Editorial

Vor 20 Jahren starb Julius Zechner an der big disease with a little name (Prince). Julius war als Gitarrist von Willi Warma stilprägend und gleichermaßen bedeutend für die Entwicklung der Linzer Rockmusik-Szene wie als Aktivist für die lokale Schwulenbewegung. Peter Donke kam gerne der Bitte nach, einen sehr persönlichen Erinnerungstext zu schreiben und Tanja Brandmayr führte ein Interview mit Gernot Wartner von der Linzer Homosexuellen Initiative, deren Gründungsmitglied Julius Zechner gewesen war (Seite 4 und 5).
 

Die Kritik der Kulturindustrie von Adorno/Horkheimer aus der Dialektik der Aufklärung ist, hört man sich um, für die meisten ein alter Hut, den sich niemand mehr aufsetzen will. Nicht so für den Hamburger Lars Quadfasel, der auf den Seiten 6 und 7 auf der Aktualität dieser Kritik der Kulturindustrie besteht, die »ihr Produkt unablässig den Genuß, den es als Ware verheißt, auf die bloße Verheißung reduziert« (Adorno/Horkheimer). Nicht nur mit Kulturindustrie-Müll abgespeist werden die vom wirtschaftlichen Reichtum der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Sondern auch mit dem Überschuss der Nahrungsmittelindustrie an den sogenannten Tafeln. »Charity ist keine Politik«, erklärt Kathrin Hartmann im Interview mit Tanja Brandmayr auf Seite 8, in dem die Autorin des Buches »Wir müssen leider draußen bleiben« u.a. auch den Mythos der »Mikrokredite« zerstört.

Wer kaum Geld hat und psychisch erkrankt, ist in Österreich arm dran, berichtet Emil Rabe auf Seite 10. Auf die »Therapie auf Krankenschein« ist oft länger als ein Jahr zu warten. Werden Politiker kommen, die Misere zu beenden, wird die direkte Demokratie uns retten? Frank Stronach? Groll und der Dozent diskutieren dies in einer Donauszene von Erwin Riess auf Seite 3.

Wer aber ist schuld? Das weiß H.C. Strache, der andererseits aber nicht einmal weiß, wie ein Davidstern aussieht. Das wissen 44 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen, die im Jahr 2011 glaubten, »die Juden beherrschen die Geschäftswelt«. Stephan Grigat rezensiert die neue Studie über Antisemitismus und Israelfeindschaft in Österreich auf Seite 9

Mit den Lebensgeschichten kärntnerslowenischer Überlebender des Nationalsozialismus setzt sich Judith Goetz in ihrer Arbeit »Bücher gegen das Vergessen« auseinander. Tina Füchslbauer hat das soeben erschienene Buch gelesen (Seite 15).

Der ars-Zirkus ist wieder in der Stadt. Treffende Kritik am Ars Electronica Center finden Sie in einer weiteren Folge der Interview-Serie »Mythos Medienkunst«, für die Franz Xaver die sommerlichen artists in residence der Stadtwerkstatt, Barbara Doser und Hofstetter Kurt, um Antworten gebeten hat (Seite 11 und 12).

 

So long,

k.

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#95
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