PETER KLIMITSCH

Der Name Klimitsch taucht im Zusammenhang mit (ober)österreichischer Kultur immer wieder auf. Ob als Journalist, Mitarbeiter von KURSIV oder als Sprecher und designierter Geschäftsführer der oberösterreichischen Kulturplattform KUPF. Angesichts der wiederholten Untergriffe der F gegenüber der KUPF bat hillinger um ein paar klare Worte. Das Interview führten Bert Estl und Rainer Krispel .

(10k ) Durch und durch in der Vermittler-Rolle

BIO-DATA

Zu Kaffee und Schartner-Bombe die verknappte Lebensgeschichte:

Jahrgang 1967, gebürtiger Linzer, die übliche Sozialisation - Ministranten-Dasein, Gymnasium, Präsenzdienst, Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik.

Schon bald stellte sich ihm die Frage

- wie das angesaugte geisteswissenschaftliche Material anwenden?

Gemäß den Buchstaben der Studienordnung

- die praktische Ausbildung selber zu besorgen -

stürzt er sich in die journalistische Praxis. Seinem Background entsprechend

- ich habe bei einer leider nicht mehr existierenden Theatergruppe, Theater Mitten in der Welt, gespielt -

widmet er sich der Berichterstattung über die oberösterreichische Kulturszene. Zuerst - nach einem Einstand mit einem
rotzfrechen Bewerbungsschreiben -
beim STANDARD, bis der die regionale Berichterstattung einstellt, danach beim KURIER. Die Entwicklung
spiralisiert .
Klimitsch dreht seine Beschäftigung um: Nebenjob Studium, Hauptberuf(ung) Journalist. Nach und nach erlebt er sich sein Rollenverständnis:

Daß die Grenzen zwischen Produzenten und Rezipienten nicht so starr sind, sondern daß man über diese Grenzen ständig spazieren kann.

MULTI-KLIMITSCH / KURSIV

Ich tue viel in der Erwachsenenbildung an der Vokshochschule Linz, betreue Kulturprojekte, Buchpublikationen und in jüngster Zeit arbeite ich auch mit Radio, Literaturbeiträge für Ö1, Features. Geschichten über Kubin und über die Hasenjagd. (...) Ich beschäftige mich sehr genau und sehr lang mit den Dingen, setze mich sehr lang damit auseinander, sehr detailliert,

mit der Hasenjagd an die drei Jahre. So
erledigen
sich Themen auch einmal und werden erst dann wieder aufgegriffen, wenn sich neue Facetten auftun. Regt seine Tätigkeit wirklich Auseinandersetzung an oder stellt sich nicht ein "scho wieda da Klimitsch"-Effekt ein?

Sowohl als auch, man ist schon Diskursimpulsgeber, aber Linz funktioniert auch wie ein Dorfplatz, mit allen Vor- und Nachteilen, man verliert vielleicht das Bedürfnis sich nach außen zu richten.

Klar nach und an "außen" wendet sich KURSIV. Peter Klimitsch:

Kursiv trägt den Untertitel eine Kunstzeitschrift aus Oberösterreich, erscheint seit Oktober 94 vierteljährlich und will eben die Sache in den Vordergrund stellen. Jede Ausgabe hat ein Thema und will den Diskurs dazu schüren und in der Folge dokumentieren, in Diskursheften.

Bislang behandelte KURSIV "Kunst und Moral" und "Spektakelkultur", dieser Tage steht die Ausgabe zum Thema "Triebe" an. Bei der (in Linz) allgegenwärtigen Spektakelkultur gab es witziger- und vielsagender Weise nur einen
ganz zarten Diskurs .
Was willst Du schon gegen ein Pflasterspektakel sagen? Schnür' Dein Bündel und laß Linz ein paar Tage Linz sein! Klimitsch:

Dieses "Kultur für Alle", das dabei sehr zentral ist, ist ein Leger, weil das wird nicht vermittelt, das kommt nicht an. Einer, der zum Spektakel geht, geht nicht die nächste Woche ins Brucknerhaus.

DER LOGISCHE WEG IN DIE KUPF
F*** F?!

Momentan ist Peter Klimitsch einer der fünf Sprecher der KUPF. Ab Spätsommer wird er die Geschäftsführung der Interessensvertretung der oberösterreichischen Kulturinitiativen übernehmen. Einer Vertretung, die zuletzt immer öfter als Zielscheibe unqualifizierter Attacken der F diente. Attacken, die in ihrer grotesken Absurdität nur mehr das Tippen an die Stirn bei gleichzeitigem Runzeln derselben als Reaktion erlauben. Frau Christl Rockenschaub liefert nach dem "Kunst- und Kultur-Furz" mit einem F-internen Papier den tragikkomischen Lacherfolg des Frühlings schlechthin. Bandnamen wie LE JACQUES BREL MASSACRE oder DHARMA BUMS INSANE als Symptome einer "kranken" linkshörigen Kulturszene?
Klimitsch:

Ich habe die Kupf sehr lange verfolgt, als Journalist und über ihren Studienauftrag für das Arbeitsprogramm 94 bin ich immer mehr in ihre Mitte gekommen.

Diese Studie, die im Oktober letzten Jahres mit anschließender Podiumsdiskussion vorgestellt wurde, schrieb erstmals Tendenzen fest, die seither eine ungeheuerliche Dynamik entwickelt haben. Die Beschäftigung damit zieht sich seither wie ein roter Faden durch die Arbeit unseres Gegenübers.

Wir wissen sehr viel und in der aufklärerischen Haltung, die wir haben, veröffentlichen wir das auch. (...) Ich meine wir haben noch fast 2 1/2 Jahre zur nächsten Wahl und schon jetzt wird wahlgekämpft.

Offenheit und Wissen, das der F natürlich nicht in den machtgeilen Kram paßt. Lieber macht sie jetzt schon Kultur zum Wahlkampfthema. Willkommene Gelegenheit zu emotionalisieren und die
Mehrheit, die von vornerherein kein Interesse an Kunst und Kultur
hat gegen die Minderheit, die dieses Interesse lebt, auszuspielen. Daß dieses Scheiß-Spiel vorübergehend aufgeht, hängt mit einem Umstand zusammen, dem Klimitsch als Geschäftsführer der Kupf glaubt entgegen wirken zu können:

Eines der größten Defizite, das es in der Kulturszene gibt, ist der Bereich der Vermittlung.

Funktioniert dieser Bereich - wobei es überhaupt nicht darum geht, sich und seine Arbeit ständig zu rechtfertigen - fällt das Züchten ungenauer Dünkel viel schwerer.

An wirklich sachlicher Auseinandersetzung ist die F aber gar nicht interessiert, was nicht nur an Peter Klimitschs Kultur- und Demokratieverständnis rührt.

Wenn nicht mehr emotionalisiert wird, bringt es parteipolitisch nichts mehr. (...) Was der F nicht gelingen wird, ist das Auseinanderdividieren der Kulturszene, dazu kennen sie sich in der Kulturszene zu schlecht aus, wie sie sich überhaupt schlecht auskennen.

Ihm, dem das Gespräch und Kommunikation, Vermittlung und Diskussion Grundwerte sind, bleibt das Beharren. Auch wenn er sich darüber im Klaren ist, daß das
Niveau immer tiefer und tiefer
werden und daß die Diffamierung schon bald gängiges Mittel einer (kultur-)politischen Auseinandersetzung sein wird. Im Populismus eben obligat. Beharren angesichts einer Skrupellosigkeit der Methoden, die einhergeht mit einer ungeheuren Wehleidigkeit. Die F selbst fühlt sich schon angegriffen,
wenn unter einem Brief vom Theater Phönix `Grüß Gott' steht.
Die F-wärts gern gebrauchten Überspitzungen und Verdrehungen bedienen die ur-österreichische Mentalität aufs Feinste. Eine Möglichkeit damit umzugehen ist Ironisierung. Die politischen Häßlichkeiten der F ihrer Lächerlichkeit preiszugeben.

Klimitsch:

Ich halte an meinen Ideal fest (...) Ich gebe das nicht auf, ich glaube, das man reden kann, wenn man bei der Sache bleibt.

Wir alle hoffen, daß Peter Klimitsch sich nicht täuscht.