Editorial
Bei einem Heftschwerpunkt zu »Kunst und Konformismus« ist es nicht unbedingt ein Ausdruck von letzterem, erstere prominent abzubilden: Der Künstler Dietmar Brehm hat uns für das Cover freundlicherweise ein Werk aus seiner Serie »Adorno Verkleidet«, 1980, Acryl auf Papier, zur Verfügung gestellt. Die textförmigen Reflexionen zum Thema decken verschiedenste künstlerische Bereiche exemplarisch ab, zu denen Mladen Savićs Essay über »Kirre Kunst« den weiträumigen Auftakt bildet: Jakob Hayner beschäftigt sich mit Konformismus im Theater, Berthold Seliger mit dem in der Musik und Melanie Letschnig damit, inwieweit er Věra Chytilovás Arbeit als Filmregisseurin beeinflusste. Paul Schuberth übt Kritik an Martin Roths Traum vom »intellektuellen Widerstand« und Thomas Edlinger problematisiert die Forderung an Kunst, kritisch sein zu sollen. Philip Hautmann wiederum stellt drei Komponist_innen in ihrem jeweiligen Nonkonformismus dar. Seit längerer Zeit findet sich in der Versorgerin wieder auch ausführlicher eine Darstellungsform, die Text und Bild in sich vereint: Der Comic »On Curation« stammt von Anna Haifisch.
Zusätzlich haben noch zwei kleinere Themengruppen ihren Weg in diese Ausgabe gefunden: Das Problem des Relativismus im Bereich der »Ritualforschung« analysiert Paulette Gensler anhand der Geschichtswissenschaft und Felix Riedel für die Ethnologie. Der Hype um »Künstliche Intelligenz« wiederum ist in Form von »Chat- und Social Bots« Gegenstand des Textes von Svenna Triebler und als dystopischer Anreiz »Alien zu werden« jener von Oliver Schürer und Christoph Hubatschke. Ein leider wiederkehrendes Thema ist das Erstarken rechtsextremer Strukturen und Bewegungen: Katharina Gusenleitner hat zur Unterscheidung zwischen Rechtspopulismus und -extremismus ein Interview mit dem Anwalt Alfred J. Noll geführt.
Einer, der zum Thema »Kunst und Konformismus« für diese Ausgabe bestimmt Erhellendes beizutragen gehabt hätte, wäre Armin Medosch, Autor zahlreicher ausgezeichneter Texte und Serien zur Kunst in der Versorgerin, gewesen. Aufgrund schwerer Krankheit konnte er das jedoch nicht tun. Bei Redaktionsschluss kam die Nachricht seines Todes am 23. Februar als schwerer Schock.
He will be dearly missed.
Die Redaktion