Rund um das runde Leder




Christian Wellmann und Daniel Steiner , Photo: ASKÖ Donau , Mai 95


Donau Linz (Vereinsfarben: Blau-Gelb), ein in Linz-Süd (Kleinmünchen) beheimateter Fußballverein, der zur Zeit in der 3. Division Mitte spielt, kann auf eine lange Tradition verweisen: Gegründet wurde der Verein 1932 im Linzer Ortsteil St. Peter (das heutige Vöest/Chemie-Gelände), doch die Schleifung des gesamten Stadtteils (`38) durch die Nazis (Errichtung der Hermann-Göring-Werke) mußte der Verein zwangsweise umziehen.

Nach einigem Hin und Her fand man in der Pestalozzistraße in Kleinmünchen ein Zuhause, das durch die Errichtung einer überdachten Sitzplatztribüne (1992; für 800 Zuseher) einen schmucken Sportplatz (bundesligareif) darstellt.

Sportlich krebste man immer in den unteren Ligen herum (meistens in der ersten Landesliga in OÖ); in der Saison 93/94 wurde der Höhepunkt der Vereinsgeschichte erreicht: Man wurde (überraschenderweise) erstmals oberösterreichischer Meister und durfte daher um den Aufstieg in die 2. Division mitspielen. Dieses Ziel wurde deutlich verfehlt und seither fiel man in ein sportliches Tief.

In der neugegründeten 3. Division Mitte (Vertreter aus Kärnten, Steiermark und OÖ; die anderen Bundesländer spielen in vergleichbaren Ligen) mußte sich Donau mit dem achten und letztem Tabellplatz abfinden. Die Rückkehr in die 1. Landesliga ist selbstredend in Planung.

Die unvergleichbare Atmosphäre eines Spieles der unteren Klassen (und insbesondere eines Donau Linz-Spieles): Statt anzufeuern wird beschimpft, Linienrichter freuen sich über Bierduschen, Pensionisten äußern lautstark ihren Unmut über Leben und Politik, die Identifikation eines Stadtteils mit einem (ihrem) Fußballvereins (vor allem in Kleinmünchen interessant, da es sich um ein sog. "Arbeiterviertel" handelt und der Askö-Verein eine enge Bindung an die arbeitende Bevölkerung hat), der Fan wird individuell sichtbar - man kann nicht in Massen untertauchen. Der oft strapazierte Begriff "Volksnähe" darf hier getrost verwendet werden. Doch: Sei einmal dort, und Du wirst von dieser Atmosphäre gefangen.

Während 1992 die Jugendarbeit bei Donau noch eher vernachlässigt wurde und so das Potential an Nachwuchsspielern bereits auf 50 gesunken war, wurde dieser Bereich jetzt zu einem zentralen Punkt der Vereinspolitik. Heute werden bereits 145 Kinder und Jugendliche von ausgebildeten Nachwuchstrainern betreut. Besonders interessant ist dieser Aspekt aufgrund der sozialen Situation in der 50.000 Einwohner zählenden Region Linz-Süd. Hier, wo die Krise der Verstaatlichten die Menschen persönlich trifft, kann die Nachwuchsarbeit eines Fußballvereins noch wirklich etwas bewirken. Donau trägt auch zur Integration von Ausländerkindern bei, die einen hohen Anteil des Nachwuchses ausmachen. Hierbei muß man beachten, daß es in Kleinmünchen mit dem Flüchtlingsheim in der Lunzerstraße und den seit Jahzehnten ansässigen Gastarbeitern einen sehr hohen Ausländeranteil gibt.

ASKÖ Donau Linz ist vollkommen als Amateurverein aufgebaut - Spieler wie Funktionäre sind ausschließlich in ihrer Freizeit für den Verein tätig - wie bei allen anderen Vereinen unterhalb der 2. Division. Um dem Nachwuchs weiterhin optimale Trainingsbedingungen bieten zu können, möchte Donau ein zweites Trainingsfeld errichten. Mit der Stadt Linz ist man sich über ein Grundstück im Wasserwald bereits einig, doch die SBL legt sich noch quer. Probleme ergaben sich heuer durch die großen Distanzen bei den Auswärtsspielen (Klagenfurt, Graz,...)und durch sinkendes Faninteresse durch mehr verlorene Spiele bei gleichzeitigem medialen Desinteresse. Daß daher der (voraussehbare) Abstieg in die Landesliga nicht als Tragödie bewertet wird, ist verständlich. Das Ziel des nächsten Jahres ist, Spitzenklub in OÖ (man ist ja derzeit noch regierender oberösterreichischer Landesligameister) zu bleiben und dann wieder in der Landesliga kräftig mitzumischen.