Editorial
Einen massiven Eingriff in die Privatsphäre der Österreicher-Innen hat nun der Nationalrat beschlossen. Mit dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung wurde wieder ein Stück Freiheit für vorgebliche Sicherheit beschnitten. Mehr dazu von Peter Wagenhuber von servus.at. Dass die Medienlandschaft Europas einen mittlerweile besorgniserregenden Eindruck hinterlässt, ist evident. Tanja Brandmayr besuchte eine Konferenz von Eurozine zu dem Thema, die im Mai im Lentos stattgefunden hat, über die die ehemalige Herausgeberin von SpotsZ auf Seite 4 berichtet. Neue Wege zum Schutz der Meinungsfreiheit will man in Island auf Gesetzesebene beschreiten. Die Ö1-Mitarbeiterin Anna Masoner befragte dazu auf Seite 5 Smari McCarthy von der »Icelandic Modern Media Initiative«.
Mit Wanderarbeitern in Wien hat Emil Rabe gesprochen. Einen Einblick in deren triste Lebenswelt gibt seine Reportage auf Seite 8.
»Passagen voller Hellsicht und Zartheit« liest Lars Qadfasel auf Seite 9 aus den Büchern von Dietmar Dath, dem unglaublich produktiven deutschen Autor, der versucht das Bündnis von Revolution und Naturwissenschaften wieder herzustellen. Einem der radikalsten Denker des 20. Jahrhunderts, dem Situationisten Guy Debord widmet sich einmal mehr (siehe Versorgerin #85) Stefan Grigat auf Seite 10, wo Sie seine Rezension eines nun in der Edition Tiamat erschienenen Auswahlbandes der Briefe des Anti-Künstlers lesen können. In Linz hat vor einigen Wochen ein neuer Salon eröffnet. Nein, nicht für die Haare, sondern das, was darunter sein sollte. Tanja Brandmayr hat die Betreiberinnen des »Salon Wiesengrund« getroffen (Seite 6), die auch bereits Kristina Pia Hofer als Vortragende zu Gast hatten, deren Text über feministisches Erkenntnisinteresse am Porno auf Seite 7 zu lesen ist. Das feine neue Album der Linzer Künstlerin Cherry Sunkist wird auf Seite 6 von ihrer Kollegin Mieze Medusa besprochen. An einen der hervorragendsten Künstler aus der Linzer Szene, den vor zehn Jahren am 22. Jänner verstorbenen Just Merit, erinnert Erwin Riess mit einer Groll-Geschichte. Überlegungen zu Kunst und Natur stellt Franz Xaver auf Seite 15 an.
Zum Schluss noch eine spezielle Einladung für zwei Veranstaltungen aus der Reihe antidot: Am 9. Juni spricht Gerhard Scheit im Stadtwerkstatt-Saal über »Gustav Mahler und Adorno«, und am 24. August gibt es Sommerkino auf der Stadtwerkstatt-Donaulände mit »Hedwig And The Angry Inch«, siehe Didi Neidharts Artikel auf Seite 14.
Eine Fotomontage (Astrid Benzer) von »Rotationssonnenblumen« des oberösterreichischen Künstlers Hans Polterauer ziert das Cover dieser Ausgabe. Eines dieser seltsamen Gewächse ist auch auf der Fassade der Stadtwerkstatt zu bewundern.
Anregende Lektüre und einen schönen Sommer wünscht