetzt. 74 Roma werden von der Polizei evakuiert, da diese nicht mehr für ihre Sicherheit garantieren kann.
Juni 2010
Republik Bulgarien - Sofia
Eine Gruppe Roma wird im Stadtzentrum von ca. 20 Skinheads mit Glasflaschen und Schlagstöcken angegriffen.
Serbische Republik - Jabuka
Nach einem Mord an einem Nicht-Roma durch einen Roma werden die Roma der Ortschaft tagelang durch die Anwohner terrorisiert. Ihre Häuser werden mit Steinen attackiert, es kommt zu Brandstiftungen. Eine fünf-jährige Romni wird bei einem Angriff verletzt, ein neun Monate altes Baby wird durch Glassplitter verletzt, ein Roma-Wohnhaus wird zerstört. Roma, welche nicht aus der Ortschaft fliehen können, barrikadieren sich aus Angst vor Angriffen ein und gehen weder zur Schule noch zur Arbeit.
Juli 2010
Republik Polen - Limanova
Rund 100 mit Steinen und Molotow-Cocktails bewaffnete Anwohner greifen eine Roma-Wohnhaus an. Der Mob versucht die Familie aus dem Haus zu zerren und kann nur mit Polizeigewalt daran gehindert werden.
Commissioner for Human Rights, d/ROM/a
September 2010
Bundesrepublik Deutschland - Milmersdorf
In Deutschland wurde im September 2010 eine Zirkusfamilie von ca. 15 Personen mit Steinen angegriffen.
Mai 2011
Slowakische Republik - Gemerská Poloma
Drei Roma Familien werde drei Tage lang von 40-50 Rechtsextremisten terrorisiert. Die Täter greifen die Familien über mehrere Tage in ihren Häusern an und zerstören Fenster, Türen und Einrichtungen. Mitglieder der Familien werden geschlagen. Die Gewalt spielt sich vor den Augen der Kinder der Familien ab. Die alarmierte Polizei verhält sich abschätzig gegenüber den Roma, erklärt, sie könne nicht für ihre Sicherheit garantieren und rät ihnen zu Verwandten zu fliehen.
März 2011
Ungarn - Gyöngyöspata
Bereits im Frühjahr 2011 ist Gyöngyöspata Ort von Aufmärschen rechtsextremistischer Milizen und Organisationen. Nach einer von Jobbik organisierten Demonstration mit ca. 2.-3.000 Teilnehmern im März 2011 verbleiben Hunderte militante Rechtsextremisten in Gyöngyöspata verblieben und beginnen die örtliche Roma-Bevölkerung zu terrorisieren. Als selbsternannte Bürgerwehren patrouillieren die Rechtsextremisten durch den Ort, hindern Roma daran bestimmte Straßen zu betreten und nehmen selbst Personenkontrollen durch. Nach Aussagen von AI "zwangen Drangsalierungen und Drohungen Roma-Familien dazu, ihre Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken." Rechtsextremisten sprechen offen Todesdrohungen gegen Roma aus bzw. bedrohen Roma mit Waffen und Hunden.
Amnesty International, Jungle World
April 2011
Ungarn - Gyöngyöspata
Nachdem eine militante rechtsextremistische Gruppierung eine Wehrsportübung in der Ortschaft ankündigt, werden knapp 300 Roma-Frauen und -Kinder aus Sorge um ihre Sicherheit vom ungarischen Roten Kreuz mit Bussen evakuiert. Die ungarische Regierung spricht von einem Osterausflug und verneint einen Zusammenhang mit den wochenlangen Übergriffen und Einschüchterungen durch rechtsextremistische Milizen in Gyöngyöspata. Nur wenige Tage nach der Evakuierung eskaliert die Gewalt in Gyöngyöspata. Nach einem Angriff von Rechtsextremisten auf einen 14-jährigen Roma, der schwer verletzt wird, kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Roma und Rechtsextremisten. Mindestens 4 Personen werden verletzt. Bei Kommunalwahlen in Gyöngyöspata im Juli 2011 konnte die rechtsextremistische Jobbik 33,8%, die rechtspopulistische Fidesz 26% und ein Kandidat der rechtsextremistischen paramilitärischen Gruppierung Vedero, welche an den Ausschreitungen in Gyöngyöspata involviert war, 10,5% der Stimmen erzielen.
Spiegel (1, 2, 3), The Budapest Times, Gyöngyöspata Solidarity, Pusztaranger,
TASZ-Video (1,2) (engl. Untertitelfunktion einschalten)
August, September, Oktober 2011
Tschechische Republik - Varnsdorf, Rumburk, Nový Bor
Rechtsextremisten, lokale Initiativen und selbst die tschechischen Sozialdemokraten organisieren unter dem Vorwand der Bekämpfung der Kriminalität in mehreren Ortschaften im Norden der Tschechischen Republik dutzende Anti-Roma-Demonstrationen und -Aktionen. Zusätzliche Polizeieinheiten müssen für mehrere Wochen in der Region stationiert werden, um die Situation unter Kontrolle zu halten. Während der Demonstrationen versuchen antifaschistische Initiativen Bewohner und Kinder der oft stundenlang belagerten Wohnhäuser beizustehen. Abseits der Demonstrationen kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Roma und Nicht-Roma und auch Brandanschlägen auf Roma-Wohnhäuser.
Am 26. August veranstaltet die Tschechische Sozialdemokratische Partei (ČSSD) in Rumburg eine Kundgebung, die sich vorgeblich gegen Kriminalität richtet. Nach Romea.cz fordern auf der Kundgebung sowohl der sozialdemokratische Bürgermeister von Rumburk als auch ein sozialdemokratischer Parlamentsabgeordneter die Ausweisung von Roma. Nach der legalen Kundgebung marschieren ca. 500 Demonstranten vor Wohnhäuser, welche von Roma bewohnt werden. Eines der Häuser wird mit Steinen und Ästen angegriffen. Die Polizei lässt die unangemeldete Demonstration lange Zeit gewähren.
In Varnsdorf versuchen Anti-Roma Demonstranten, sowohl Rechtsextremisten als auch lokale Bürger, bei mehreren Anlässen zu dem von Roma bewohnten Hotel Sport vorzudringen und können von der Polizei oft nur mit Wasserwerfern und Tränengasgranaten daran gehindert werden. Während der Ausschreitungen schreit der Mob rassistische Anti-Roma Parolen, u.a. wird "Zigeuner ins Gas" gerufen.
Romea.cz (1, 2, 3, 4, 5), Spiegel online
September 2011
Bulgarien - Katunitsa
Anti Roma Proteste beginnen in Katunitsa am 23. September als ein prominenter Roma für den Tod eines von einem Auto angefahrenen 19-Jährigen verantwortlich gemacht wird. Der Unfall wird von den Bewohnern der Ortschaft als vorsätzliche Tat durch Anhänger des mutmaßlichen Mafia-Chef Kiril Raschkow interpretiert. Nach Angaben bulgarischer Medien versammeln sich unmittelbar nach dem Unfall Hunderte Demonstranten vor dem Anwesen Raschkows. Ein Haus wird angezündet und Eigentum beschädigt. Rasckow und seine Angehörigen werden unterdessen von der Polizei in Sicherheit gebracht. Am nächsten Tag kommt es abermals zu Protesten vor dem Haus Raschkows. Nach Tumulten am Samstag Morgen werden am Abend mehrere Häuser, welche Raschkow zugeordnet werden, von Hunderten Hooligans und Anwohnern angegriffen und zum Teil angezündet. Im Zuge der Ausschreitungen werden auch Häuser von anderen Roma angegriffen.
Bulgarien
Nach dem Pogrom in Katunitsa kommt es in ganz Bulgarien zu gewalttätigen Anti-Roma Protesten. In Plovdiv, Sofia, Pleven und Varna kommt es zu Zusammenstößen zwischen Tausenden zum Teil mit selbst gefertigten Sprengkörpern, Messern und Hämmern bewaffnete Demonstranten und der Polizei. In mehreren Städten können Demonstranten nur mit Polizeigewalt daran gehindert werden, in Roma-Viertel einzudringen. In Pleven wird ein Lokal einer türkischen Partei angegriffen. Mindestens 170 Demonstranten werden landesweit festgenommen. Zu weiteren Angriffen auf Roma kommt es in Blagoevgrad, Burgas und Rus. Roma in ganz Bulgarien sind alarmiert und fürchten weitere Angriffe, Polizeieinheiten werden vor Roma-Siedlungen stationiert. Während der Demonstrationen werden Parolen wie "Zigeuner zu Seife" und "Türken ans Messer" geschrien. Im Internet werden konstruierte Roma-Verbrechen in Umlauf gebracht, um die Stimmung anzuheizen. Neben Hooligans und Jugendlichen ist auch die rechtsextremistische Ataka-Partei an den Protesten beteiligt.
novinite.com (1, 2, 3, 4), N-TV, The New York Times, Zeit online
Dezember 2011
Republik Italien - Turin
Nachdem ein 16-jähriges Mädchen behauptet, von einem Roma vergewaltigt worden zu sein, demonstrieren Hunderte Bewohner gegen die angebliche Vergewaltigung. Mindestens 50 Demonstranten greifen darauf hin ein Roma-Camp in Le Vallette an. Die Demonstranten fordern Frauen und Kinder auf, sofort das Camp zu verlassen, werfen Steine auf das Camp und zünden Wohnwägen, Baracken und Autos an. Mindestens ein Roma wird attackiert. Noch während das Camp in Flammen steht, trifft der Bruder des angeblichen Vergewaltigungsopfers zusammen mit der Polizei ein, um zu verkünden, dass das Mädchen gestanden hat, die Vergewaltigung erfunden zu haben.
März 2012
Republik Frankreich - Vaulx-en-Velin
Eine Roma-Siedlung wird von einer Gruppe von Jugendlichen mit Steinen angegriffen. Es werden auch Drohungen ausgestoßen. Am nächsten Abend wird die Siedlung mit einem Molotow-Cocktail angegriffen.
Mai 2012
Republik Italien - Pescara
Nach einem Mord an einem Fußball-Hooligan durch Roma kommt es zu einem Brandanschlag und Steinwürfen auf das Haus des mutmaßlichen Täters, wo auch seine Familie wohnt. Mittels Transparenten, Graffiti und Botschaften im Internet werden Roma aufgefordert, die Stadt innerhalb von fünf Tagen zu verlassen oder die Konsequenzen zu tragen. Unidentifizierte Anti-Roma Aktivisten treten auf Plätzen auf, welche von Roma frequentiert werden, und beleidigen und bedrohen diese. In der Nacht werden in einem Viertel, in dem viele Roma wohnen, Schüsse von einer Schreckschusspistole abgefeuert, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Auf einer Anti-Roma Demonstration wird eine Transparent mit der Aufschrift "Jagd Roma fünf Tage lang" gehalten, es werden Todesdrohungen gebrüllt. Die Polizei muss mindestens Hundert Demonstranten mit Gewalt daran hindern, in ein Roma-Viertel einzudringen. In einer Nacht streifen 50-60 vermummte Extremisten in der Stadt auf der Suche nach Roma. Viele Roma verlassen die Stadt oder sperren sich in der Wohnung ein.
ERRC, The Independent, Amnesty International
August 2012
Ungarn - Cegléd
400 Rechtsextremisten fallen in das Roma-Viertel in Cegléd ein, sie pöbeln die Bewohner an und rufen Morddrohungen aus. Sowohl Roma als auch die Rechtsextremisten sind mit Werkzeugen und Schlagstöcken bewaffnet. Mindestens eine Person wird verletzt. Die Polizei kann nur mit Mühe weitere Gewalt unterbinden.
Pester Lloyd, Hungarian Spectrum, ERRC
Ungarn - Devecser
Während einer Demonstration von 1.000 Rechtsextremisten, auf der auch Parlamentsabgeordnete der rechtsextremistischen Jobbik zugegen sind, werden Todesdrohungen gegen Roma ausgesprochen und Steine auf von Roma bewohnte Wohnhäuser geschossen. Die Polizei ist vor Ort und schreitet nicht ein.
Pester Lloyd, Hungarian Spectrum, The Economist, ERRC, Amnesty International, The Contrarian Hungarian
Oktober 2012
Republik Frankreich - Marseille
Ein Mob von 30 - 50 Personen vertreibt eine Gruppe von ca. 50 Roma, darunter 15 Kinder, welche sich im Stadttteil Cité des Créneaux auf einer Brachfläche niedergelassen haben. Die Polizei ist vor Ort, aber schreitet nicht ein. Es kommt zu keiner Gewalt gegen Personen. Nach der Vertreibung der Roma verbrennen die Demonstranten zurückgelassene Habseligkeiten der Roma. Die zuständige sozialdemokratische Senatorin des 15. und 16. Distrikts Samia Ghali erklärte: "„Ich verurteile es nicht, ich heiße es nicht gut, aber ich verstehe es.“
haGalil.com, BBC, France 24, ERRC
Januar 2013
Griechenland - Etoliko
70 zum Teil vermummte und mit Holzpfählen, Steinen und Molotowcocktails bewaffnete Personen greifen ein Roma-Viertel an. Selbst Frauen mit Kinder werden mit Steinen attackiert, Tränengaskanister werden in Häuser geworfen, in denen sich Roma-Familien verstecken. Ein Roma-Wohnhaus wird in Brand gesetzt. Polizei ist vor Ort und verhält sich passiv. Mehrere Roma, darunter auch Kinder, werden verletzt. Die Kinder sind traumatisiert.
April 2013
Republik Italien - Mailand
Während mehrerer Anti-Roma-Demonstrationen werden Steine gegen ein Roma-Viertel geworfen.
Juni 2013
Ukraine - Region Kiew
10 mit Knüppel bewaffnete Angreifer setzen eine Roma-Siedlung in Brand. 40 Roma, einschließlich Kinder, werden obdachlos.
Tschechische Republik - České Budĕjovice
1.000 Teilnehmer einer Anti-Roma-Demonstration greifen mit Steinen und Blendgranaten ein Roma-Viertel an. Ein massiver Polizeieinsatz verhindert Schlimmeres.
Juli 2013
Türkei - Bezirk Osmangazi
500 Personen greifen eine Roma-Siedlung an. Wohnungen werden mit Steinen attackiert und Autos demoliert.
Tschechische Republik - České Budĕjovice
Eine antirassistische Kundgebung, welche von zivilen Initiativen zusammen mit lokalen Roma organisiert wurde, wird von Teilnehmern einer Anti-Roma-Demonstration angegriffen. Es kommt zu mehreren Versuchen von 20-60 Personen, zum Roma-Viertel vorzudringen und die Bewohner zu bedrohen und einzuschüchtern. Eine Brandlegung an einem von Roma bewohnten Wohnblock wird vereitelt.
Amnesty International, Romea.cz
August 2013
Tschechische Republik - Ostrava
Teilnehmer einer Anti-Roma-Demonstration greifen ein von Roma bewohntes Wohnhaus mit Flaschen und Steinen an und bedrohen dessen Bewohner. Ein massiver Polizeieinsatz ist notwendig um die militanten Demonstranten unter Kontrolle zu bringen.
September 2013
Republik Serbien – Belgrad
Eine Roma-Siedlung wird 6 Tage lang von bis zu 20 mit Eisenstangen bewaffneten Personen angegriffen. Die Angreifer bedrohen die Roma und werfen Steine auf deren Wohncontainer. Eine Romni wird mit einer Eisenstange verletzt.
Türkei - Iznik
Hunderte Personen greifen ein Roma-Viertel an, sie attackieren Wohnungen und Geschäfte. Der Mob wird von der Polizei mit Tränengas vertrieben.
Republik Österreich - Bischofshofen
20 Jugendliche randalieren vor einem Roma-Camp und bedrohen deren Einwohner. Die Polizei verhindert Übergriffe.
Tschechische Republik - Ostrava
Erneut versuchen Teilnehmer einer Anti-Roma-Demonstration ein von Roma bewohntes Haus anzugreifen. Polizei hält den Mob wenige Meter vor dem Wohnhaus mit Gewalt auf.
März 2014
Republik Italien - Neapel
50 Personen greifen ein Roma-Viertel und deren Bewohner mit Steinen und Feuerwerkskörpern an. Mindestens ein Roma wird verletzt. Am nächsten Tagen setzt der Mob die Angriffe gegen die Roma fort. Polizei ist vor Ort und schreitet nicht ein.
April 2014
Ukraine - Slavyansk
7 von Roma bewohnte Häuser werden von russischen Separatisten überfallen. Bewohner, auch Frauen und Kinder, werden geschlagen und Eigentum gestohlen.