Editorial
Auch in der Stahlstadt Linz wird nun schon seit ein Paar Jährchen der »Rohstoff Kreativität« abgebaut. Und schon scheint es sich gelohnt zu haben, wurde Linz doch kürzlich in die illustre Runde der »UNESCO Creative Cities« aufgenommen. Welche Städte mit welch erstaunlichen Attributen sich da tummeln, erfahren wir von Svenna Triebler auf Seite 3, ebenso wie Wissenswertes über die »semantische Allzweckwaffe« Kreativität. Die Linzerinnen und Linzer scheinen vor allem in den Medienkünsten zu brillieren, der Titel Creative City of Media Arts lässt es vermuten. Armin Medosch findet die Auszeichnung nicht unverdient, gratuliert auf Seite 4, kommt aber um eine ausgedehnte »Begriffs-Kritik« nicht umhin. Was aber hat es nun mit dem ominösen Begriff der Kreativität auf sich? Wie der Schriftsteller Arthur Koestler ihn bereits in den Sechzigern entfaltete und dabei »in toto die Hochstaplerterminologie der Postmoderne« antizipiert, erläutert Magnus Klaue auf Seite 5. Ob zur Erlangung der Creative City of Media Arts auch Franz Xaver mit seiner extensiven Interview-Reihe »Mythos Medienkunst« sein Scherflein beigetragen hat? Jedenfalls findet er den Zeitpunkt günstig, der Serie einen Schlusspunkt zu setzen – mit Peter Weibel als Interview-Partner auf den Seiten 14 + 15.
Über die Großkundgebungen nach den Attentaten auf Charlie Hebdo und den koscheren Supermarkt in Paris, schreibt Gerhard Scheit auf Seite 9. Der antisemitische Charakter des Terrors war bei der offiziellen Rede in Wien kein Thema. Dass der Antisemitismus in allen Ausprägungen des Islamismus eine zentrale Rolle spielt, zeigt Stephan Grigat auf Seite 8.
1995 wurden vier junge Roma bei einem Attentat ermordet. Zwanzig Jahre später haben Lisa Bolyos und Carolina Frank die Oberwarter Romasiedlung besucht und berichten in ihrer Reportage auf Seite 10. »Was bleibt. Fragmente einer fortwährenden Vergangenheit« ist eine Ausstellung von Marika Schmiedt betitelt, die derzeit noch im DÖW zu sehen ist. Simone Schönett empfiehlt den Besuch, aber vor allem auch das Buch, eine »andere Art Familienalbum« auf Seite 11.
Richard Schuberth hat gerade einen ebenso tiefgründigen wie leichtfüßigen Schelmen- und Bildungsroman veröffentlicht. Wir bringen ein Kapitel aus dieser »Chronik der fröhlichen Verschwörung« auf Seite 13.
Soll in Schuberths Roman der »Holocaustroman« eines Jungschriftstellers verhindert werden, so geht es in Erwin Riess‘ Groll-Geschichte auf Seite 7 um nichts Geringeres als die Verhinderung des vollständigen Kollaps der globalen Ökonomie.
Claus Harringer stellt auf Seite 12 das Linzer Stadforschungsprojekt Avanti Anti Anti vor, und Tanja Brandmayr kündet auf Seite 16 vom nahen Frühling, wenn an der Stadtwerkstatt-Fassade die Maschinen austreiben.
Frühlingsgrüße!
k.