Schwimmend sich vernetzen, um sich zu lösen
Der Künstler Leo Schatzl hat während seiner einsemestrigen Lehrtätigkeit 2010 an der Kunstuni Linz / Experimentelle Gestaltung das Thema »Wasserflächen als öffentlicher Raum« aufbereitet. Gemündet hat diese theoretische Auseinandersetzung nun in einem langfristig angelegten Projekt, das hier zu einem ersten Abschluss kommt: fast organische Einheiten, die sich auf dem Wasser fortbewegen, verbinden oder lösen. Objekte, die miteinander die metaphorische Struktur eines Dorfes – eines Floating Village – bilden.
Nicht vordergründig, so Leo Schatzl, sei es um Kunst am Wasser gegangen. Vielmehr um ein Experiment, aus gefundenem oder im Altstoffsammelzentrum erstandenem Müll fast organische Teile zu bauen, die sich einzeln aber auch miteinander am Wasser fortbewegen. Ein Floating Village also – ein fließendes Dorf. Der Begriff Dorf als Synonym für eine kleine gesellschaftspolitische Einheit, an die man andocken kann wenn man will, von der man sich aber auch lösen kann, wenn Bedarf daran besteht. Dorf aber auch als politische Realität, die aufgrund ihrer Autarkie schwer ökonomisierbar und schwer kontrollierbar ist. Was bei Floating Village umso deutlicher wird, wenn sich das Dorf am Wasser errichtet – die einzelnen Teile spontan sich verbinden, sich wieder auflösen und seine BewohnerInnen fließend in Bewegung bleiben.
Vor dem Hintergrund, nicht nur schwimmende Objekte, sondern Irritationen zu bauen und gleichzeitig Plattformen, die ebenso Versorgungseinheiten sein können wie Schlafplätze und Fortbewegungsmittel, sind nun scheinbar auf dem Wasser schwebende Räder entstanden, Katamarane, schwimmende Raupen und Teppiche und kleine Gärten. Die teilnehmenden Studierenden Christine Pavlic, Ulrich Fohler, Joseph Reitsberger, Alex de las Heras und Julia Hartig haben sich bereits alle als KünstlerInnen in vorangegangen Projekten am Begriff des sozialen Experiments, der gesellschaftlichen und politischen Einheit, des Widerständigen erprobt.
Floating Village ist daher ein lustvoll-bewusstes Experimentieren auf nicht ganz unbekanntem Terrain, was die Ergebnisse umso präziser macht. Famos ungewollt sind nebenbei auch Objekte entstanden, deren künstlerische – neben ihrer gesellschaftspolitischen – Relevanz deutlich wird.
Floating Village
Workshop #2: 09.-11.09.2011 im Steinbruch Grafenau, anschliessend Präsentation an der Boje vor der Stadtwerkstatt Linz.
Gefördert von der ÖH – Kunstuniversität Linz.
Dank an: Robert Eisenhuber / Symposium Lindabrunn / Kulturverein Time's Up / Altstoffsammelzentrum Gallneukirchen / AVE Hörsching / Autonomes Messschiff Eleonore und Franz Xaver