»Turn me loose and set me free«
Nur einmal habe ich Merle Haggard in einem Konzert gesehen: Das war 2013 in Austin, Texas, beim »Austin Rodeo«. In eine provisorische Mehrzweckhalle, in der das eigentliche Rodeo stattfand, also all die Pferde- und Bullenritte, war mit einem Traktor eine mobile Bühne auf das Geläuf gefahren worden, die sich langsam zu drehen begann, als Merle Haggard das Konzert mit einem seiner großen Hits, Big City, eröffnete:
I’m tired of this dirty old city
Entirely too much work and never enough pay
And I’m tired of these dirty old sidewalks
Think I’ll walk off my steady job today.
Mit dem Refrain, der von Teilen des Publikums mitgesungen wurde:
Turn me loose, set me free
Somewhere in the middle of Montana
And gimme all I’ve got comin’ to me
And keep your retirement
And your so called social security
Big City, turn me loose and set me free.
Das war sehr Amerika, boy! Ländliches Amerika vor allem. Wo man stolz auf »Freiheit« ist oder das, was man dafür hält, wo man sich wünscht, den dreckigen großen Städten und den regelmäßigen Jobs den Rücken zu kehren – Scheiß auf Pensionen, Scheiß auf eure »sogenannte« soziale Sicherheit! Große Stadt, laß mich los, laß mich frei!
Merle Haggard war einer der bedeutendsten Singer/Songwriter Amerikas, und er verkörperte wie nur wenige den Geist und das Lebensgefühl der amerikanischen Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert: Diese hart arbeitenden, mitunter auch mal hart zuschlagenden, vom »Schicksal« gebeutelten Leute im eher ländlichen Amerika, die, trotz alledem und alledem, das Herz auf dem rechten Fleck haben, wie man so sagt.
Hier wird keine Dialektik verhandelt. Es wird nicht begründet, warum es den Menschen schlecht geht, es wird lediglich konstatiert. Das Leben der sogenannten kleinen Leute, der Arbeiter und der unteren Mittelschicht, wird in den Songs von Merle Haggard beschrieben in einem harten Realismus, den man auch aus amerikanischen Kurzgeschichten kennt: Wirtschaftliche Probleme vor allem, daraus resultierendes Alltagsleben, Liebe, Trennung, Zwänge, Konventionen. Hard boiled. All dies thematisiert der Country von Sängern wie Merle Haggard, Buck Owens oder Tony Joe White auf eine Art und Weise, die viel mit dem Blues der 1920 und 1930er Jahre zu tun hat: Country als der Blues des weißen Mannes, sozusagen.
1969 veröffentlichte Haggard seinen Workin’ Man Blues, den Song, der seine Rolle als Sänger des armen Amerika, der aufrechten Arbeiter zementierte, der Song vom Vater mit seinen neun Kindern, der hart arbeitet und manchmal davon träumt, seine Verantwortung hinter sich zu lassen, dem harten Leben zu entfliehen und sich einfach in den nächsten Zug zu setzen, »to catch a train to another town«, aber es bleibt ein kleiner und kurzer Tagtraum, denn in jeder anderen Stadt würde ja genau das gleiche Leben warten, dem er zu entfliehen trachtet:
It‘s a big job gettin‘ by with nine kids and a wife
You know I‘ve been a workin‘ man dang near all my life
I‘ll keep on working long as my two hands are fit to use
I drink my beer at a tavern
Sing a little bit of these working man blues
(...)
Sometimes I think about leavin‘, do a little bummin‘ around
Throw my bills out the window, catch me a train to another town
But I go back workin‘, I got to buy my kids a brand new pair of shoes
I drink my beer at a tavern and cry a little bit of these workin‘ man blues
Here comin‘, workin‘ man
Well, hey, hey, the working man, the working man like me
Never been on welfare and that‘s one place he will not be
He‘d be workin‘ just as long as his two hands are fit to use
Wie gesagt: Hier ist keine Dialektik, keine Rebellion, kein Widerstand zu finden, in solchen Songs so wenig wie in der US-amerikanischen Gesellschaft. Es ist ein Sich-Fügen in das als unvermeidlich und unabänderlich Erkannte, man arbeitet solange weiter, wie die beiden Hände zupacken können, abends trinkt man vielleicht ein Bier in der Kneipe, und auf keinen Fall wird man je Sozialhilfe oder sonstige staatliche Unterstützung beantragen – dieser tragische Stolz der weißen »blue collar worker«... Man könnte nun mit Marcuse kritisch anmerken, daß solche Songs der »Zementierung des Bestehenden«, vor allem der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung dienen. Man kann aber auch festhalten, daß die Selbstvergewisserung einer Schicht, die Beschreibung ihrer Sorgen und Nöte ein rares Gut ist, das dazu beiträgt, dieser Schicht ein gewisses Selbstbewußtsein zu verleihen. Denn ohne Zweifel schrieb Merle Haggard angry Songs darüber, wie es ist, in Armut zu leben. Und: in diesen Songs werden Dinge verhandelt, die die Popmusik kaum je zur Kenntnis nahm, heute noch weniger denn je. Hier dreht es sich um die Arbeiterklasse, die im Schlagerpop all der Wandas, AnnenMayKantereits und Andrea Bergs unserer Tage niemals vorkommen würde. Merle Haggard gab der »White Lower Middle Class« eine Stimme, etwa mit Hungry Eyes, in dem sich der Sänger erinnert, wie sein Vater in einem »crowded labour camp« (in so einem lebte auch Haggards Familie) mit seinen »two hard working hands« seine Familie durchzubringen suchte. Der Song (und damit das Album, das vermutlich Merle Haggards bestes ist) beginnt mit der Zeile »A canvas-covered cabin stands out in this memory I revive«, und das legt bereits die Stimmung fest, und dieser Rückblick ist alles andere als nostalgisch, es gibt keine »guten, alten Zeiten«, ganz im Gegenteil: Die Familie war extrem arm, die Situation hoffnungslos, man kämpfte für die Mindestbedingungen eines menschenwürdigen Lebens, etwas zu Essen, ein Dach über den Kopf:
Mama never had the luxuries she wanted
But it wasn‘t cause my daddy didn‘t try.
She only wanted things she really needed;
One more reason for my mama‘s hungry eyes.
Es muß doch eine Veränderung zum Besseren geben! Wie Arthur
Millers Handlungsreisender klammert sich der Vater an diese
Hoffnung, vergebens.
And us kids were just too young to realize
That another class of people put us somewhere just below;
One more reason for my mama‘s hungry eyes.
Merle Haggard schreibt hier in wenigen Zeilen und mit kühler Bitterkeit die Tragödie des gescheiterten amerikanischen Traums.
Mama tried beginnt mit den Zeilen
First thing I remember knowing
Is a lonesome whistle blowin’,
womit ein anderer ur-amerikanischer Mythos besungen wird, der sich in Haggards Liedern immer wieder findet (noch in seinem allerletzten Song singt er über einen Güterwaggon, »Kiss an old boxcar goodbye«...): Der Train-Song. Mama tried erzählt vom sozialen Abstieg eines Wanderarbeiters, der auf einen Güterzug aufspringt (Haggard riß mit zehn Jahren, nach dem Tod seines Vaters, das erste Mal von zuhause aus, auf einem Güterzug fuhr er nordwärts...) und im Gefängnis landet, so wie Merle Haggard, der nach etlichen Aufenthalten in sogenannten Besserungsanstalten 1957 wegen Einbruchs für drei Jahre ins Gefängnis San Quentin einfuhr, wo er 1958 Johnny Cash bei dessen allererstem Gefängnis-Konzert überhaupt erlebte (es wird gern behauptet, daß Haggard von dieser Show so beeindruckt gewesen sei, daß er sich das Gitarrespielen beibrachte, was ziemlicher Mumpitz ist: bereits im Alter von zwölf Jahren, also 1949, hatte er sich das Gitarrespielen beigebracht, und schon 1951 hatte er in Modesto seine ersten bezahlten Auftritte). Haggard hat erlebt, wovon er sang, und das merkt man seinen Songs an. Und er nahm Stellung, bewies Haltung, etwa 1972 mit Irma Jackson, einem Lied über eine verbotene »gemischtrassige« Liebschaft.
Und dann gibt es dieses Sing Me Back Home, dessen Refrain
Sing me back home with a song I used to hear
Make my old memories come alive
Take me away and turn back the years
Sing me back home before I die
für einen sentimentalen Song angesichts des bevorstehenden Todes gehalten werden könnte, wenn da nicht die Geschichte wäre, die Haggard gleich in der ersten Zeile erzählt:
The warden led a prisoner down the hallway to his doom
Der Gefängniswärter führt einen Gefangenen den Flur entlang in sein Verderben, es ist sein letzter Gang, ihn erwartet die Todesstrafe. Und er fragt den Wärter, ob ihm sein Gitarre spielender Freund einen letzten Song spielen könne. Und dieser Song wird dem Todeskandidaten alte Erinnerungen vorspiegeln, ihn in eine andere Welt entführen, all die Jahre zurückdrehen. Und die dunkle Trommel des Drummers der Strangers, Eddie Burri, imitiert den Herzschlag des zum Tode Verurteilten (die Gitarre bei der Studioaufnahme dieses Songs spielt übrigens kein Geringerer als Glen Campbell).
Hier ist er wieder, der große Unterschied zu vielen, die sich heute Singer/Songwriter nennen und deren Songs an Banalität und kitschiger Gefühligkeit kaum zu übertreffen sind: Haggard schreibt Selbsterlebtes. In diesem Song erinnert er an seinen Zellengenossen »Rabbit« Hendricks, der in der Gaskammer umgebracht wurde und dessen letzten Gang Haggard im Gefängnis miterlebt hat. Im Interview mit »Billboard« erinnert er sich 1977: »Es ist ein Gefühl, das du nie vergißt, wenn du jemanden, den du kennst, seinen letzten Gang antreten siehst.« Und Erlösung finden die Protagonisten des amerikanischen (Alb-)Traums nur im Country-Song, der sie »zurück nach Hause«, »back home« singt.
1969 nahm Merle Haggard den wahrscheinlich berüchtigsten Song seiner Karriere auf: Okie from Muscogee, den er zusammen mit Strangers-Drummer Eddie Burri schrieb, jenen Song, der auf einfachste Weise die Ansichten der sogenannten einfachen Menschen des ländlichen und kleinstädtischen Amerikas beschrieb, die Angst vor gesellschaftlichen Veränderungen haben und diese Angst in stereotypen reaktionären Binsenweisheiten abzudämpfen suchen, die sich explizit gegen das liberale Amerika und speziell gegen die Hippie-Kultur Kaliforniens richten:
We don‘t smoke marijuana in Muskogee;
We don‘t take no trips on LSD
We don‘t burn no draft cards down on Main Street;
We like livin‘ right, and bein‘ free.
I‘m proud to be an Okie from Muskogee,
A place where even squares can have a ball
We still wave Old Glory down at the courthouse,
And white lightnin‘s still the biggest thrill of all
(...)
We don‘t make a party out of lovin‘;
We like holdin‘ hands and pitchin‘ woo;
We don‘t let our hair grow long and shaggy,
Like the hippies out in San Francisco do.
Zweifelsohne war dieser Song, der als Joke im Tourbus entstanden war, ironisch, und zweifelsohne ist er als Parodie auf die ländliche, sagen wir hinterwäldlerische Redneck-Kultur gemeint. Ebenso zweifelsfrei aber bekam Okie from Muskogee eine Eigendynamik und wurde zu einem Monsterhit, zur Hymne der Konservativen, für die der Krieg in Vietnam ein Krieg für die amerikanischen Werte, für »freedom and democracy« war – ohne diesen ideologischen Überbau wäre es für die Unter- und untere Mittelschicht kaum auszuhalten gewesen, daß ihre Söhne in Vietnam kämpften und nicht wenige im Sarg oder als Krüppel zurückkehrten.
Manche Nachrufe auf Merle Haggard sprechen von dem »oft mißverstandenen« Okie from Muskogee, aber so einfach kommt man nicht davon. Sicher, der Song war als Joke entstanden und ironisch gemeint – er hatte aber längst ein Eigenleben entwickelt, und Haggard tat einiges, um den patriotischen Anti-Hippie-Furor seines Songs anzuheizen, etwa durch einschlägige Interviews im »Rolling Stone«. Okie from Muskogee ist kein mißverstandener Song, wie es etwa Born in the U.S.A. von Bruce Springsteen ist.
Man wird nicht umhinkommen festzustellen, daß Merle Haggard politisch in den 1960er und 1970er Jahren eher der Rechten zuneigte, und es wäre albern, das nicht zur Kenntnis zu nehmen. Diese Einstellung ist in den USA nicht eben schwach verbreitet: Starke Sympathie für die Armen und die Arbeiter. Aber eben auch unbedingte Zustimmung zu Demokratie und der US-Version von »Freiheit«, für die auch gekämpft werden muß, auch mit dem Militär. Dies ist eine Einstellung, die nicht nur bei Merle Haggard anzutreffen ist, sondern auch beispielsweise bei Johnny Cash. Dort tritt sie sogar noch unverfälschter, noch reaktionärer auf, etwa in seinem Song Ragged Old Flag. In der Anmoderation zu einer Konzertaufführung dieses Songs in einem Stadion gibt Cash zunächst den Patrioten, erzählt, daß er, wann immer er aus Europa zurückkehre, sein Land noch mehr liebe als zuvor. Und dann sagt Cash: »I thank God for all the freedoms we’ve got in this country. (...) Even the rights to burn the flag, you know? I’m proud of those rights.« Sein Publikum ist kurz sprachlos, dann entrüstet, und es entlädt sich eine Orgie von Buhs über den Country-Sänger. Die Freiheit, unsere amerikanische Flagge zu verbrennen? Wie bitte?!? Doch Cash bringt das Publikum zum Schweigen und fährt fort: »Let me tell you some. We also got the right to bear arms. And when you burn my flag, I shoot you!« Wir haben das Recht, Waffen zu tragen, und wenn du meine Flagge verbrennst, erschieße ich dich! Ohrenbetäubender Jubel.1 Eine bittere Szene, die den »Man in black« nicht in gutem Licht scheinen läßt. Doch was bedeutet das für die Songs, die Johnny Cash oder Merle Haggard singen? Ändert sich an der Kunst der ganz Großen irgendetwas, wenn Singer/Songwriter’s Paradies nicht ohne Fehler daherkommt? Wir leben selbst in tausend Kompromissen und Widersprüchen. Aber von den Künstlern, die wir verehren, erwarten wir, daß sie immer das Richtige tun oder doch zumindest sagen und singen. Natürlich ist es schöner (und für uns Fans einfacher), wenn ein Künstler in einer Einheit von Wort und Tat lebt. Und es mag eines der Lebensziele von uns Vorläufigen sein, Wort und Tat so weitgehend in Übereinstimmung zu bringen, wie es irgend möglich ist. Doch das Werk eines Merle Haggard wird keinen Deut unbedeutender dadurch, daß er auch den einen oder anderen zweifelhaften Song geschrieben, das eine oder andere merkwürdige Statement abgegeben hat.
Und ob Merle Haggard tatsächlich zeitlebens ein »Rechter« war, würde ich bezweifeln. Er zeigte sich später mit den Dixie Chicks solidarisch, die gegen Bushs mit Lügen erzwungenen Irak-Krieg ausgesprochen hatten und daraufhin von tausenden US-Radiostationen boykottiert wurden. 2005 veröffentlichte The Hag seinen eigenen Anti-Irak-Krieg-Song, »Let’s get out of Iraq / And get back on track.« Er sang 2007 in seinen Konzerten einen Song, der sich für die Präsidentschaft von, nun ja, Hillary Clinton einsetzte, und als Obama 2008 Präsident der USA war, schrieb Haggard ein Gedicht mit dem Titel »Hopes Are High«. 2009 schließlich sang er den Woody Guthrie-Song Jesus Christ für Michael Moore’s Film Capitalism: A Love Story, mit den Zeilen
He said to the rich, »Give your money to the poor,« (...)
He went to the preacher, He went to the sheriff
He told them all the same
»Sell all of your jewelry and give it to the poor,«
Und Merle Haggard fügt diesen Zeilen im Brustton vollster Überzeugung hinzu:
When the patience of the workers gives away,
Would be better for the rich if they’d never been born.
Mag sein, daß Haggard auch mal ein Konservativer war. Aber er war immer, zeit seines Lebens, der Sänger der amerikanischen Arbeiterklasse, der Unterschicht, der unteren Mittelschicht, der Verlierer des Kapitalismus. Und die Melodie der »Freiheit«, die die amerikanische Unterschicht so gerne pfeift, ist eben auch ein Pfeifen im Wald: Da draußen lauert schließlich ein Leben, das noch übler, noch hoffnungsloser ist als das, das man gerade lebt oder vor dem man sich in eine Traumwelt zurückzieht. Haggard war, neben Willie Nelson oder Waylon Jennings, der Held des »Outlaw Country«.
Musikalisch begründete Merle Haggard zusammen mit Buck Owens den »Bakersfield Sound«, einen von Gitarren geprägten, scharfkantigen Sound mit Ecken und Kanten – bewußt im Gegensatz zum seit den 1950er Jahren in Nashville vorherrschenden kommerziellen Zucker- und Schmusebrei, für den The Hag nur Verachtung übrig hatte. Sein Einfluß auf die Populärmusik ist unendlich groß, größer als die Zahl der Künstler, die seine Songs gecovert haben: The Grateful Dead (deren Version von Mama Tried man im berühmten Woodstock-Film sehen kann), The Byrds (Sing Me Back Home), Gram Parsons, der Merle Haggard verehrte, Joan Baez, Elvis Costello oder die Flaming Lips und Bonnie ‚Prince’ Billy. Und Country-infizierte Alben wie Bayou Country von CCR oder Beggars Banquet der Rolling Stones sind wohl schwerlich ohne den Einfluß Merle Haggards vorstellbar. Lynyrd Skynyrd sangen in ihrem Railroad Song: »Well I’m a ride this train Lord until I find out / What Jimmie Rodgers and the Hag was all about«. Und Bob Dylan veröffentlichte 2006 auf »Modern Times« seinen Workingman’s Blues # 2, eine Referenz an Haggards Jahrzehnte vorher entstandenen Working Man’s Blues, in dem The Hags Schlußzeile wörtlich zitiert wird.
Merle Haggard wurde am 6. April 1937 als Sohn von armen Arbeitsmigranten geboren und starb am 6. April 2016. Obwohl 2008 bei Haggard Lungenkrebs diagnostiziert wurde und ihm große Teile seiner Lunge entnommen wurden, ging er weiter unermüdlich auf Tournee, selbst ganz der hard working man, den er in vielen seiner Lieder besungen hat. Im Jahr 2013, als ich Merle Haggard in Austin gesehen habe, gab Haggard 88 Konzerte – im Alter von 76 Jahren! Seinen letzten Song, Kern River Blues, nahm Haggard am 9. Februar 2016 auf, weniger als zwei Monate vor seinem Tod. Der Song ist ein Farewell eines großen Sängers und Songwriters, aber auch ein Farewell auf bessere Zeiten:
Well, I’m leaving town forever
Kiss an old boxcar goodbye
Well, I’m leaving town forever
Kiss an old boxcar goodbye
I dug my blues down in the river
But the old Kern River is dry
Eine längere Version dieses Textes mit Eindrücken von Haggards Konzert in Austin finden Sie hier.
Der Autor hat auf Spotify eine Playlist zusammengestellt, die wichtige Songs von Merle Haggard sowie einige Coverversionen (und ihre Originalversionen) entlang dieses Aufsatzes enthält, aber auch zwei der besten Songs überhaupt, die in dem Aufsatz nicht mehr unterzubringen waren: Das so niederschmetternde wie würdevolle Chill Factor und I Take A Lot Of Pride In What I Am. Die meisten seiner Alben sind heute in günstigen Nachpressungen erhältlich. Von Merle Haggard sind zwei Autobiografien erschienen, die bessere ist »My House Of Memories« (Merle Haggard with Tom Carter). Unbedingt empfehlenswert ist »Merle Haggard. The Running Kind« von David Cantwell (University of Texas Press, Austin).