Editorial
»Es kommt ja ganz selten vor, aber da bin ich jetzt doch froh in Salzburg zu wohnen.«, meinte Didi Neidhart angesichts der unsäglichen, zittrigen »Angst vor Gewalt?«-Plakate der Linzer ÖVP, mit denen diese lange vor den anderen Parteien ihren »Gib-mir-ein-kleines-bisschen-Sicherheit«-Wahlkampf eröffnete. Darüber und über den neoliberalen Sicherheitsdiskurs im Allgemeinen schreibt Didi Neidhart auf Seite 3. »Angst vor Sicherheit?« scheint eine berechtigte Frage, die Chris Eder in seiner Collage auf dem Cover dieser Ausgabe der Versorgerin stellt, mit Blick auf die Polizeiexzesse am 1. Mai diesen Jahres. Hansi E., der bei der Demo verhaftet worden war, berichtet auf Seite 5 unter anderem von seinem Prozess. Dem Sicherheitsempfinden der Linzer Bürger und Bürgerinnen, vor allem der Geschäfte führenden, abträglich sind anscheinend auch die Bettler in der Stadt. Weshalb man sich ein Betteleiverbot durch die Hintertüre hereinholte. Wie das geht, können Sie auf Seite 4 in einem Offenen Brief an das Bezirksverwaltungsamt nachlesen.
Der Zensur im Internet widmen sich zwei Artikel in dieser Versorgerin. Anna Masoner sprach darüber in Paris mit Clothilde Le Coz, einer Mitarbeiterin von »Reporter ohne Grenzen« (Seite 12) und servus.at-Mitarbeiter Peter Wagenhuber erfuhr einiges über Zensur in sozialen Netzwerken in einem Vortrag auf einer Hacker-Konferenz in Vierhouten (Seite 13). Ganz oben auf der Liste der Internetzensoren steht naturgemäß der Iran. Die Proteste in Iran und die Rolle Österreichs beleuchtet der Politikwissen-schafter Stephan Grigat auf Seite 8.
Das Szenario »Give the People what they want« sieht Rainer Zendron als Etappensieger auf dem Linzer Weg von der Industriestadt zur Kulturstadt. Sein Beitrag, erschienen in »Phantom Kulturstadt«, findet sich auf Seite 7. Der Grazer Mediendesigner Orhan Kipcak liefert auf Seite 8 einen Beitrag zu Graz 03. Es darf verglichen werden.
Den Begriff der Medienkunst muss man in der Stadt der Ars Electronica sicher nicht mehr erklären. Den »Mythos Medienkunst« verhandelt eine neue Interviewreihe von Stadtwerkstatt-Mitarbeiter Franz Xaver. Seine Gesprächspart-ner sind vorwiegend österreichische KünstlerInnen, die bereits seit den 80ern aktiv sind. Den Beginn macht das Wiener Künstlerduo Graf+Zyx auf den Seiten 10 + 11. Von Franz Xaver finden sich auf Seite 9 auch Auszüge aus einem Forschungsbericht, den er gemeinsam mit Armin Medosch verfasst hat. Vorgestellt wird darin auch das Messschiff Eleonore, das im Linzer Winterhafen vor Anker liegt.
So long,
k.