»Ich werde den Märtyrertod wählen«

Luis Liendo Espinoza über die Indoktrination von Kindern und Jugendlichen in den palästinensischen Autonomiegebieten.

Die Indoktrination von Kindern und Jugendlichen im Sinne des Dschihad ist ein zentrales Betätigungsfeld der verschiedenen islamfaschistischen Organisationen und Institutionen. Neben den traditionell anmutenden Koranschulen, in denen dem Nachwuchs im Namen Allahs eigenständiges Denken und Individualität ausgetrieben wird, vollzieht sich die Verhetzung heute ebenso mit allen Mitteln moderner politischer Propaganda. Mit der zunehmenden Verbreitung des Satellitenfernsehens erreicht die Propaganda qualitativ und quantitativ neue Höhen. Die Menschenverachtung dieser Ideologie offenbart sich auf besonders krasse Weise in auf Kinder und Jugendliche als Zielgruppe gerichteten Animationsfilmen, TV-Kindersendungen, Homepages und Zeitungen, mit deren Hilfe systematisch an der begeisterten Selbstaufgabe kommender Generationen für den Dschihad gearbeitet wird.

Beispielhaft dafür ist die Kindersendung Pioniere von Morgen, welche über den Hamas-Sender Al-Aqsa-TV (AQTV) ausgestrahlt wird und deren Micky Maus ähnliche Hauptfigur Farfour unablässig Hass auf Israel und Dschihad predigte. Nach massiven internationalen Protesten wurde Farfour als Märtyrer aus der Sendung genommen: In seiner letzten Episode (29.06.07) wird Farfour von israelischen Beamten misshandelt und
verhaftet. Die Co-Moderatorin der Sendung, ein Mädchen namens Saara, kommentiert Farfours Abgang: »Farfour starb den Märtyrertod, während er sein Land, das Land seiner Väter und Vorväter, verteidigte. Er wurde gemordet durch die Hände der Verbrecher, der Mörder von unschuldigen Kindern«. Nach Farfours Märtyrertod erschien die Biene Nahoul in der Sendung und forderte die Kinder auf »Rache zu nehmen an
den verbrecherischen Juden, den zionistischen Besatzern. Wir müssen Al-Aqsa befreien.[...] Al-Aqsa ist sehr traurig« (10.08.07). Obgleich tagtäglich Gläubige in der Al-Aqsa Moschee beten und der Tempelberg, auf dem sich Al-Aqsa und Felsendom befinden, praktisch autonom vom Waqf (eine islamische Stiftung) verwaltet wird, wurde die Moschee zu dem Symbol für die zionistische Aggression und gleichzeitig zur Hoffnung wahnhafter Heilserwartungen. Allein die Tatsache, dass sich die Moschee auf israelischem Boden befindet, erscheint im Lichte narzisstischer Allmachtsphantasien als unerträgliche Zumutung. Befreiung der Al-Aqsa Moschee bedeutet formal, die israelische Hoheit über Jerusalem zu brechen. Faktisch ist diese Parole ein gesellschaftlich anerkanntes Synonym für die Zerstörung Israels. Die Personifizierung von Al-Aqsa als Trauer empfindendes Subjekt dient der Identifikation mit der in der Moschee symbolisierten islamfaschistischen Bewegung. Deren wahnhafte Ambitionen und narzisstische Kränkungen sollen als eigenes Interesse und Empfinden erkannt werden. Auf diese Weise wird Kindern die Verantwortung aufgebürdet, einen Krieg zu führen. Das spezifische Wesen der propagierten Kriegsführung gegen die Zionisten wird offen benannt. In einer anderen Sendung fragt Saara ein telefonisch zugeschaltetes Mädchen names Sanabel:

»Saara: Sanabel, was wirst Du, um der Al-Aqsa Moschee willen, unternehmen? Wie willst Du Deine Seele Al-Aqsa zuliebe opfern? [....]
Sanabel: Wir werden die Juden vernichten.
Saara: Wir verteidigen Al-Aqsa mit unserer Seele und unserem Blut, nicht wahr Sanabel?
Sanabel: Ich werde den Märtyrertod wählen.« (6-13.04.07)«

Die permanente Charakterisierung der Juden als »Mörder unschuldiger Kinder«, »Kindermörder« etc. hat fatale Auswirkungen auf das Bild der Kinder und Jugendlichen von Israelis und Juden. Es ist offensichtlich eine Manipulation, welche zum Shahada (Tod zu Ehren Allahs), zur (selbst)mörderischen Aktion aufstacheln soll, die als religiös-nationale Pflicht und ruhmvolle Tat verkauft wird. Der Ruf nach (Selbst)zerstörung tritt Kindern und Jugendlichen im TV in unzähligen Variationen gegenüber. Groteske und makabre Züge nimmt diese Praxis in Sendungen der Hamas, der Palästinensischen Autonomiebehörde (PATV), der Hizbullah (Al-Manar) und des iranischen Fernsehens an. Marschierende und exzerzierende Kleinkinder, welche den Tod zu Ehren Allahs preisen, antisemitische bzw. Gewalt verherrlichende Musikvideos mit Refrains wie »Klumpen von Fleisch von Juden in schwarzen Säcken« (PATV/13.02.07) (im Video werden israelische Opfer eines Attentats gezeigt, welche in schwarzen Leichensäcke gehüllt sind), sind keine Seltenheit. In einem weiteren Fall wurden Kinder einer Selbstmordattentäterin während eines Interviews allen ernstes anfeuernd gefragt, wie viele Juden ihre Mutter umgebracht hätte.

Das Gerede von Besatzung und erlittenem Leid ist nur Staffage zur humanen Aufmachung des wahren Unheils. Jeder kritischen Reflexion entzogen, die auf eine Aufhebung des Leidens zielte, wird das Leiden mythologisiert und in den Dienst der Reproduktion jener Verhältnisse gestellt, welche erst das Leiden in dieser Form und in dieser Gewalt konstituierten. Beispielhaft dafür ist ein Musikvideo, in dem ein 4-jähriges Mädchen den Tod ihrer Mutter als Selbstmordattentäterin beklagt und beweint und sich anschließend entschließt, dem Pfad ihrer Mutter zu folgen: Aus der Schublade ihrer Mutter entnimmt das Mädchen Sprengstoff, um sich für den islamfaschistischen Endsieg zu opfern. (05.07/AQ/PA-TV)
Im seinem Todes- und Gewaltkult enthüllt der Islamfaschismus skrupellos sein innerstes Wesen. Jedem kritischen Menschen, dessen Geist nicht von Antiamerikanismus und Antisemitismus getrübt ist, wird sofort klar, dass diese Bewegung niemals eine bloße Reaktion auf einen objektiven Interessens- und Machtkonflikt sein kann. Eine Bewegung, die Kinder mit Maschinenpistolen und Koran aufmarschieren lässt und dabei verkündet, »das pure Blut wird Ehre und Ruhm schaffen«(AQTV/ 27. 05.07), zielt nicht auf eine praktische Verbesserung der Lebensbedingungen oder Verteidigung der physischen Unversehrtheit der betroffenen Bevölkerung. Die absurde Frömmigkeit und Moral des Islamfaschismus ist nur die Form seiner beispiellosen Menschenverachtung. Dahinter schwebt, Unheil verkündend, das Phantasma eines finalen und apokalyptischen Vernichtungskrieges gegen Israel, dessen Verwirklichung ununterbrochen beschworen wird. Es ist eine messianische Heilserwartung: Nach der Zerstörung Israels soll das islamische Paradies erstehen. Hamas, Hizbullah, der Iran und bis vor kurzem auch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) arbeiten nachdrücklich daran, diese Vision zu verwirklichen. Manche TV-Clips, die zum Märtyrertod anfeuern, wurden in den letzten Jahren Hunderte Male ausgestrahlt. In den palästinensischen Zeitungen werden Kinder und Jugendliche, welche bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee verletzt und getötet wurden, als nachahmenswerte Idole abgefeiert und gepriesen. Kleinkinder werden zu Propagandaver-anstaltungen in Uniformen gezwängt und mit nachgebauten Waffen und Sprengstoffgürtel ausstaffiert. In den Räumen und Gängen der Schulen prangen Plakate, welche zum Märtyrertod anfeuern. Auch in den Schulbüchern der PA des Jahres 2006 werden Dschihad und Hass auf Israel propagiert: Die Gründung des Staates Israel wird als zionistische Verschwörung, als rassistisch-kolonialistisch motivierter Landraub und Angriff auf den Islam beschrieben. Nach diesen Schulbüchern befinden sich die Palästinenser in einem epochalen, religiösen Kampf – Ribat genannt - zur Verteidigung der islamischen Ehre und gegen die Besetzung islamischen Gebietes durch Ungläubige. Ziel des zionistischen Feindes sei die Errichtung eines jüdischen Staates vom Nil bis zum Euphrat. Der II. Weltkrieg wird in den Schulbüchern zum Teil detailliert geschildert, die Vernichtung der Juden jedoch verschwiegen, auch die verschiedenen Friedensverhand-lungen werden praktisch nicht erwähnt. In einem Bericht von Palestinian Media Watch heißt es dazu: »Die neuen Schulbücher der PA garantieren, dass die nächste Generation Israel nicht als einen Nachbarn betrachten wird, mit dem man verhandelt, um letztlich nebeneinander in Frieden zu leben, sondern als einen illegitimen Feind, der gehasst, bekämpft und zerstört werden muss.«1 Dieses Klima der Verhetzung ist jedoch nicht allein für Selbstmordattentate verantwortlich, sondern führt fatalerweise auch dazu, dass Jugendliche Opfer der Kämpfe zwischen der israelischen Armee und den islamfaschistischen Milizen werden. Um als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu gelten, begeben sich Jugendliche bewusst in die Konfliktzonen, wo sie ihr Leben aufs Spiel setzen.

Die mediale Märtyrerpropaganda ist alles andere als eine makabre Zutat, sondern verweist auf die innerste Natur dieser Bewegung: Bloße Gewalt als Selbstzweck. Schuld sind die Juden.

* Ein Resümee der Meldungen des Middle East Media Research Institute und Palestinian Media Watch (PMW). Alle Videos und Quellen finden sich auf: http://www.memritv.org; www.pmw.org.il.
Eine längere Fassung des Artikels findet sich auf www.israelsolidarity.blogspot.com

1) http://www.pmw.org.il/BookReport_Eng.pdf

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