Editorial
»If voting changed anything they would make it illegal« dieser vielzitierte, der Anarchistin Emma Goldman zugeschriebene Spruch greife zu kurz, erklärt Erwin Riess und enthüllt anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl auf Seite 3 der Versorgerin #99 in einer Groll-Geschichte den »verborgenen Modus der Demokratie«.
Ljiljana Radonic hat sich angesehen, was SchülerInnen in der achten Schulstufe im neuen EU-Land Kroatien über den so genannten »Heimatländischen Krieg« lernen (Seite 4). Lisa Bolyos schreibt auf Seite 5 über die Refugee-Bewegung und die Abschiebung von acht Asylsuchenden aus dem Servitenkloster. Die Augustin-Redakteurin ist auch Mitherausgeberin eines Buches über Kunst und Geschichtspolitik, das sie gemeinsam mit Katharina Morawek am 11. September in der Stadtwerkstatt präsentieren wird. Mehr über die Diktatorpuppe im Interview von Tanja Brandmayr auf Seite 6.
Als »guilty pleasure« bezeichnete Lars Quadfasel in der Zeitschrift »Konkret« die Rausch-Musik Richard Wagners. Derlei Gefühl ficht den hiesigen Wagnerianer naturgemäß nicht an. Er kann es kaum erwarten, dass dank neuem Musiktheater Wagners Ring des Nibelungen endlich auch in Linz aufgeführt werden kann. Gerhard Scheit liest den Ring auf Seite 8 als Gegenentwurf zum Kapital von Karl Marx, und Lars Quadfasel sieht bei Wagner auf Seite 7 die »Urszene der Kulturindustrie«.
Als Freund österreichischer Krimiserien entpuppt sich Magnus Klaue, der auf Seite 10 seine Gründe dafür darlegt.
Gute Gründe für Kritik an der Ars Electronica kann Armin Medosch in unserer Titelstory Von Total Recall zur digitalen Demenz anführen. Die Zeichnung auf unserem Cover, das, für Nicht-LinzerInnen sei es angeführt, Mimikry an das offizielle Ars-Plakat vollführt, stammt von einem anonymen Künstler (Künstlerin?) aus den 00er-Jahren und prangt seit dieser Zeit auf einem Küchenkastl in der Stadtwerkstatt.
Gast in der Reihe »Mythos Medienkunst« von Franz Xaver ist der Künstler Herwig Turk (Seite 12). Tanja Brandmayr berichtet auf Seite 14 über eine Tanz/Neue Musik-Residency auf der Eleonore aus diesem heißen Sommer.
Ein Text aus ihrem Roman Atemnot erinnert an die 2010 verstorbene Linzer Schriftstellerin Eugenie Kain. Katharina Kain und Alenka Maly werden am 28. 11. in der Stadtwerkstatt aus Atemnot lesen und musizieren.
»Stadt in Angst« könnte der Text von Druzba-Wirt Franz Primetzhofer auf Seite 17 auch betitelt sein, ein Kommentar zum wahnwitzigen Wettzinsgeschäft der Stadt Linz mit der BAWAG. Angst könnte es einem auch machen, liest man nach, wo Österreichs mächtigster Konzern überall seine Finger drin hat. Das kann man nun in Schwarzbuch Raiffeisen, das Gabriele Stöger für die Versorgerin auf Seite 16 rezensiert
hat, tun.
Fürchtet euch nicht
k.