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Autonomy (im)possible!
28. bis 31. Mai 2014
afo architekturforum oberösterreich
Herbert-Bayer-Platz 1
4020 Linz
Zum sechsten Mal veranstalten wir nach einem Jahr Pause wieder unser internationales Festival »Art Meets Radical Openness« (AMRO) in Kooperation mit der Kunstuniversität, Zeitbasierte Medien Linz und dem architekturforum oberösterreich (afo). Das afo im historischen Gebäude der Volksküche am Herbert-Bayer-Platz wird vom 28. bis 31. Mai zum virulenten Treffpunkt für radikalen Austausch in Sachen digitale Kultur und Überwachung, neue Ökonomien und ungewöhnliche Sichtweisen.
Eingeladen sind Künstler_innen, Hacktivist_innen, Theoretiker_innen, Software Entwickler_innen, Aktivist_innen und Weltverbesserer_innen als Protagonist_innen für gesellschaftliche Veränderung. Im Zentrum steht, wie kreative Akteur_innen zum Prozess der Veränderung beitragen und welche neuen Formen der Zusammenarbeit sie eingehen.
Eintritt frei!
Der AMRO SHOWCASE ist eine prozesshafte Ausstellung
Eröffnung 28. Mai 2014, 17:30
AMRO Worklabs: Aktive Teilnahme an Workshops – Get your hands dirty!
Anmeldung für Workshops: http://radical-openness.org
AMRO Konferenz ist in englischer Sprache.
Mittwoch, 28. Mai 2014, 19:00 - 19:40
Vortrag: Valie Djordjevic
Transparency and obfuscation
Die Begriffe Offenheit und Transparenz spielen in der aktuellen Diskussion über das Internet eine zentrale Rolle. Aber was bedeutet offen und transparent, wenn im Netz und im Alltag jede Bewegung und jedes Verhalten aufgezeichnet und ausgewertet wird – von Geheimdiensten und Unternehmen, on- und offline. Auf der anderen Seite ist Transparenz ein positiver Wert: Wiki- und Snowden-Leaks öffnen die Geheimnisse von Regierungen, Open-Source-Software macht den Quellcode von Software transparent, so dass sie verändert und weiterentwickelt werden kann. Können wir diese zwei Seiten der Transparenz miteinander versöhnen? Müssen wir es überhaupt? Ein Spaziergang durch die Netzpolitik, Netzgeschichte und Netzkultur Stand 2014.
20:00 - 20:40
Vortrag: Konrad Becker
Cultural Intelligence and Control: Tactics-Strategy-Operations
Cultural Intelligence untersucht die verflochtene Dynamik des virtuellen und realen, des symbolischen und des materiell erfahrbaren Raumes, die Wechselwirkung von konzeptualisierten Repräsentationen und gelebten Orten. Von der Druckerpresse, Photographie und Phonographie zu Kinematographie oder digitalen Medien – neue Kulturtechnologien der Aufzeichnung, Darstellung und Vervielfältigung von Information verändern die Form wie Realität wahrgenommen und strukturiert wird. Informationsdominanz erstreckt sich bis in die psycho-kybernetischen Koordinaten der individuellen Wirklichkeit. Die Wirkungslinien von Stealth-Technologien der Imagination reichen über kurzfristige taktische Interventionen hinaus. Langfristigere Strategien der Veränderung benötigen transversale Praktiken zwischen Theorie und Aktivismus, digitalen Medien und street culture.
Donnerstag, 29. Mai 2014
Präsentationen und Diskussion
Die Zeit des Belächelns derer, die als »paranoide Geeks« nicht ernst genommen wurden, scheint mit dem im Mainstream angelangten Überwachungs-skandalen nun kurzzeitig überwunden. Erneut entfacht eine Diskussion um das Thema Dezentralisierung von Infrastruktur und alternative Möglichkeiten, abseits großer Monopolisten, die den Zugang zu Information und zu Werkzeugen bestimmen und mit Geheimdiensten kooperieren.
Bringen diese neuen Erkenntnisse tatsächlich eine Chance für Alternativen und wer braucht sie überhaupt? Wie denken Protagonist_innen über neueste Entwicklungen und wie handeln sie?
Projektpräsentationen von AMRO Teilnehmer_innen und Diskussion
servus.at & mur.at, Peter Wagenhuber, Ushi Reiter, Jogi Hofmüller Vesna Manojlovic, u.a.
Freitag, 30. Mai 2014, 15:15 - 17:15
Panel: Das Unsichbare beleuchten
In den globalisierten Gesellschaften der Gegenwart lässt sich Macht immer weniger an einzelnen Akteuren oder Instanzen festmachen, sondern manifestiert sich vielmehr in Beziehungen und Diskursen, welche die Basis von Machtnetzwerken darstellen (Foucault 1978, 126). Auf Grund der Komplexität dieser Netzwerke, die aus dem wechselseitigen Einwirken von globalen Strömen von Menschen, Kapital, Technologien und Ideen resultiert, wird es auch zunehmend schwieriger, die Auswirkungen von Machtbeziehungen auf die soziale, politische und ökonomische Sphäre offen zu legen. Als Ort der Symbolproduktion und des Austauschs von Bedeutungen, kann Kunst einerseits als zentraler Austragungsort politischer Konflikte (Zembylas 200, 55), andererseits können künstlerische Strategien als Werkzeug benutzt werden, um verborgene Prozesse, Verbindungen und Machtnetzwerke zu beleuchten und damit Prozesse des sozialen Wandels zu fördern. Ob und wie Hacktivisten und Artivisten die Grenzen zwischen dem Legalen und Illegalen überschreiten müssen und welchem Risiko sie sich dabei aussetzen, damit beschäftigt sich dieses Panel.
Gäste: Marek Tuszynski, Markus Hafner, Lonneke Van Der Velden, Lizvlx, Doma Smoljo.
Moderation: Margarita Köhl
Samstag, 31. Mai 2014, 14:00 - 14:40
Vortrag: Georg Zoche
Open Source Citizenship, Currency and Identity Management for Global Democracy
Die Globalisierung wird von einer Handvoll überaus einflussreichen Individuen, transnationalen Konzernen und nationalen Supermächten dominiert.
Daher ist die Globalisierung nur für eine privilegierte Minderheit der Weltbevölkerung von Vorteil und so muss als äußerst unwahrscheinlich gelten, dass globale Probleme wie Weltfrieden, Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit mit den derzeit wirkenden Machtstrukturen gelöst werden könnten. Wir brauchen also einen Paradigmenwechsel: eine politische Struktur, in der sich die Bürger der Welt auf demokratisch legitmierte Weise gegen die Interessen von Nationalstaaten und Konzernen durchsetzen können. Diese Struktur fußt auf einem neuen Verständnis von »Staatsangehörigkeit« und benötigt als wesentliche Elemente eine transnationale Währung sowie ein Verfahren des transnationalen Identitätsmanagements.
15:00 - 17:00
Offene Bühne – Präsentationen von AMRO Teilnehmer_innen
19:00 - 22:30
Der Abend steht im Zeichen von Disrupting Business.
Vortrag und Panel gestaltet von Tatiana Bazzichelli
Die zunehmende Kommerzialisierung von Kontexten des Teilens und Netzwerkens verändert die Bedeutung von Kunst und Kommerz. Die Geschäftswelt vereinnahmt fortschreitend hacktivistische und künstlerische Strategien der Störung im Bereich der Sozialen Medien und Informationstechnologie. In der Unternehmenskultur bedeutet Störung nicht nur einen Bruch, sondern auch Innovation und Neugestaltung von Verhaltenstendenzen in Form von Handlungsweisen, welche am Markt nicht erwartet werden.
19:00 - 1 9:40
Vortrag: Tatiana Bazzichelli
Disrupting Business: Towards a Critique of Art & Activism
20:30 - 22:30
Panel: Openness and Liberty as Business Disruption
Dieses Panel widmet sich der Bedeutungsverschiebung von »Offenheit« und »Freiheit« im Zusammenhang mit Formen der »Unternehmensstörung« (business disruption). Seit einigen Jahren hat die Rhetorik der IT und social networking Branche ein bestimmtes Vokabular der Freiheit und Zusammenarbeit vereinnahmt. Do-It-Yourself, Wissensaustausch, Hackability und ähnliche Konzepte, welche erstmals im Bereich des interventionistischen Undergrounds der Hackerkultur und der vernetzten Kunst auftauchten, sind heute das Kerngeschäft vieler Unternehmen. Viele Hacker_innen und Aktivist_innen zeigten auf, dass die Rhetorik hinter dem Web 2.0 sich durch zunehmende Aneignung – und oftmalige Disambiguierung – der Hacker und Cyber-Utopien der 1980er bis 90er ausbildete. In diesem Panel reflektieren Hacker und kritische Denker über das Thema der Kooptierung radikaler Werte in Business Modellen. Dabei wird das bestehende Paradoxon der Funktionstüchtigkeit im System, gepaart mit dem gleichzeitigen Versuch der Störung beleuchtet. Sind Offenheit und Freiheit Formen der Betriebsstörung, die flexible Mechanismen Ertrags und der technischen Genealogie des Anarcho-Kapitalismus fördern?
Gäste: Marc Garrett, Karlessi, Nathaniel Tkacz.
Moderation: Tatiana Bazzichelli