Linz, 11.01.02
Offener Brief an den Stadtsenat Linz
Betrifft: Linz-Kultur-Auslandsstipendien
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Stadt Linz hat 2001 mit der Ausschreibung der Linz-Kultur-Auslandsstipendien
(LKA - Dotation: 1 Mio ATS / EUR 72.672,83) auf Vorschlag und in Abstimmung mit
VertreterInnen der Freien Szene einen wichtigen Schritt zur Internationalisierung
und Weiterentwicklung der Linzer Kunst- und Kulturszene gesetzt. Diese Ausschreibung
wurde vom Kulturamt der Stadt Linz (Mag. Peter Leisch) auf Vorschlag von und in
Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Freien Szene Linz erarbeitet, um in Linz
tätigen KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen auch im Hinblick auf die Bewerbung
zur Europäischen Kulturhauptstadt, die Möglichkeit zu geben, internationale
Erfahrungen zu sammeln, um diese dann in Linz anzuwenden. Ein wichtiges Kriterium
bei der Ausschreibung war auch, dass die EinreicherInnen den Nutzen ihrer
Auslandsaufenthalte für ihre weitere Arbeit in Linz begründen mussten.
Dass binnen kurzer Zeit ca. 50 Einreichungen beim Kulturamt ein langten,
dokumentiert auch die Breite und Qualität der Linzer Kunst- und Kulturszene.
Nach Auskunft von Herrn Mag. Leisch wurde nun bekannt, dass der Stadtsenat
diese Förderung nur an BewerberInnen vergeben wird, die in Linz hauptwohnsitzlich
gemeldet sind.
Diese Vorgangsweise widerspricht den ursprünglich veröffentlichten Bedingungen
(siehe unten), in denen der Nachweis des Hautwohnsitzes nicht zwingend vorgeschrieben ist.
Ebenso ist diese Entscheidung inhaltlich nicht nachzuvollziehen. Auch Personen, die
(aus welchen Gründen auch immer) in Leonding, Asten, Neumarkt im Mühlkreis oder
sogar St. Georgen bei Obernberg ihren Hauptwohnsitz haben, können ihren künstlerischen
und kulturellen Arbeitsschwerpunkt in Linz haben und tragen so mit Ihrer Arbeit wesentlich
zum Image von Linz als lebendiger Kulturstadt bei. Auch dieser Personenkreis muss -
dem Ausschreibungstext gemäß - von den LKA-Stipendien profitieren können, um die
gewonnen Erfahrungen für die weitere Tätigkeit in Linz, die ja durch einen Beirat
überprüft und bewertet wurde, einzusetzen. Der Beirat, der seine Entscheidung
aufgrund des Ausschreibungstextes getroffen hat, ist nun damit konfrontiert,
dass seine Bewertung in einigen Fällen aufgehoben wird.
Einige BewerberInnen haben aufgrund dieser nachträglichen Einschränkung des
BezieherInnenkreises viel Arbeit umsonst geleistet, eine Aufnahme-Organisation
zu finden und gemeinsam ein Projekt zu entwickeln bedeutet viele Stunden Arbeit.
Für die Stipendiaten ist die Verzögerung der Zusage erschwerend: Einige Monate
ins Ausland zu gehen erfordert auch einige organisatorische Vorleistung
(Vermietung der Wohnung etc., Abklärung mit der Partner-Organisation).
Die unterzeichneten Organisationen und Personen fordern Sie als zuständigen
Stadtsenat auf, vom Hauptwohnsitz Linz als Förderkriterium abzusehen und die
vom Beirat getroffene Auswahl zu bestätigen.
Der Ansatz der Internationalisierung der Linzer Kunst- und Kulturszene darf
nicht an Gemeindegrenzen halt machen.
Mit freundlichen Grüßen,
Kulturplattform Oberösterreich - Udo Danielczyk
Stadtwerkstatt Linz - Gabi Kepplinger, Georg Ritter
Freier Rundfunk Oberösterreich - Alexander Baratsits
Kulturverein KAPU - Anatol Bogendorfer
Andrea Hummer – Jurymitglied LKA
Times Up - Alexander Barth
Transpublic - Hans Kropshofer
Labor 3 - Sabine Funk
Medea, Verein für Medienpädagogik – Andrea Mayer-Edoloeyi
Die Fabrikanten - Wolfgang Preisinger
Kunstraum Goethestraße – Maren Richter, Susanne Blaimschein
servus.at - Markus Panholzer
prairie.at - Uschi Reiter, Andi Wahl
...
in Vertretung der Freien Szene Linz
Aus der Ausschreibung zum LKA-Stipendium:
"Die Stipendien sollen ausschließlich KulturarbeiterInnen und freiberuflichen
KünstlerInnen zuteil werden können. Um ein LKA Stipendium kann sich demnach
grundsätzlich jede/r künstlerisch / im freien Kulturbereich tätige EU-BürgerIn
bewerben, der seit mindestens zwei Jahren in Linz gemeldet bzw. über mindestens
diesen Zeitraum die Stadt als Zentrum seiner Arbeit nachweisen kann.(...)"
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Freie Szene Linz
http://www.servus.at/FREIE-SZENE/
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